Griechische Klassik: Parthenon und Doryphoros – Architektur & Skulptur
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Der Parthenon: Meisterwerk der griechischen Architektur
Der Parthenon wurde nach der griechischen dorischen Ordnung errichtet. Es ist ein oktastiler Tempel, das heißt, er besitzt acht Säulen an jeder Fassade. Er ist ein Beispiel für einen Peripteros, bei dem Säulen das gesamte Gebäude umgeben, mit 17 Säulen an den Längsseiten. Das gesamte Bauwerk steht auf einem Stylobat und zwei Stereobaten.
Architektonische Merkmale
- Die Säulen haben keine Basen, und der Schaft ist von Längsrillen (Kanneluren) durchzogen.
- Gegen die Mitte des Schafts befindet sich eine leichte Verbreiterung, die sogenannte Entasis, wodurch die Säulen im Inneren des Tempels leicht geneigt erscheinen.
- Die Schäfte enden in einem Hals (Hypotrachelion) und darauf sitzt das Kapitell. Dieses hat eine geometrische Optik und besteht aus zwei Elementen: dem Echinus, dem gekrümmten Abschnitt, und dem Abakus, einer quadratischen Deckplatte.
Das Gebälk und Dach
Das Gebälk ist in drei Teile gegliedert:
- Der glatte Architrav.
- Der Fries, bestehend aus einer Abfolge von Triglyphen und verzierten Metopen.
Das Satteldach bildet auf jeder Seite einen großen dreieckigen Giebelraum, der von einem Gesims begrenzt wird.
Innenraum und Funktion
Der Tempel wird durch eine der oktastilen Fassaden betreten. Der Pronaos ist über einen zweiten Portikus mit sechs Säulen zugänglich. Tiefer im Inneren befindet sich die Cella oder der Naos, die vom Rest des Gebäudes durch eine Mauer aus Blöcken abgetrennt ist. In diesem Raum stand die monumentale Statue der Göttin Athena Parthenos, der der Tempel geweiht war. Ein weiterer sechs-säuliger Portikus führt zu einem kleineren Raum, der als Schatzkammer des Tempels und zur Aufbewahrung religiöser Gegenstände der Athena diente.
Dekoration und Symbolik
Die beiden Giebelfelder des Tempels stellten Szenen aus der Geburt der Athene und dem Kampf zwischen ihr und Poseidon dar. Der Fries der Cella symbolisiert die Stadt Athen und sollte ihre Überlegenheit in der hellenischen Welt demonstrieren. Die Dekoration des Parthenon umfasste auch die Bemalung einiger seiner Teile.
Historischer Kontext
Der Parthenon wurde während der klassischen Periode erbaut, was mit der Regierungszeit des Perikles zusammenfällt. In dieser Zeit erlebte die Stadt Athen Jahre des Ruhms, des Friedens und des Wohlstands. Der Parthenon ist das Erbe früherer Werke; man kann ihn als Weiterentwicklung des Schatzhauses der Athener in Delphi betrachten.
Der Doryphoros: Polyklets Kanon der idealen menschlichen Form
Der Doryphoros (Speerträger) ist eine originale Bronzeskulptur, von der mehrere Kopien erhalten sind, die meisten davon aus Stein. Ihr Autor ist Polyklet, ein Zeitgenosse des Phidias, der sich der Darstellung des idealen Menschenbildes verschrieben hatte. Sein Werk stellt einen jungen Speerträger dar, nackt und in einer Pose, die als Kontrapost bekannt ist.
Das Prinzip des Kontraposts
Beim Kontrapost sind die Körperteile einander entgegengesetzt ausgerichtet, was Figuren aus Stein, Bronze oder Malerei ein Gefühl von Vitalität verleiht. Die Skulptur misst 2,12 m Höhe. Die Statue ist ein Ausdruck des Kanons der sieben Köpfe des Polyklet, dem Ideal der männlichen Schönheit.
Merkmale und Entwicklung
Obwohl der Doryphoros ein klassisches Werk ist, behält er noch einige archaische Überreste:
- Sie ist grob geschnitzt.
- Die Brustmuskeln sind flach.
- Die Linien an Taille und Hüfte sind sehr auffällig.
Der Kontrast zwischen einer kontrahierten Rumpfseite und der anderen, die sich ausdehnt, verleiht dem Körper ein dynamisches Gleichgewicht, das sich stark von der statischen Symmetrie der Kouroi unterscheidet. Bei letzteren sind die linke und rechte Seite der Skulptur grundsätzlich spiegelbildlich. Polyklet schuf in dieser Zeit keine gewalttätigen, aber auch keine rein statischen oder übermäßig dynamischen Darstellungen.
Die Pose des Doryphoros
Der Athlet schreitet gemächlich voran, und seine Haltung leitet einen allgemeinen Trend ein: den Kontrapost. Dieser besteht darin, die Funktion der Beine zu trennen, wobei ein Bein das Körpergewicht trägt, während das andere entspannt und leicht gebeugt ist, nur mit den Zehenspitzen den Boden berührt und leicht nach hinten versetzt ist. Diese Haltung beeinflusst wiederum den gesamten Körper, die Achse des Rumpfes und sogar die Kopfachse. Die Pose ist ruhig, entspannt und elegant, aber nicht statisch; sie bricht mit der strengen Frontalität. Sein Gesicht strahlt Ruhe aus, es ist ein heiterer Ausdruck, und seine Augen wirken abwesend, als ob er in sich gekehrt wäre.
Einordnung in die griechische Klassik
Die Skulptur wird auf die Zeit zwischen 440 v. Chr. und 430 v. Chr. datiert und gehört somit zur griechischen Klassik. In dieser Epoche ging die Steifheit der archaischen Kunst verloren, und die Figuren nahmen entspanntere und natürlichere Haltungen an, verstärkt durch das Aufkommen von Bewegung. Das archaische Lächeln verschwand, und das zentrale Thema blieb die menschliche Figur, die nun oft mit kurzen, lockigen Haaren dargestellt wurde. Ebenfalls in dieser Zeit wurde das Gesetz der Frontalität gebrochen, und es zeigte sich ein perfektes Wissen und tiefes Verständnis der menschlichen Anatomie. Weitere Merkmale dieser Periode sind Idealismus und Balance. Als Ergebnis dieser Technik entstanden zahlreiche römische Kopien.