Gotische Bildhauerei in Spanien: Merkmale, Chronologie und Hauptwerke

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Gotische Bildhauerei in Spanien

Die gotische Bildhauerei in Spanien weist wichtige Unterschiede zur Romanik auf, sowohl auf formaler und expressiver Ebene als auch in Bezug auf Themen und Ikonografie.

Chronologie der Gotischen Skulptur (12. bis 15. Jahrhundert)

Aufgrund der langen Dauer des Stils lässt sich eine deutliche Entwicklung in der Skulptur ab dem Ende des 12. Jahrhunderts feststellen:

  1. Ende 12. Jahrhundert: Entwicklung und Übergang von der Romanik zur Gotik.
  2. 13. Jahrhundert: Heiterer Triumph eines idealisierten Naturalismus.
  3. 14. Jahrhundert: Bestehend im Wesentlichen aus Heiligendenkmälern, die zu Zärtlichkeit und Frömmigkeit einladen (z. B. Jungfrau mit Kind, Gekreuzigter), sowie Grabskulpturen.
  4. 15. Jahrhundert (Die „Gekrümmte Reaktion“): Fortsetzung des Naturalismus und der Individualisierung von Gesichtern und Kostümen, verbunden mit einer Vorliebe für Kontroversen und Bewegung.

Merkmale der Gotischen Skulptur

  • Materialien: Hauptsächlich verwendete Materialien sind Stein, Holz und Elfenbein. Die Bearbeitung zeichnet sich durch feine, glatte und feste Texturen aus.
  • Raumgefühl: Es entsteht ein neues Gefühl für Volumen, das sowohl durch die Figuren selbst als auch durch ihre Kleidung vermittelt wird. Bei Reliefs wird der Hintergrund tief in die unterste Ebene versetzt, was im 15. Jahrhundert teilweise perspektivisch angeordnet wird.
  • Komposition: Die frontale und vertikale Komposition geht verloren. Bevorzugt werden ein weicher Kontrapost in den Figuren und Kompositionen von geschlossenen Systemen. Das Licht wird berücksichtigt und seine Kontraste geschätzt, wobei das Interesse an der Projektion zunimmt.
  • Polychromie: Die Skulpturen werden systematisch polychromiert, entweder durch Bemalung oder durch das Spiel mit verschiedenen Holzschattierungen. Obwohl die ursprünglichen Farben nicht immer erhalten sind, sollten sie symbolischen Gehalt haben.
  • Ausdruck und Weltanschauung: Die Ausdrucksform spiegelt die neue Weltanschauung des Menschen im Spätmittelalter wider, deren Grundlage eine religiöse Sensibilität ist, die durch den Franziskanismus gefördert wurde.
  • Naturalismus (Idealisiert): Die Figuren werden menschlicher, sind aber nicht realistisch, sondern idealisiert. Man geht davon aus, dass dies der beste Weg ist, die religiöse Idee auszudrücken; körperliche Vollkommenheit dient dazu, die spirituellen Werte zu vermitteln. Die Körper sind realistisch dargestellt und schlank, die Kleidung erhält eine bessere Drapierung.
  • Emotionen und Kommunikation: Es besteht ein Interesse an der Darstellung menschlicher Gefühle, insbesondere mütterlicher Liebe und Schmerz. Gesichter und Haltungen sind entsprechend angepasst. Es wird versucht, Kommunikation zwischen den Figuren herzustellen: sie sehen sich an, diskutieren, spielen.
  • Inhalt: Der Inhalt ist im Wesentlichen religiös, aber das Repertoire erweitert und verändert sich, mit einer Vorliebe für evangelische, marianische und hagiografische Themen.

Hauptformen der Gotischen Skulptur

Die wichtigsten Arten von Skulpturen sind:

  • Monumentale Skulptur: Der Architektur untergeordnet (z. B. Portale).
  • Freistehende Skulptur: Nicht an die Architektur gebunden, zu finden in Chorgestühlen, Retabeln (Altarbildern) und Gräbern.
  • Andachtsbilder: Darstellungen, die pathetische Frömmigkeit vermitteln, wie die Jungfrau oder der Gekreuzigte.

Die Rolle der Monumentalen Skulptur

Obwohl ab dem 13. Jahrhundert eine Tendenz zur Verselbstständigung der Skulptur einsetzt, bleibt der Großteil der Bildhauerei weiterhin stark an die Architektur gebunden. Sie behält ihren didaktisch-pädagogischen Zweck und konzentriert sich auf die Ausschmückung der Fassaden.

Gotische Portale haben die gleichen Grundelemente wie die Romanik (Pfosten, Archivolten, Tympanon). Sie unterscheiden sich jedoch durch die spitze Form der Archivolten (typisch für den gotischen Spitzbogen) und oft durch eine Unterteilung des Tympanons in horizontale Streifen, die Szenen darstellen.

Wichtige Werke und Beispiele in Spanien

  • Das Portal des Sarmental der Kathedrale von Burgos.
  • Die Virgen Blanca (Weiße Jungfrau) der Kathedralen von León und Toledo.
  • Das Retabel der Cartuja de Miraflores (Kartause von Miraflores).
  • Der Königliche Portikus der Kathedrale von Chartres (als wichtiger Bezugspunkt für die frühe Gotik).

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