Glossar: Wichtige Begriffe der Kunst- und Architekturgeschichte
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Compluvium: Regenwassersammlung im römischen Atrium
Das Compluvium ist eine Öffnung im Dach des Atriums römischer Häuser, die schräg nach innen geneigt ist, um Regenwasser in einem zentralen Becken, dem Impluvium, zu sammeln. Dieses System ermöglichte eine gewisse Wasserautarkie in den Wohnungen.
Kanon: Proportionsregeln in der griechischen Skulptur
Der Kanon ist eine Regel der Proportionen der menschlichen Figur, die von griechischen Bildhauern als idealer Typ festgelegt wurde. Das höchste Bestreben der griechischen Bildhauer war der perfekte, naturalistische Anteil. Der berühmte Kanon des Polyklet ist die praktische Umsetzung der theoretischen Grundlagen, die er in seinem Werk „Kanon“ formulierte. Das Proportionssystem seines Hauptwerks, Der Doryphoros, einer klassischen griechischen Statue aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., basiert auf der Anwendung einfacher arithmetischer Beziehungen, wobei die Gesamthöhe sieben Kopflängen beträgt. Der numerische Faktor spielt eine entscheidende Rolle im rhythmischen Ausdruck. Diese Proportionen änderten sich je nach Zeit und Künstler. Lysippus zum Beispiel erreichte eine größere Stilisierung, indem er die Köpfe seiner Skulpturen verlängerte, sodass die Gesamthöhe acht Kopflängen entsprach, wie im Apoxyomenos, einer klassischen griechischen Skulptur aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Chiaroscuro: Hell-Dunkel-Kontraste in der Malerei
Chiaroscuro (Hell-Dunkel): Dieser Begriff beschreibt tonale Farbkontraste in der Malerei, die den ungleichen Lichteinfall auf Objekte in der Realität nachahmen. Er wird insbesondere verwendet, um Figuren hell auf dunklem Hintergrund hervorzuheben. Dies dient dazu, die Illusion von Tiefe und Dreidimensionalität in einem zweidimensionalen Raum zu erzeugen. Die scharfen Kontraste zwischen Licht und Schatten sind auch als „Tenebrismus“ bekannt, ein Merkmal der Malerei Caravaggios, das seit dem frühen 17. Jahrhundert besonders weit verbreitet war. Dabei werden starke Hell-Dunkel-Kontraste eingesetzt, sodass die beleuchteten Partien heftig aus dem Dunkel hervortreten. Beispiel: Tod der Jungfrau von Caravaggio.
Säule: Architektonisches Stützelement und seine Ordnungen
Die Säule ist ein zylindrisches architektonisches Stützelement, das sich von einem Pfeiler (mit quadratischem Querschnitt) unterscheidet. Sie besteht normalerweise aus:
- Basis: Der untere Teil der Säule, der den Schaft trägt.
- Schaft: Der Hauptteil der Säule, der aus mehreren Trommeln oder einem Stück bestehen kann.
- Kapitell: Der obere Abschluss der Säule, der je nach Epoche und Stil variiert.
Säulen können auch freistehend erscheinen. Die Griechen entwickelten die dorische, ionische und korinthische Ordnung, die die westliche Architektur stark beeinflussten. Das Kapitell ist oft mit Zierleisten oder dekorativen Elementen geschmückt (z. B. Abakus, Echinus in der dorischen Ordnung, Voluten in der ionischen Ordnung und Akanthusblätter in der korinthischen Ordnung). Es ruht auf dem Schaft und trägt das unterstützte Element (das Gebälk). Die Funktion kann tragend oder rein dekorativ sein. Die klassischen Ordnungen sind: dorisch, ionisch und korinthisch. Die Römer erweiterten diese um die toskanische und die Kompositordnung.
