Gestaltgesetze und Wahrnehmung

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Gestaltgesetze

In unserer üblichen Erfahrung nehmen wir Objekte als stabil wahr. Die Gestaltpsychologie versucht zu erklären, wie wir Wahrnehmungsphänomene organisieren und wie wir eine Ansammlung von Objekten oder eine Kombination von Empfindungen nicht als ungeordnete Einzelteile, sondern als „organisiertes Ganzes“ oder „Gestalt“ wahrnehmen.

Figur-Grund-Gesetz

Bei jeder Wahrnehmung trennen wir eine Figur vom Hintergrund. Die Figur ist das Objekt unserer Aufmerksamkeit, während der Hintergrund der restliche Bereich ist. Es ist unmöglich, beides gleichzeitig als Figur wahrzunehmen.

Gesetze der Reizgruppierung

Diese Gesetze beschreiben, wie Menschen dazu neigen, Reize zu organisieren und zu sinnvollen Einheiten zu gruppieren. Dazu gehören:

  • Gesetz der Einfachheit (Prägnanz): Tendenz, Reize auf die einfachste und stabilste mögliche Weise wahrzunehmen.
  • Gesetz der Geschlossenheit: Tendenz, unvollständige Figuren als vollständig wahrzunehmen.
  • Gesetz der Nähe: Elemente, die nahe beieinander liegen, werden als zusammengehörig wahrgenommen.
  • Gesetz der Ähnlichkeit: Ähnliche Reize werden als zusammengehörig wahrgenommen.
  • Gesetz der Kontinuität (guten Fortsetzung): Elemente, die eine Fortsetzung oder Richtung andeuten, werden als zusammengehörig wahrgenommen.

Wahrnehmung (Perzeption)

Wahrnehmung ist der Prozess, wie wir Informationen aus unserer Umwelt aufnehmen, organisieren und interpretieren. Es ist kein passiver Vorgang; unsere Vorerfahrungen, Erwartungen und unser Wissen beeinflussen, was und wie wir wahrnehmen. Wir sind keine bloßen Empfänger von Reizen, sondern konstruieren aktiv unsere Wahrnehmung.

Aus konstruktivistischer Sicht beeinflussen sich die an der Wahrnehmung beteiligten Elemente gegenseitig. Gedächtnis und gespeichertes Wissen sind in kognitiven Strukturen organisiert. Subjektive Faktoren und Erfahrungen beeinflussen die Informationsverarbeitung und geben der Wahrnehmung Sinn.

Daher ist die Wahrnehmung sowohl von der äußeren Realität (den Reizen) als auch von subjektiven Faktoren (wie Interessen, Erwartungen, Erfahrungen) abhängig.

Illusionen

In manchen Fällen entspricht unsere subjektive Wahrnehmung nicht der physikalischen Realität der Reize. Dies führt zu einer Illusion oder Wahrnehmungstäuschung. Es gibt keine einzelne, umfassende Theorie, die alle Illusionen erklärt. Man kann Illusionen grob einteilen:

  • Physiologische Illusionen: Entstehen durch die spezifische Beschaffenheit unserer Sinnesorgane oder unseres Nervensystems (z.B. Nachbilder).
  • Psychologische (kognitive) Illusionen: Entstehen durch unbewusste Schlussfolgerungen, Erwartungen oder falsch angewandte Wahrnehmungsprinzipien (z.B. erlernte Größenkonstanz bei Ponzo-Täuschung).
  • Geometrisch-optische Täuschungen: Fehlinterpretationen von räumlichen Beziehungen, Größen oder Formen aufgrund der Art, wie visuelle Informationen verarbeitet werden (z.B. Müller-Lyer-Täuschung).

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