Glaube, Vernunft & Dialog: Religionen im Wandel der Zeit
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Die Neuevangelisierung und globale Verlagerung
Im Zuge der Neuevangelisierung im neuen Jahrtausend, im Jahr 2000, erneuerte die gesamte Kirche ihr Bekenntnis zur Evangelisierung. Dies gab einen besonderen Impuls für die Bemühungen um die Evangelisierung der Jugend. Beweis dafür ist der Weltjugendtag, der junge Christen aus aller Welt zusammenbringt und stets vom Papst besucht wurde. Dies setzte auch eine von Paul VI. begonnene Linie fort, die die Kirche dazu ermutigte, die Vielfalt der Kulturen und Völker universal zu berücksichtigen. Andererseits versuchten diese neuen missionarischen Bemühungen auch, dem wachsenden Einfluss bestimmter Sekten, besonders in Lateinamerika, zu begegnen. Am Ende des 20. Jahrhunderts hat sich der globale Schwerpunkt der katholischen Kirche von Europa nach Afrika, Amerika und sogar Asien verlagert – Gebiete, in denen es blühende und vitale christliche Gemeinden gibt.
Maimonides (1135-1204): Philosoph und Theologe
Moses Maimonides wurde in Córdoba in einer Familie rabbinischer Richter geboren. Er war ein Philosoph, Tora-Gelehrter und jüdisch-spanischer Arzt. Sein Hauptwerk in der Philosophie ist Der Führer der Verirrten, das auf Arabisch verfasst und später ins Hebräische übersetzt wurde. Dies ist eine Anleitung für jene, die zwischen den Lehren der jüdischen Religion und der aristotelischen Philosophie schwanken. Nach Durchsicht der wichtigsten Punkte, die Religion und Philosophie zu widersprechen scheinen, zeigt er, dass es keinen Gegensatz gibt, sondern bietet eine Versöhnung zwischen Glauben und Vernunft an. Dieses Werk beeinflusste die mittelalterliche christliche Philosophie, vor allem Albertus Magnus und Thomas von Aquin, die es durch eine lateinische Übersetzung kennenlernten.
Ramon Llull (1232-1315): Mystiker und Missionar
Ramon Llull wurde in Palma de Mallorca in eine katalanische Familie geboren, die nach der Eroberung durch Jakob I. in die Stadt gekommen war. Schon in jungen Jahren wurde er mit dem höfischen Umfeld in Verbindung gebracht. Er heiratete Blanca Picany und hatte zwei Kinder. Während dieser Zeit führte er ein weltliches und ausschweifendes Leben und verfasste Troubadour-Gedichte. Im Alter von 30 Jahren hatte er eine starke spirituelle Erfahrung der Begegnung mit Christus, die zu tiefgreifenden Veränderungen in seinem Leben führte. Er verließ den Hof und seine Familie, unternahm eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela und widmete sich intensiv dem Studium und der Kontemplation. Er lernte Hebräisch und Arabisch und studierte intensiv Philosophie sowie die muslimischen und jüdischen Traditionen. Seine missionarische Absicht war es, diese Traditionen gut zu kennen, um die Rationalität des christlichen Glaubens zu predigen. Er beabsichtigte die Bekehrung auf dem Weg der Liebe und ohne Zwang oder Gewalt. Seine Absicht war es, die christliche Wahrheit auf eine so überzeugende Weise darzulegen, dass selbst radikale Muslime sie akzeptieren könnten. Neben vielen religiösen Werken schrieb er auch den Roman Blanquerna und seine eigene spirituelle Biografie.
Religiöse Traditionen und ihre Verbreitung
Das Christentum, eine Religion, die als absolute Minderheit im mächtigen Römischen Reich geboren wurde, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zur vorherrschenden Religion in Europa. Später, im Zuge der politischen und kulturellen Expansion, verbreitete es sich von diesem Kontinent aus. Das Christentum hatte zwei große Spaltungen: die Orthodoxen und die Protestanten, die heute zusammen mit den Katholiken die große Familie der Christen bilden. Zusätzlich zum Christentum gibt es weltweit etablierte jüdische Gemeinden. Die muslimische Religion, entstanden im 7. Jahrhundert, hat sich weltweit verbreitet. Auf der anderen Seite gibt es auch andere Religionen, vor allem aus dem Fernen Osten, die in der heutigen Gesellschaft präsent sind. Heute lebt die katholische Kirche inmitten dieser Pluralität religiöser Traditionen und arbeitet unermüdlich für die Zusammenarbeit und den Dialog mit ihnen allen.
Das ökumenische Engagement
Die Trennung der Christen und der Wille Jesu
Die Trennung der Christen steht im Widerspruch zum Willen Jesu und ist ein schwerer Fehler. In seiner Abschiedsrede bat Jesus den Vater: „Ich bete, dass alle eins seien, wie du in mir bist und ich in dir, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Aufruf zur Einheit: Das Zweite Vatikanische Konzil
Das Zweite Vatikanische Konzil ermutigt die Kirche zum ökumenischen Engagement, das die Förderung und Stärkung von Maßnahmen zur Einheit aller Christen zum Ziel hat. Wie vom Konzil gefordert, sind alle Christen aufgerufen, die Einheit zu fördern. Dies bedeutet:
- Ein Leben zu führen, das dem christlichen Glauben treu ist, die persönliche Nachfolge Jesu und das Leben der Kirche für eine größere Treue zum Evangelium zu erneuern.
- Nicht-katholische Christen als Brüder und Schwestern zu betrachten, die an Jesus glauben.
- Die Ursachen der Trennung zu kennen, aber vor allem die gemeinsamen Überzeugungen zu erkennen.
- In der Weltevangelisierung und im Streben nach Gerechtigkeit und Frieden zusammenzuarbeiten.
- Gott um die Wiederherstellung der Einheit zu bitten.
Der interreligiöse Dialog
Aufgaben der katholischen Kirche im interreligiösen Dialog
In den verschiedenen Religionen finden wir Wahrnehmungen der Göttlichkeit, auch des Vaters. Konfrontiert mit anderen Religionen ist die katholische Kirche verpflichtet:
- Diese besser und tiefer zu kennen und zu verstehen, indem sie jede Voreingenommenheit beseitigt;
- Ihren Glauben und die Werte der christlichen Erfahrung bekannt zu machen, sowie die Werte, die sie bereichert haben;
- Gemeinsam mit ihnen den Wert der religiösen Erfahrung gegen Materialismus, Konsumdenken und ein geistloses Leben zu erleben;
- Gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt einzutreten und jede religiöse Motivation für Unterschiede und Konflikte zwischen Menschen und Völkern zu beseitigen.