Kuppel: Bauteil und seine Entwicklung in der Architektur
Die Kuppel ist ein Bauteil, der einen kreisförmigen, quadratischen, polygonalen oder elliptischen Grundriss überdeckt. Bei der Überdeckung eines quadratischen Raumes erfolgt der Übergang zur Kreisfläche durch Pendentifs oder Trompen. Es gibt viele Arten von Kuppeln, aber eine der häufigsten ist die halbkugelförmige. Manchmal ist die Kuppel von außen sichtbar, manchmal ist sie versteckt und nur von innen zu sehen. Normalerweise ruht die Kuppel auf einem Tambour oder Lichtgaden, und ihr Scheitelpunkt öffnet sich oft zu einer Laterne, die zur internen Beleuchtung beiträgt. Eines der charakteristischsten Beispiele ist die Kuppel des Petersdoms im Vatikan von Michelangelo aus dem 16. Jahrhundert, in der italienischen Renaissance. In der Barockzeit erreichte die Kuppel ihre größte Entwicklung, mit bemerkenswerten Beispielen wie der Kuppel der Kirche San Carlo alle Quattro Fontane von Borromini.
Celosía: Durchbrochenes Gitterwerk in der Architektur
Die Celosía (Gitterwerk) ist eine durchbrochene Platte oder ein Gitter aus Holz, Metall, Stein oder anderen Materialien, das Fenster oder Balkone verschließt. Es ermöglicht den Blick nach außen, ohne von außen gesehen zu werden. In Spanien gibt es einzigartige Beispiele aus der asturischen Kunst, obwohl ihre Entwicklung parallel zur spanisch-maurischen Kunst (z. B. Alhambra) verläuft. Ähnliche Elemente, oft als Ajimez bezeichnet, sind häufig in Toledo zu finden.
Enjuto (Zwickel): Architektonisches Zierelement
Das Enjuto (Zwickel) ist in der Architektur eine dreieckige, gekrümmte Fläche, die außen von einem Bogen und dem Sturz oder zwischen zwei Bögen begrenzt wird. Dieser Bereich ist oft sehr reich verziert. Es handelt sich um ein eher dekoratives als strukturelles Element, typisch römisch und seit der Renaissance allgemein verwendet. In der muslimischen Architektur wird es ebenfalls als Zwickel bezeichnet und bildet sich zwischen dem Bogen und den Bogenfeldern, die eine Bogenweite zu dekorativen Zwecken ausfüllen und von den Auflagen oder dem Boden ausgehen (z. B. der Mihrab der Moschee von Córdoba, 10. Jahrhundert). Beispiele sind auch am Triumphbogen des Titus in Rom zu sehen.
Entasis: Optische Korrektur bei Säulen in der Architektur
Die Entasis (Schwellung) ist die leichte Verbreiterung des Säulenschafts auf etwa einem Drittel seiner Höhe, von den Griechen zur Korrektur der optischen Wirkung einer wahrgenommenen Verjüngung beim Betrachten eingesetzt. Die Schwellung befindet sich in der Mitte, um den perspektivischen Effekt zu erzielen, dass die Säule gerade erscheint, anstatt konkav, wie sie ohne Entasis wirken würde. Sie wurde von der Antike bis in moderne Gebäude verwendet. In der archaischen Architektur war sie viel stärker ausgeprägt als in der klassischen Periode, wo sie weicher war und ihre größte Vollkommenheit im Parthenon auf der Akropolis von Athen im 5. Jahrhundert v. Chr. fand.
Stylobat: Die oberste Stufe des klassischen Tempelunterbaus
Das Stylobat ist ein Begriff griechischen Ursprungs, der die oberste Stufe des gestuften Unterbaus (Krepis) eines klassischen Tempels bezeichnet, auf der die Säulen ruhen. Es ist die oberste oder letzte Stufe des Bodens, auf dem klassische Tempel stehen.
Giebel: Dreieckiger Abschluss in der klassischen Architektur
Der Giebel ist der obere, dreieckige Abschluss einer Fassade, einer Tür oder eines Fensters. Er ist ein charakteristisches Merkmal der klassischen Architektur und der von ihr inspirierten Renaissance- und klassizistischen Stile. Der Innenraum des Giebels wird als Tympanon bezeichnet und kann verziert oder glatt sein. Er ist typisch für klassische Tempel Griechenlands und Roms, wo der Giebel das wichtigste dekorative Element der Fassade war; im Tympanon wurden Reliefs und Statuen angebracht. Beispiel: Ostgiebel des Parthenon auf der Akropolis von Athen aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Ein gebogener Giebel entwickelt sich auf einem horizontalen Bogensegment; in einigen Entwürfen können sowohl gebogene als auch dreieckige Giebel gebrochen erscheinen. Ein klares Beispiel findet sich an der Fassade von Sant'Andrea in Mantua.
