Gotische Malerei: Stile, Merkmale und Meisterwerke
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Gotische Malerei: Dekoration und Entwicklung
Die gotische Kunst trug maßgeblich zur Dekoration von Kirchen und Kathedralen bei. Aus der Wandmalerei entwickelten sich die Glasmalerei, Altarbilder und Miniaturen.
Französisch-gotischer Stil
Im französisch-gotischen Stil wurden Fenster und Miniaturen zu wichtigen Bildträgern. Es herrschte die Strichzeichnung über die Farbgebung vor, und die Figuren wurden oft flächig dargestellt. Die Farben waren rein und ohne Abstufungen. Die Darstellungen zeigten einen zunehmenden Naturalismus. Als Maltechnik wurde häufig Tempera verwendet, bei der Ei als Bindemittel für die Farben diente.
Glasmalerei (Vidriera)
Romanische Mauern wurden durch große Glasfenster mit leuchtenden Farben ersetzt. Die dargestellten Figuren waren oft in Medaillons gefasst. Bedeutende Beispiele sind die Fenster der Kathedrale von Chartres, der Sainte-Chapelle in Paris und von Notre-Dame de Paris. In Spanien ist die Kathedrale von León hervorzuheben.
Miniaturmalerei
In der Miniaturmalerei wurde häufig Gold verwendet. Ein bekanntes Beispiel ist das „Stundenbuch der Jeanne de Belleville“ von Jean Pucelle. Auch Illustrationen literarischer Werke, wie in Spanien die Schriften Alfons X. des Weisen (z.B. „Buch der Astronomie“, „Buch des Schachs“) und Bibeln, wurden kunstvoll gestaltet.
Italienische Gotik
In Italien dominierte weiterhin die Wandmalerei, aber auch die Miniaturmalerei und die Tafelmalerei auf Holz entwickelten sich stark.
Duecento (13. Jahrhundert)
Im Duecento waren Pietro Cavallini und Cimabue führende Malerpersönlichkeiten.
Trecento (14. Jahrhundert)
Im Trecento erlangte die Schule von Siena mit Künstlern wie Duccio di Buoninsegna und Simone Martini große Bedeutung. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Florentiner Schule mit Giotto di Bondone. Giotto erzielte bedeutende Fortschritte in der Darstellung von Licht und Farbe, in der Komposition und in der Monumentalität der Figuren. Er gilt als wichtiger Wegbereiter der Renaissancemalerei.
Flämische Gotikmalerei (15. Jahrhundert)
Im 15. Jahrhundert entstand in den großen Städten Flanderns eine außergewöhnliche Malschule, bekannt als die Altniederländische Malerei. Ihre wichtigsten Merkmale sind:
- Kleine Formate: Oft waren es Werke zur Ausschmückung privater Wohnräume.
- Triptychen: Verbreitet waren Altarbilder, die aus drei Tafeln bestanden (Triptychon), bei denen die Seitentafeln als Flügel die Mitteltafel verschließen konnten.
- Detailgenauigkeit: Eine außerordentliche Gründlichkeit und Liebe zum Detail zeichneten die Werke aus, da sie oft aus der Nähe betrachtet wurden. Die Maler gaben selbst kleinste, scheinbar unbedeutende Details wieder.
- Naturalismus: Die Maler strebten eine möglichst wirklichkeitsgetreue Darstellung der Realität an.
- Landschaftsdarstellung: Es entwickelte sich eine Vorliebe für die Landschaftsdarstellung. Berge, Straßen, Wälder und grüne Wiesen erscheinen oft im Hintergrund der Gemälde, selbst wenn die Hauptszene in einem Innenraum spielt und die Landschaft nur durch ein Fenster oder eine Tür angedeutet wird.
- Darstellung von Objekten: Alltagsgegenstände wie Möbel, Lampen, Glasobjekte, Spiegel und Stoffe wurden detailreich wiedergegeben und spiegelten das tägliche Leben wider.
- Ölmalerei: Die Einführung und Perfektionierung der Öltechnik war revolutionär. Öl als Bindemittel für die Farben ermöglichte eine höhere Leuchtkraft, Farbintensität, feinere Farbübergänge und eine noch größere Detailgenauigkeit.
Die detailreiche Darstellung und die oft weniger frontale, natürlichere Ausrichtung der Figuren sind charakteristisch für diese Epoche.
Wichtige Künstler und Werke der flämischen Gotik
Die Brüder van Eyck (Hubert und Jan van Eyck) gelten als Pioniere dieses Stils. Ihr Hauptwerk ist das Polyptychon des Genter Altars (mit der zentralen Tafel Die Anbetung des Lammes Gottes). Jan van Eyck malte zudem berühmte Werke wie Die Madonna des Kanzlers Rolin.
Rogier van der Weyden legte großen Wert auf den Ausdruck von Gefühlen. Er schuf große Kompositionen, verwendete oft Gold und zielte darauf ab, beim Betrachter Emotionen hervorzurufen, die von den Gesichtern der dargestellten Figuren ausgingen. Sein bekanntes Werk Die Kreuzabnahme befindet sich im Prado-Museum in Madrid.
Weitere bedeutende Künstler sind Joachim Patinir, ein früher Spezialist für Landschaftsmalerei, und Pieter Bruegel der Ältere (obwohl seine Hauptschaffenszeit eher der Renaissance zuzuordnen ist, wird er hier im Kontext genannt).
Als einer der originellsten Maler gilt Hieronymus Bosch. Er schuf eine bizarre, allegorische Welt voller Symbolik und fantastischer Kreaturen. Seine bekanntesten Werke, wie die Triptychen Der Garten der Lüste, Das Jüngste Gericht und Der Heuwagen, befinden sich ebenfalls größtenteils im Prado-Museum.