Gotische Kunst: Porträtmalerei, Giotto, Van Eyck & Architektur
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Porträtmalerei im 15. Jahrhundert
Ein neues Thema in der Kunst sind Porträts, die im 15. Jahrhundert aufkommen. Sie können verschiedener Art sein: oft sind es religiöse Themen, in welche die Porträtierten integriert werden, beispielsweise als Betende oder als Stifter des Gemäldes.
Wegbereiter der Renaissance: Giotto und van Eyck
Zwei herausragende Künstler, Giotto di Bondone und Jan van Eyck, konnten den engen Kontext der gotischen Malerei durchbrechen. Sie überwanden ihre anonyme Handwerkerrolle und die Beschränkungen der mittelalterlichen Welt. Beide entwickelten ihre Malerei mit innovativen Techniken weiter.
Giotto di Bondone (ca. 1267–1337)
- Italienischer Maler, hauptsächlich tätig in Florenz.
- Verwendete meisterhaft die Technik des Buon Fresco (Echtfresko).
- Seine Figurendarstellung zeichnete sich durch räumliche Tiefe und klare Linienführung aus.
- Trieb die Humanisierung religiöser Themen voran.
- Seine Figuren wirken natürlich und lebensnah, wobei er Wert auf die korrekte Darstellung der Körperproportionen legte.
Jan van Eyck (ca. 1390–1441)
- Stammte aus den Niederlanden (damals Teil des Herzogtums Burgund).
- Bekannt für seine Malerei auf Holztafeln.
- Er perfektionierte die Ölmalerei und trug maßgeblich zu ihrer Popularität bei.
- Farbinnovationen:
- Anwendung mehrerer transparenter Farbschichten (Lasuren).
- Sorgfältige Vorbereitung des Malmediums.
- Das Ergebnis war eine bis dahin unerreichte Farbbrillanz, Leuchtkraft und ein ausgeprägter Detailreichtum.
- Malte mit akribischer Genauigkeit und Detailtreue.
Die Gotik: Architektur im Wandel
Ab Mitte des 12. Jahrhunderts begannen hohe und lichte gotische Kathedralen, die massiven romanischen Bauten in den europäischen Städten zu ersetzen. Diese imposanten Kirchen wurden von Adligen, Äbten und den aufstrebenden Zünften finanziert. Die großen gotischen Bauwerke standen in engem Zusammenhang mit der neuen, selbstbewussten bürgerlichen Gesellschaftsschicht.
Entstehung des gotischen Baustils
Die Gotik als eigenständiger Baustil trat um 1140 im Zusammenhang mit dem Klosterbau in Erscheinung. Dies war bedingt durch den großen Einfluss, den das monastische Leben und Denken zu dieser Zeit auf die Gesellschaft ausübte. Abt Suger von Saint-Denis und Abt Bernhard von Clairvaux vertraten jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber, welchem geistigen Prinzip ein Gotteshaus dienen sollte. Diese unterschiedlichen Ansätze führten zu verschiedenen konstruktiven Ausprägungen in der Kirchenarchitektur:
- Kathedralgotik (inspiriert von Saint-Denis): In den wachsenden städtischen und ländlichen Gemeinden setzte sich ein konstruktives System durch, das von der Abteikirche Saint-Denis (unter Abt Suger) inspiriert war. Dieses System ermöglichte durch technischen Fortschritt (Spitzbogen, Kreuzrippengewölbe, Strebewerk) deutlich größere Höhen der Gewölbe und größere Fensterflächen, ohne die Stabilität des Gebäudes zu gefährden.
- Zisterzienserarchitektur: Große Klöster, die dem Zisterzienserorden unterstanden, wurden nach den strengen Kriterien der Einfachheit, Funktionalität und Sparsamkeit gebaut, wie sie von Bernhard von Clairvaux propagiert wurden.
Es entwickelten sich somit zwei prägende, wenn auch unterschiedliche, konstruktive Systeme: die der gotischen Kathedralen und die der Zisterzienserklöster.
Zisterzienserabteien: Strenge und Schlichtheit
Abt Bernhard von Clairvaux forderte für Kirchenbauten einen Verzicht auf jegliche ornamentale Ausschmückung und Prachtentfaltung. Er propagierte eine absolute konstruktive Enthaltsamkeit und lehnte beispielsweise reich skulptierte Kapitelle ab, wie sie in der Romanik üblich waren. Daraus entstand ein Baustil, der durch äußerste konstruktive und dekorative Sparsamkeit gekennzeichnet war und das Erscheinungsbild aller Zisterzienserklöster prägte.