Gesellschaft, Aufklärung und Industrialisierung im 18. Jh.

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Ständegesellschaft im Ancien Régime

Die Gesellschaft des Ancien Régime war in Stände eingeteilt. Adel und Klerus waren die privilegierten Stände, während der Rest der Gesellschaft keine Privilegien hatte.

Die privilegierten Stände

Der Adel

Man gehörte dem Adel von Geburt an an, obwohl der König auch Titel als Belohnung für geleistete Dienste verleihen konnte. Der Adel zahlte keine Steuern, besaß Ländereien, für die er Abgaben erhielt, und unterlag nicht der normalen Gerichtsbarkeit, sondern der des Königs. Adlige konnten nicht einfach inhaftiert oder normalen Prozessen unterworfen werden.

Der Klerus

Der Klerus besaß ebenfalls Reichtum und Land, zahlte keine Steuern und erhielt Abgaben (Renten). Er war unterteilt in:

  • Hoher Klerus: Erzbischöfe, Bischöfe, Kardinäle, Äbte und Kanoniker. Sie stammten meist aus adligen Familien und konnten öffentliche Ämter bekleiden.
  • Niederer Klerus: Priester, Mönche. Sie besaßen oft keinen Reichtum oder Land, genossen aber dennoch die Privilegien des Klerus.

Die nicht-privilegierten Stände

Sie machten etwa 80% der Bevölkerung aus und umfassten Bauern, Handwerker, Händler usw. In Frankreich wurde diese Gruppe als Dritter Stand bezeichnet. Sie zahlten Steuern und hatten keine Privilegien. In einigen europäischen Ländern besaßen die Bauern Land. Einige Handwerker und Kaufleute häuften durch ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten Reichtum an und bildeten das Bürgertum (Bourgeoisie). Trotz ihres Vermögens waren sie dem Adel sozial unterlegen und konnten nicht einfach in den Adelsstand aufsteigen. Das Bürgertum war von der politischen Macht weitgehend ausgeschlossen, ahmte oft den Lebensstil des Adels nach und versuchte, durch Eheschließungen Verbindungen zu verarmten Adelsfamilien herzustellen.

Die Aufklärung

Die Aufklärung war eine philosophische, literarische und wissenschaftliche Bewegung, die im 18. Jahrhundert (s. XVIII) aufkam. Ihre Grundlage war der Glaube an die Vernunft. Die Aufklärer glaubten, dass der Mensch dazu geboren sei, glücklich zu sein, und dass die Vernunft im Einklang mit der Natur stehe. Diese Ideen verbreiteten sich durch Bücher, Zeitungen und Diskussionen.

Wirtschaft vor der Industrialisierung

Innovationen in der Landwirtschaft

  • Die Landwirtschaft war der wichtigste Wirtschaftszweig: Angebaut wurden hauptsächlich Getreide, Weinreben und Olivenbäume.
  • Zwischen 80% und 90% der Bevölkerung lebten auf dem Land.
  • Die technischen Mittel waren veraltet und unzureichend, was oft zu Versorgungskrisen führte.
  • Im 18. Jahrhundert wurden neue Anbaumethoden entwickelt und technische Neuerungen eingeführt, um die Produktion zu steigern.

Handwerk und Manufakturen

Das Handwerk in der Stadt wurde von Zünften kontrolliert. Im 18. Jahrhundert entstanden Manufakturen mit einer größeren Anzahl von Mitarbeitern. Die Produktion wuchs, und ein Teil davon wurde für den Handel bestimmt. Auf dem Land entwickelte sich eine ländliche Hausindustrie, oft von Frauen betrieben.

Politische Systeme

Absolutismus

Im 18. Jahrhundert regierten die Monarchen nach dem Prinzip des Absolutismus, bei dem die gesamte Staatsgewalt (Souveränität) beim Herrscher lag. Der Staat wurde mit der Person des Königs identifiziert. Die absolute Macht wurde oft mit dem Gottesgnadentum (göttlichem Recht) legitimiert. Natürliches Recht und Gewohnheitsrecht konnten die königliche Macht theoretisch begrenzen. Eine tatsächliche Begrenzung ergab sich auch durch den Einfluss der privilegierten Stände (Adel und Klerus).

Das englische Parlament

Seit 1688 herrschte in England eine parlamentarische Monarchie. Das Parlament war der Gesetzgeber und wählte den Premierminister, der die Exekutive leitete. Das Parlament war unterteilt in:

  • House of Lords (Oberhaus): Bestehend aus Adel und hohem Klerus.
  • House of Commons (Unterhaus): Bestehend aus niederem Adel und hohem Bürgertum (Bourgeoisie).

