Germanischer Wortschatz, Lautverschiebung und Verners Gesetz

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Germanischer Wortschatz

Am erweiterten Wortbestand der Germanen können wir die Fortschritte gegenüber der älteren Zeit erkennen. Die ‚Urgermanen‘ lebten in einer Bronzezeitkultur, also bequemer als ihre Vorfahren. Sie wohnten und aßen besser (Bett, Stuhl, Wiege, Brot), hatten mehr Werkzeuge, kleideten sich besser (Hemd, Rock, Hose) und wuschen sich mit Seife. Die neuen Wörter für Küstenlandschaft, Seefahrt und Fischfang und für nördliches Klima sagen etwas über die Heimat der Germanen aus; und Wörter wie König, Volk, Erbe, Ding zeugen von ihrem Staats- und Rechtwesen. Auffallend ist, dass viele neue Wörter in die Sachgebiete Kampf, Waffen u. dgl. gehören, was auch an den germanischen Personennamen deutlich wird. In diesen teilweise noch heute fortlebenden Personennamen gibt es viele alte Wortstämme aus dem Bereich des Krieges: Solche aus germanischen Wortstämmen gebildete Personennamen sind z.B. Gunther, Arnold, Wilhelm, Volkmar und die aus dem Germ. entlehnten frz. Louis (Ludwig) und it. Garibaldi.

Lautverschiebung und Verners Gesetz

Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die das Germanische von den übrigen indogermanischen Sprachen unterscheiden und es aus der Gesamtheit des Indogermanischen als einen selbständigen Zweig herausheben. Unter dem Terminus erste Lautverschiebung fassen wir eine ganze Reihe von lautlichen Vorgängen zusammen, von denen die indogermanischen Verschlusslaute betroffen werden:

  1. Die indogermanischen stimmlosen Verschlusslaute p, t, k und die indogermanischen stimmlosen behauchten Verschlusslaute ph, th, kh wurden im Germanischen zu den stimmlosen Reibelauten f, þ, x.
  2. Die indogermanischen stimmhaften behauchten Verschlusslaute bh, dh, gh wurden im Germanischen zu den stimmhaften Reibelauten b, d, g, die später größtenteils zu b, d, g werden.
  3. Die indogermanischen stimmhaften Verschlusslaute b, d, g werden im Germanischen zu den stimmlosen Verschlusslauten p, t, k.

Verners Gesetz: Warum heißt es ziehen aber gezogen – obwohl in beiden Fällen ein *teuk zugrunde liegt? Diese und ähnliche Fälle nannte J. Grimm grammatischen Wechsel, konnte sie aber noch nicht erklären. Die Lösung des Problems fand der dänische Sprachforscher Karl Verner, weswegen die Erscheinung auch Verners Gesetz genannt wird. Genau wie heute noch bisweilen ein stimmloser Reibelaut im Auslaut vor einer betonten Silbe stimmhaft ausgesprochen werden kann. Dies geschah, bevor der germanische Akzent auf die erste Silbe festgelegt wurde. Die Betonung auf der Endsilbe hatten z.B. Wörter wie *septm (sieben) *pater (ist fadir). Hieraus ist ein Konsonantenwechsel entstanden, der sich noch immer bei etymologisch verwandten Wörtern und bei den starken Verben auswirkt, obwohl er in älteren Sprachperioden häufiger war und in neuerer Zeit allmählich durch Analogie ausgeglichen wurde.

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