Freskomalerei: Technik und Entwicklung
Die Freskomalerei ist eine Maltechnik, die „al fresco“ ausgeführt wird, d.h. auf einer Wand, nachdem ein Putz aus Wasser und Kalk aufgetragen wurde. Die Farben werden mit Wasser verdünnt und auf den noch nassen Putz aufgetragen. Die Freskomalerei wurde im Mittelalter und in der Renaissance weit verbreitet praktiziert, obwohl die ältesten Fresken aus der mesopotamischen Zivilisation stammen. Diese Technik wurde in der flämischen Kunst von Malern wie Jan und Hubert van Eyck (15. Jahrhundert) perfektioniert, um überraschende Ergebnisse zu erzielen: leuchtende Farben, feine Details und nuancierte Übergänge durch langsame Trocknung und die Anwendung aufeinanderfolgender Schichten oder Lasuren. Beispiel: Arnolfini-Hochzeit von Jan van Eyck.
Frontalität: Das Frontalgesetz in der antiken Kunst
Frontalität (Frontalgesetz): Ein Begriff, der im späten 19. Jahrhundert geprägt wurde und sich auf die ägyptische und archaische griechische Kunst bezieht. Heute wird er so interpretiert: Eine imaginäre Linie, die zwischen den Augenbrauen, der Nase und dem Nabel verläuft, teilt den Körper in zwei gleiche und exakt ausbalancierte Hälften. Dieses Gesetz reduziert die Betrachtung auf einen einzigen Standpunkt. Die Frontalität wird durch die Anordnung der Arme an den Seiten des Rumpfes und des Halses verstärkt, was zu einer gewissen Steifheit führt. Sie spiegelt die Darstellungstechniken einer bestimmten Epoche wider. Beispiel: Die Triade des Mykerinos.
Forum: Der zentrale Platz der römischen Stadt
Das Forum ist der Hauptplatz einer römischen Stadt, vergleichbar mit der griechischen Agora. Hier fanden Märkte und Versammlungen statt, und die wichtigsten öffentlichen und religiösen Gebäude waren angesiedelt. In Städten mit geometrischem Grundriss befand sich das Forum an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen, dem Cardo Maximus und dem Decumanus Maximus. Das wichtigste Forum des Römischen Reiches aus der republikanischen Ära war das Forum Romanum, das zentrale Gebiet, um das sich das antike Rom entwickelte. Es gab auch Foren in anderen Stadtteilen; die wichtigsten neben dem Forum Romanum sind das Forum des Caesar, das Forum des Augustus und das Trajansforum. Der Hauptplatz ist ein Erbe der römischen Foren in spanischen Städten.
Girlanden: Dekoratives Motiv in der römischen Kunst
Girlanden sind ein dekoratives Motiv aus Blättern, Blüten und Früchten, das in der Regel mit Bändern verbunden ist, an den Enden gerafft und in der Mitte gebunden. Manchmal erscheinen auch Bukranien (Stierschädel) an den Hörnern hängend. Sie wurden in der römischen Dekoration, wie am Ara Pacis, weit verbreitet und fanden weiterhin Verwendung in der klassischen und von ihr abgeleiteten Kunst.
Druckgrafik: Techniken und Meister
Die Druckgrafik (Stich) ist eine Technik zum Bedrucken von Papier, bei der eine Platte verwendet wird, die das gewünschte Motiv enthält. Diese Platte wird eingefärbt und dann auf das Papier gedruckt.
- Wenn die Platte aus Holz geschnitten wird, spricht man von Holzschnitt.
- Wenn sie aus Kupfer oder anderen Metallen besteht, handelt es sich um Tiefdruck (z. B. Kupferstich, Radierung).
- Wenn ein Stein verwendet wird, ist es eine Lithografie.
Eine modernere Variante ist die Verwendung von Gewebe (Seide), um den gleichen Effekt zu erzielen, bekannt als Siebdruck. Sobald die Druckplatte eingefärbt ist, wird sie durch Druck auf das Papier übertragen. Große Meister der Druckgrafik waren Dürer, Rembrandt, Goya und Picasso.