Die Mitglieder des House of Commons wurden durch ein eingeschränktes Männerwahlrecht gewählt. Um Parlamentsmitglied zu werden, war ein hohes Einkommen erforderlich.

Aufgeklärter Absolutismus

Die Ideen der Aufklärungsphilosophen und Wissenschaftler stellten die bestehenden sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse (Ancien Régime) in Frage. Gleichheit und Toleranz sollten die Grundlage menschlicher Beziehungen sein. Diese Ideen beeinflussten einige europäische Monarchen. Der aufgeklärte Absolutismus war eine Regierungsform, bei der Monarchen ihre absolute Macht nutzten, um Reformen im Sinne der Aufklärung zum Wohle ihrer Untertanen durchzuführen. Aufgeklärte Minister waren für die Modernisierung der Landwirtschaft, die Förderung von Kultur und Kunst usw. verantwortlich. Die Reformen beschränkten sich jedoch meist auf administrative Bereiche und tasteten die absolute Macht nicht grundlegend an.

Politisches Denken der Aufklärung

Das politische Denken wurde maßgeblich von Denkern wie Locke, Voltaire, Montesquieu und Rousseau beeinflusst:

  • John Locke (1632-1704): Schlug eine Staatsform vor, die Machtkonzentration vermeidet und die Freiheit des Einzelnen garantiert.
  • Voltaire (1694-1778): Verteidiger der Gedankenfreiheit und religiösen Toleranz.
  • Montesquieu (1689-1755): Glaubte, dass Freiheit am besten durch die Begrenzung der Macht des absoluten Monarchen gesichert sei. Sein Hauptwerk ist Vom Geist der Gesetze. Er verteidigte ein Staatsmodell, das auf der Gewaltenteilung basiert: a) Legislative (Gesetzgebung), b) Exekutive (Ausführung, inkl. Armee), c) Judikative (Rechtsprechung).
  • Jean-Jacques Rousseau (1712-1778): Beschrieb den Menschen im Naturzustand als „edlen Wilden“ und sah ihn in der Gesellschaft versklavt. In seinem Werk Der Gesellschaftsvertrag legte er dar, dass die Volkssouveränität die sicherste Garantie für die Rechte des Einzelnen sei.

Wachstum des Handels

Im 18. Jahrhundert expandierte der Überseehandel stark, insbesondere mit Amerika, Asien und Afrika, wo Kolonien gegründet wurden, um wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Der Besitz von Kolonien wurde zu einem zentralen Konfliktpunkt zwischen den europäischen Mächten. Der Überseehandel wurde von den europäischen Monarchen gefördert, oft im Rahmen des Merkantilismus. Es wurden große Handelskompanien wie die Ostindien-Kompanie und die Westindien-Kompanie gegründet. Die Bedeutung von Banken nahm zu, und Kreditwesen, Wechsel und Papiergeld entwickelten sich weiter.

Beginn der Industriellen Revolution

Mechanisierung und Fabriksystem begannen vor allem in Großbritannien:

1. Textilindustrie

Der Baumwollsektor expandierte stark, begünstigt durch Baumwollplantagen in den britischen Kolonien Nordamerikas. John Kay erfand 1733 das „fliegende Weberschiffchen“ (Shuttle). Die Nachfrage nach Garn stieg enorm, was zur Entwicklung von Spinnmaschinen führte (z.B. Spinning Jenny, Waterframe). Fabriken entstanden, um die Produktion zu steigern.

2. Eisen- und Stahlindustrie

Eisen wurde für landwirtschaftliche Geräte, Werkzeuge und Maschinen benötigt. Abraham Darby I entdeckte, dass Koks (aus Steinkohle) zum Schmelzen von Eisenerz verwendet werden kann. Henry Cort entwickelte das Puddelverfahren, um Verunreinigungen aus dem Roheisen zu entfernen und schmiedbares Eisen herzustellen. Der Ausbau der Eisenbahn machte Großbritannien zu einem führenden Hersteller und Exporteur von Eisen.

3. Dampfmaschine und Eisenbahn

Die von James Watt verbesserte Dampfmaschine wurde zur Antriebskraft für Maschinen und Transportmittel. Die Eisenbahn nutzte die Dampfmaschine für Lokomotiven. In Großbritannien wurden tausende Kilometer Schienennetz gebaut. Der Eisenbahnbau zog große Investitionen an, förderte andere Industriezweige (Kohle, Eisen) und senkte die Transportkosten für Waren.

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