Gotische Kunst: Malerei und Skulptur im Mittelalter

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Gotische Malerei

Die gotische Malerei entwickelte sich im Zuge des Verschwindens großer Wandflächen in Kathedralen, die zunehmend durch riesige Fenster ersetzt wurden. Dies führte zu einem Rückgang der monumentalen Wandmalerei.

Merkmale der Gotischen Malerei

  • Tafelmalerei: Sie fand hauptsächlich auf Holztafeln statt, oft in Form von Altarbildern für Kirchen und Kathedralen.
  • Technik: Es wurde keine Freskomalerei verwendet, sondern die Temperatechnik, bei der Eigelb als Bindemittel diente. Dies ermöglichte die Verwendung feiner Pinsel und die Darstellung kleinerer Details.
  • Themen: Anfänglich dominierte religiöse Ikonografie, die sich jedoch allmählich weltlicheren Themen öffnete. Die Figuren zeigten zunehmend Realismus und Natürlichkeit.
  • Materialien: Gold wurde häufig verwendet, um Spiritualität zu symbolisieren, später jedoch durch detaillierte Landschaften ersetzt, die den Werken mehr Realismus verliehen.

Entwicklung und Regionen

13. Jahrhundert: Italien

Italien gewann an Bedeutung durch herausragende Werke wie Glasmalereien und illuminierte Kodizes.

14. Jahrhundert: Italien – Die Proto-Renaissance

In dieser Zeit erreichte die italienische Malerei ihren Höhepunkt. Sie zeichnete sich durch die allmähliche Abkehr vom Goldgrund und die Suche nach Dreidimensionalität aus.

  • Schulen:
    • Florentiner Schule (z. B. Giotto)
    • Sieneser Schule (z. B. Simone Martini)
  • Künstler:
    • Giotto (Proto-Renaissance): Bekannt für seinen Naturalismus in der Darstellung von Figuren.

15. Jahrhundert: Die Flämische Schule

Die Flämische Schule zeichnete sich durch folgende Merkmale aus:

  • Altarbilder: Starkes Interesse an religiösen Themen, oft mit detaillierten sekundären Landschaften.
  • Ölmalerei: Die Einführung der Ölmalerei ermöglichte eine reiche Farbpalette und maximale Detailgenauigkeit.
  • Künstler:
    • Jan und Hubert van Eyck: Pioniere der Ölmalerei und Schöpfer des berühmten Genter Altars (Anbetung des Mystischen Lammes).
    • Rogier van der Weyden: Seine Werke sind bekannt für ihre charakteristischen, oft stilisierten Gewänder (z. B. Kreuzigung und Abnahme Christi).
    • Hieronymus Bosch: Berühmt für seine eigenwilligen, fantastischen und symbolträchtigen Werke, wie Der Garten der Lüste.

Gotische Malerei in Spanien

In Spanien war die gotische Kunst besonders in Kastilien ausgeprägt.

  • Künstler:
    • Jorge Inglés: Ein bedeutender Vertreter, dessen Werke (z. B. das Altarbild der Jungfrau und Engel) stark von Rogier van der Weyden beeinflusst waren.

Gotische Skulptur (13. bis 15. Jahrhundert)

Merkmale der Gotischen Skulptur

Die gotische Skulptur entwickelte sich zu einer fast selbstverständlichen Darstellung von Realismus. Die Figuren zeigen lebendige Haltungen und Gesten, sie lächeln und vermenschlichen die Kunst, ohne jedoch die hohe Idealisation vollständig zu verlieren.

  • Themen:
    • Überwiegend religiöse Themen, insbesondere aus dem Neuen Testament. Weniger Apokalypse-Darstellungen als in der Romanik.
    • Ausdruck von Schmerz, Freude und anderen Emotionen.
    • Die Jungfrau Maria wird oft als Mittlerin dargestellt.
    • Christus am Kreuz wird mit großer Schmerzhaftigkeit und Ausdruckskraft gezeigt.
  • Formen:
    • Neben der Freiplastik dominieren Reliefs, Altarbilder und Grabmäler.
    • Reliefplastik ist an den Fassaden der Kathedralen mit Szenendarstellungen und im Inneren mit dekorativen, pflanzlichen Kapitellen vorherrschend.
  • Materialien: Stein, Marmor, Elfenbein und Holz.

Entwicklung der Gotischen Skulptur

  • 13. Jahrhundert: Längliche Figuren mit dem charakteristischen „Gotischen Lächeln“.
  • 14. Jahrhundert: Zunehmender Realismus und mehr Bewegung in den Darstellungen.
  • 15. Jahrhundert: Figuren behandeln ernstere Themen wie den Tod, oft unter französischem Einfluss.

Französische Gotische Skulptur

13. Jahrhundert

  • Kathedrale Notre-Dame (Paris): Die großen Portale zeigen Szenen des Jüngsten Gerichts (Mitte) und der Jungfrau Maria (Seiten).
  • Kathedrale von Chartres: Dreifache Portale. Der südliche Teil zeigt das Jüngste Gericht, der nördliche das Leben der Jungfrau.
  • Kathedrale von Reims: Realistische Figuren, alle zu Ehren der Jungfrau Maria.

14. und 15. Jahrhundert

  • Die Bildhauer des 14. Jahrhunderts wiederholten oft die Themen des 13. Jahrhunderts.
  • Im 15. Jahrhundert zeigte sich ein verstärkter Realismus, exemplarisch in den Werken von Claus Sluter (z. B. in der Kartause von Champmol).

Spanische Gotische Skulptur

13. Jahrhundert

  • Kathedrale von Burgos: Am Querhaus ragt das Sarmental-Portal heraus. Die Skulpturen der Kapitelle zeigen starken französischen Einfluss. Christus im Tympanon verkündet sein Wort.
  • Kathedrale von León: Weniger bekannt als Burgos, aber nicht weniger bedeutend, mit drei Portalen: eines der Jungfrau, eines des Hl. Johannes und eines des Hl. Franziskus.

Künstler

  • Pere Johan: Bedeutender Bildhauer in Katalonien.
  • Gil de Siloé: Aktiv in Burgos, bekannt für seine Chorgestühle und Grabmäler.

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