Gotische Kunst: Architektur, Skulptur und Malerei
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Gotische Architektur: Merkmale und Entwicklung
Die Kathedrale als Spiegelbild der Gesellschaft
Die gotische Kathedrale, das größte Bauwerk der mittelalterlichen Gesellschaft, spiegelt einen Wandel in der christlichen Sensibilität wider. Sie ist eng mit der neuplatonischen Philosophie und dem Konzept des Lichts verbunden. Die Kathedrale ist das Haus Gottes und ein Abbild des himmlischen Jerusalems.
Formale Elemente und Baustile
Die formalen Elemente der gotischen Architektur sind subtil aufeinander bezogen. Im Gegensatz zur monumentalen romanischen Bauweise zeigt die Gotik eine Tendenz zum Aufstreben. Es gibt zwei Haupttypen von Grundrissen:
* **Basilika:** Drei oder fünf Schiffe, ein hohes Querschiff und eine hypertrophierte Apsis mit Chorumgang und Radialkapellen. * **Saalkirche**
Die Fassaden sind oft mit Spitztürmen und Kapitellen geschmückt, die Türen mit Giebeln gekrönt. Rosetten und gotisches Maßwerk sind typische Dekorationselemente. Mit dem Aufkommen der Glasmalerei verschwindet die Wandmalerei.
Gotische Skulptur: Natürlichkeit und Ausdruck
Loslösung von der Architektur
Die gotische Skulptur löst sich allmählich von der Architektur. Sie gewinnt an Mobilität und zeigt würdevolle, naturalistische Modelle. Ein gestischer Realismus, oft durch ein angedeutetes Lächeln ausgedrückt, wird angestrebt. Die Figuren sind ausdrucksstärker als die romanischen Skulpturen.
Skulptur im architektonischen Kontext
Die Skulptur bleibt jedoch mit der Architektur verbunden, z. B. in Giebeln, Archivolten, Türschwellen, Strebepfeilern, Baldachinen und Wasserspeiern. Sie hat eine didaktische Funktion.
Ikonographie: Christus und Maria
Die Ikonographie des Christus am Tympanon zeigt oft das Jüngste Gericht. Der gekreuzigte Christus inspiriert Mitgefühl und lädt zur Nachfolge auf dem Leidensweg ein. Der Christus als König wird von den vier Evangelistensymbolen (Tetramorph) umgeben. Die Ikonographie der Gottesmutter entwickelt sich zu einer Beziehung mit mehr Kommunikation und Naturalismus. Szenen wie die Verkündigung und die Heimsuchung Mariens werden häufig dargestellt.
Gotische Malerei: Vom Wandbild zum Altarbild
Entwicklung der Tafelmalerei
Mit dem Aufkommen der Glasfenster verschwindet die Wandmalerei und die Tafelmalerei entwickelt sich. Der Altaraufsatz, das sogenannte Retabel, entsteht. Es lassen sich vier Hauptstile unterscheiden:
1. Linearer gotischer Stil
* Dominanz der Linie über die Farbe * Unwirkliche Proportionen der Figuren * Flächige Farben ohne Volumen * Umgebungslicht ohne Schatten * Einfache Perspektive durch neutrale Hintergründe oder geometrische Formen * Isozephalie (Köpfe auf gleicher Höhe)
2. Internationaler gotischer Stil
* Temperatechnik auf Holztafeln * Sorgfältige Details * Verkürzungen * Volumen und Formen in der Kleidung * Bewegungen sind noch unrealistisch, aber aktiver * Geschwungene Linien * Vertikale Perspektive
3. Italo-Gotik
* Vorherrschaft der Zeichnung über die Farbe * Naturalismus und Vermenschlichung der Figuren * Flache Farben mit Hell-Dunkel-Kontrasten * Nutzung des natürlichen Lichts * Bewegte Figuren * Solide Komposition * Darstellung von Szenen wie der Verkündigung (Uffizien), beeinflusst von der byzantinischen Malerei
4. Flämische Gotik
* Ölmalerei, die die Temperamalerei ablöst * Reichhaltige und vielfältige Farben * Behandlung von Licht und Perspektive * Liebe zum Detail in den Objekten