Gotische Skulptur in Europa: 12. bis 14. Jahrhundert

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Frankreich: Gotische Skulptur

12. Jahrhundert: Monumentale Portalskulpturen

Im zwölften Jahrhundert sind monumentale Skulpturen an den Portalen der Kathedrale von Chartres und der Notre-Dame in Paris relevant. Dazu gehört das Portal der Heiligen Anna (St. Anne's Door) mit einem Tympanon, das in drei Bändern Fragen im Zusammenhang mit der Jungfrau Maria darstellt.

13. Jahrhundert: Höhepunkt der Kathedralendekoration

Im dreizehnten Jahrhundert ist die beeindruckende Dekoration der Notre-Dame sowie anderer großer Kathedralen hervorzuheben. Wichtig ist hierbei die zunehmende Idealisierung der Schönheit in der Darstellung:

  • Chartres: Darstellungen des Jüngsten Gerichts, der Krönung der Jungfrau Maria und der Geburt Christi.
  • Amiens: Bemerkenswert sind die Majestät und der Klassizismus der Skulpturen, insbesondere im Jüngsten Gericht, der Goldenen Dame und den Pfosten, die das Thema der schönen Göttin aufgreifen.
  • Reims: Hier arbeiteten verschiedene, klassisch orientierte Bildhauer. Besonders hervorzuheben sind die antikisierenden Figuren, die das Thema der Heimsuchung interpretieren, sowie der sogenannte Engel des Lächelns (Angel of the Smile), der großen Einfluss auf die antike Skulptur ausübte.

14. Jahrhundert: Elfenbein und Burgund

Im vierzehnten Jahrhundert sind wichtige Elfenbeinwerke aus den Werkstätten von Paris sowie die Skulpturen des Hofes von Burgund von Bedeutung.

Claus Sluter und der Hof von Burgund

Besonders hervorzuheben ist Claus Sluter. Zu seinen Werken zählt der Mosesbrunnen, der ursprünglich die Basis für ein monumentales Kruzifix bildete. Dieses Werk wirkt lebhaft und leicht manieristisch und nimmt in seiner Wesensart bahnbrechende Arbeiten Michelangelos vorweg. Auch das Grabmal Philipps des Kühnen, dessen Darstellung der Trauernden (ursprünglich „hoodies“ im Original) hohes Ansehen genießt, ist bedeutend.

Italien: Die Schule von Pisa und der Trecento

Die italienische Schule ist sehr reichhaltig und verwendet hauptsächlich Marmor. Sie arbeitet oft mit klassischen Modellen, ohne die französisch beeinflusste Gotik zu vergessen. Sie nimmt bereits Elemente der Renaissance vorweg.

Die Familie Pisano (Trecento/14. Jahrhundert)

Hervorzuheben ist die Schule von Pisa, insbesondere die Familie Pisano, die während des Trecento (14. Jahrhundert) wirkte:

  • Nicola Pisano: Schuf die Kanzel des Doms von Siena.
  • Giovanni Pisano: Sein Sohn, der einen stärker gotischen Stil pflegte, modellierte die Kanzel des Doms von Pisa.
  • Andrea Pisano: Er ist der Autor der ersten Türen des Baptisteriums in Florenz, wobei er die Technik des Bronzegusses anwandte.

Großbritannien (UK)

Besonders erwähnenswert sind die Grabmäler, wie das Grabmal des Schwarzen Prinzen in Canterbury.

Deutschland: Straßburger Münster und Expressionismus

Am wichtigsten ist die Skulptur der Kathedrale von Straßburg (14. Jahrhundert). Es handelt sich um monumentale, sehr ausdrucksstarke und leicht manieristische Skulpturen.

Besonders hervorzuheben ist die Behandlung der Gewänder und eine Tendenz zum Expressionismus, die sich in der Interpretation von Lächeln und Schmerz offenbart (viele Pietàs). Gotische Skulpturen dieser Zeit erscheinen auch häufig als Holzschnitzereien.

Portugal

Wichtig sind das Grabmal von Pedro I. in Alcobaça sowie eine Reihe von Darstellungen der Jungfrau Maria, Heiligen und des gekreuzigten Christus.

Spanien: Gotische Skulptur

13. Jahrhundert: Maestro Mateo und französischer Einfluss

Santiago de Compostela

Die wichtigsten Initiativen gehen auf Maestro Mateo zurück, insbesondere das Portico de la Gloria in Santiago de Compostela. Die Skulpturen wirken lebendig und sind mit großer Natürlichkeit interpretiert. Hervorzuheben sind die Figuren der Apostel an den Pfosten und die Darstellung des Pantokrators im Tympanon.

Auch die Skulpturen der Kathedrale von Tuy (Pontevedra) sind das Werk von Maestro Mateo in Zusammenarbeit mit französischen Meistern.

Weitere Zentren in Kastilien und León

  • Kollegiatkirche Toro: Wichtig für die Behandlung des Themas der Jungfrau Maria, der das gesamte Portal gewidmet ist. Das Tympanon zeigt ihren Tod und ihre Krönung.
  • Grabplastiken: Bemerkenswerte Grabplastiken entstanden in den königlichen Gräbern von Santiago de Compostela und im Grabmal von Bischof Rodrigo.
  • Burgos: Die Skulptur in Kastilien wurde stark durch die Werkstätten von Burgos inspiriert. Wichtig sind die Gräber von Doña Berengaria und Carrión de los Condes, wo die Platzierung des Leichnams im Sarg als Grabbeigabe dargestellt wird. Ebenfalls bemerkenswert sind das Sarmental-Portal (mit Pantokrator und Evangelisten) und das Coroneria-Portal (mit dem Thema des Jüngsten Gerichts) in der Kathedrale von Burgos.
  • León: Die Arbeit der Meister der Kathedrale von León zeigt einen starken Einfluss aus Reims. Dieser Einfluss ist besonders an der Puerta del Juicio Final (Portal des Jüngsten Gerichts) und am Pfosten der Virgen Blanca (Weiße Jungfrau) erkennbar.

14. Jahrhundert: Schulen von Toledo und Burgos

Im vierzehnten Jahrhundert blühen die Schulen von Toledo und Burgos auf.

Burgos und Gil de Siloé

In Burgos wird Gil de Siloé hervorgehoben, dem das Chorgestühl der Kathedrale, das Altarbild der Kartause von Miraflores sowie das Grabmal von Juan II. von Kastilien und seiner Frau Isabella von Portugal zugeschrieben werden. Dieses Grabmal ist als sternförmiger Boden aus Alabaster konzipiert. Am selben Ort wurde später das Grabmal des Prinzen Juan ausgeführt.

Toledo

Der Schwerpunkt von Toledo zeichnet sich vor allem durch das Grabmal des Doncel de Sigüenza (D. Martín Vázquez de Arce) aus, ein Werk von Sebastián de Toledo, das sich in der Kathedrale von Sigüenza befindet.

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