Recht, Gerechtigkeit und Thomas von Aquin: Gesetzesarten
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Beziehung zwischen Gerechtigkeit, Gültigkeit und Wirksamkeit des Rechts
Einige argumentieren, dass ein Recht, das nicht gerecht ist, nicht verpflichtend sein sollte und daher nicht als gültig zu betrachten ist. Dieses Argument wird jedoch nicht immer akzeptiert. Eine Gegenposition besagt, dass die Gültigkeit und Durchsetzbarkeit des Rechts unabhängig von seiner Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit ist. Demnach ist ein Recht gültig, allein weil die Norm von Menschen, in der Regel durch die Autorität des Staates, geschaffen wurde.
Zusammen mit diesen Vorstellungen gibt es den Begriff der Wirksamkeit (Effizienz). Wirksamkeit bedeutet, dass die betreffende Rechtsnorm in der Praxis erfüllt wird. Dies geschieht entweder, weil der Adressat der Regel ihr freiwillig nachkommt, oder weil die zuständige Autorität die Sanktionen letztendlich mit Zwang durchsetzt.
Thomas von Aquin: Naturrecht und Gesetzesarten
Das Hauptwerk dieses Autors, die Summa Theologica, legt eine umfassende Lehre des Naturrechts dar. Es ist hier angebracht, die Art und Weise zu präsentieren, wie der Heilige Thomas zwischen Gesetz und Recht unterscheidet.
In allgemeiner Form ist das Gesetz eine Regel, die Verhaltensweisen lenkt. Das Recht hingegen ist ein Gerechtes, ein Akt der Gerechtigkeit, oder wie er es lieber ausdrückt: das Recht ist das Richtige.
Er unterscheidet folgende Arten von Gesetzen:
Das göttliche Gesetz
Dies ist das Gesetz, das in den Heiligen Schriften offenbart ist, also in der Bibel. Sein Inhalt ist breit und vielfältig.
Das ewige Gesetz
Es ist Gott selbst. Wir können es nicht vollständig erfassen, da es unendlich viel größer ist als der menschliche Geist. Wir kennen nur partielle Erscheinungsformen in unserem Bewusstsein, und diese nennt der Heilige Thomas das Naturgesetz.
Das Naturgesetz
Eine partielle Manifestation des ewigen Gesetzes im Gewissen des Menschen. Sein großes Prinzip ist, Gutes zu tun und Böses zu meiden. Der Mensch kann zwischen Gut und Böse unterscheiden, da wir in unserem Bewusstsein eine Fähigkeit namens Synderesis besitzen, die uns diese Unterscheidung ermöglicht. Der Heilige Thomas schreibt ihm folgende Eigenschaften zu: Es ist erkennbar, unauslöschlich und universal.
Das positive menschliche Gesetz
Es muss den Gesetzen der Natur unterliegen und leitet sich daraus ab. In der Summa Theologica wird es definiert als: „eine vernünftige Anordnung zum Gemeinwohl, erlassen von dem, der die Sorge für die Gemeinschaft trägt und sie verkündet hat.“ Für Thomas von Aquin ist positives Recht, das im Widerspruch zum Naturrecht steht, nicht bindend für das Gewissen; das heißt, es kann sogar missachtet werden.