Die globale Ausdehnung des Kapitalismus und seine Krisen

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Neue Formen des Kapitalismus: Die Erweiterung der Industrialisierung

Großbritannien dominierte die Weltwirtschaft und produzierte bis 1870 den Großteil der industriellen Güter weltweit. Das Pfund Sterling war die erste internationale Währung und London das Zentrum des Weltmarktes. Die Bevölkerung des Landes verdreifachte sich, und die meisten Menschen lebten in großen Städten. Großbritannien behielt seine Hegemonie und war bis 1914 die erste Weltmacht. Andere Länder wie Italien, Russland, Spanien, Deutschland, Schweden, Belgien und die Niederlande orientierten sich eng an der britischen Wirtschaft. Ende des 19. Jahrhunderts traten neue Wirtschaftsmächte auf, die die Vormachtstellung der Wirtschaft in Frage stellten.

Neue industrielle Stärke

Die politische Einigung Deutschlands im Jahr 1871 trug zu einem raschen wirtschaftlichen und industriellen Wachstum bei, das auf modernster Technologie basierte. In Deutschland war die Beziehung zwischen Banken und Industrie von großer Bedeutung: Die Banken stellten Kapital für große Unternehmen bereit, und der Staat förderte die Entwicklung zu einer großen Wirtschaftsmacht. Die enorme Produktionskapazität Deutschlands machte es zur führenden Macht auf dem Kontinent und verstärkte die Rivalität mit Großbritannien. Die USA erlebten ebenfalls eine rasche Industrialisierung. Das Wirtschaftswachstum der USA beschleunigte sich zwischen 1850 und 1860, mit der Expansion der Textil-, Bergbau- und Metallurgieindustrie. Der Bau von Eisenbahnen und die Ölförderung brachten das Land in eine vorteilhafte Position. Die USA übernahmen und entwickelten kapitalistische Produktionssysteme. All diese Faktoren trieben die US-Wirtschaft in Richtung Weltherrschaft.

Rhythmen der kapitalistischen Wirtschaft: Die Globalisierung

Die Globalisierung der Wirtschaft verstärkte sich seit dem späten 19. Jahrhundert und setzt sich bis heute fort. Diese neue Form des Kapitalismus ist durch zyklische Rhythmen gekennzeichnet, mit abwechselnden Phasen der Expansion und Krise in der Produktion. Während in vorindustriellen Gesellschaften Krisen durch Knappheit gekennzeichnet waren, führten Krisen im Kapitalismus zu industrieller Überproduktion. Das Problem bestand darin, dass die produzierenden Unternehmen mehr Waren herstellten, als die Verbraucher nachfragen konnten, was zu sinkenden Preisen führte.

Die Große Depression

Im Jahr 1873 kam es zu einer großen Wirtschaftskrise. Anfangs glaubte man, sie sei von kurzer Dauer und ähnele früheren Rezessionen. Doch diese neue Rezession leitete einen langen Prozess ein, den Zeitgenossen als Weltwirtschaftskrise bezeichneten. Die Landwirtschaft war das erste Opfer der Krise. Europäische Märkte waren mit landwirtschaftlichen Produkten überschwemmt und diese wurden zu niedrigeren Preisen verkauft. Die Folgen für die Landwirte waren dramatisch. Der Industrie- und Finanzsektor folgte demselben Muster wie die Landwirtschaft.

Im Jahr 1873 gab es den „Crash“ der Wiener Börse, gefolgt von Bankenzusammenbrüchen in den wichtigsten Industrieländern. Dies führte in diesen Ländern zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem Rückgang der Löhne. Das Ergebnis dieser anhaltenden Krise war ein Preisverfall. Die hohe Zahl an Arbeitslosen war eine bis dahin unbekannte Tatsache. Die Krise hatte auch Auswirkungen auf die politischen und sozialen Strukturen in allen Ländern. Der Wettbewerb zwischen den Unternehmen intensivierte sich, um die Produktionskosten zu senken. Darüber hinaus nahm die Rivalität zwischen den Großmächten um die Kontrolle über wirtschaftliche Ressourcen und Märkte zu.

Ursachen des Imperialismus

Wirtschaftliche Ursachen

Wirtschaftliche Interessen sind die häufigste Erklärung für dieses Phänomen. Befürworter dieser Ansicht argumentieren, dass Völker gezwungen sind, andere zu beherrschen, um ihre Wirtschaft zu erweitern, Rohstoffe und Arbeitskräfte zu erwerben oder ein Ventil für überschüssiges Kapital und Produktion zu finden. Der wichtigste theoretische Ansatz, der den Imperialismus mit dem Kapitalismus verbindet, stammt von Karl Marx und Lenin. Sie argumentierten, dass die europäische Expansion im 19. Jahrhundert aus der Notwendigkeit der europäischen kapitalistischen Volkswirtschaften resultierte, ihr überschüssiges Kapital zu exportieren. Zeitgenössische Marxisten erklären die Expansion der USA in der Dritten Welt mit wirtschaftlichen Zwängen.

Politische Ursachen

Andere Autoren betonen die politischen Zwänge und sagen, dass der Hauptgrund für die Expansion von Staaten der Wunsch nach Macht, Prestige und diplomatischen Vorteilen ist. Nach dieser Auffassung war das Ziel des Imperialismus, das internationale Ansehen Frankreichs nach der Demütigung durch die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg wiederherzustellen. In diesem Sinne kann die Erweiterung der UdSSR in Osteuropa seit 1945 als Sicherheitsmaßnahme erklärt werden: die Notwendigkeit, sich vor einer möglichen Invasion von der Westgrenze zu schützen.

Ideologische Ursachen

In einigen Ländern wurde die Ausweitung des Einflusses durch die Verbreitung politischer, kultureller oder religiöser Werte vorangetrieben. Einer der Faktoren, die zur Entstehung des Britischen Empire beitrugen, war die Idee, dass es die Verantwortung des „weißen Mannes“ sei, rückständige Völker zu zivilisieren. Die deutsche Expansion unter der Regierung Hitlers basierte auf dem Glauben an die Überlegenheit der deutschen Kultur. Die USA wollten die freie Welt schützen, ebenso wie die ehemalige Sowjetunion die Völker Osteuropas und der Dritten Welt von der Unterdrückung befreien wollte.

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