Griechische Skulpturen: Hermes, Laokoon, Diadumenos

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Hermes mit dem Dionysosknaben

Autor: Praxiteles

Chronologie: 4. Jahrhundert v. Chr. (ca. 350-330 v. Chr.)

Stil: Spätklassisch Griechisch

Typologie: Freistehende Skulptur

Material: Original aus parischem Marmor

Thema: Mythologisch

Ort: Original verloren, zahlreiche römische Kopien erhalten. Die bekannteste Kopie befindet sich im Archäologischen Museum von Olympia (Fundort).

Laokoon und seine Söhne

Autoren: Hagesandros, Polydoros und Athanadoros von Rhodos

Chronologie: Hellenistisch (Datierung umstritten, ca. 200 v. Chr. - 70 n. Chr.)

Stil: Hellenistisch Griechisch (Hellenistischer Barock)

Typologie: Skulpturengruppe

Material: Original vermutlich Bronze (verloren), römische Kopie aus Marmor

Thema: Mythologisch (Episode aus dem Trojanischen Krieg)

Ort: Aktuell: Vatikanische Museen, Rom. Gefunden 1506 in Rom nahe der Domus Aurea Neros.

Formale Analyse: Diadumenos

Material

Römische Kopie in Marmor eines Bronzeoriginals, das im Wachsausschmelzverfahren hergestellt wurde. Stützende Elemente (wie der Baumstumpf und Verbindungsstege) sind typisch für Marmorkopien, um das Material zu stützen und zu verhindern, dass es unter seinem eigenen Gewicht bricht. Polyklet arbeitete hauptsächlich mit Metall, insbesondere Bronze; Werke aus Gold und Elfenbein waren selten.

Da es sich um eine Marmorkopie handelt, müssen wir uns die Skulptur ohne den stützenden Baumstumpf vorstellen, um die ursprüngliche Dynamik und Feinheit des Bronzeoriginals zu erfassen.

Bedeutung der Autorschaft Polyklets

Die Zuschreibung an Polyklet ist aus zwei Gründen wichtig:

  • 1. Kanon des Polyklet

    Polyklet verfasste eine theoretische Abhandlung namens Kanon, die sich mit den idealen Proportionen des menschlichen Körpers und der anatomischen Rationalität befasste. Dies unterstreicht, dass der Künstler nicht nur handwerklich, sondern auch auf intellektueller Ebene arbeitete – eine Idee, die in der Renaissance wieder aufgegriffen wurde. Der Kanon verband Schönheit mit mathematisch perfekten Zahlen und Proportionen (Symmetria). Der Kanon besagte unter anderem:

    • Die gesamte Körperhöhe entspricht sieben Kopflängen.
    • Das Gesicht ist in drei gleiche Teile gegliedert (Stirn bis Augenbrauen, Augenbrauen bis Nasenspitze, Nasenspitze bis Kinn).
    • Die Schönheit liegt in der harmonischen Beziehung der Körperteile zueinander: Ein Finger sollte in Proportion zur Hand stehen, die Hand zum Arm, der Arm zum Rumpf usw.

    Dieser Kanon fand in vielen seiner Werke Anwendung, insbesondere im berühmten Doryphoros (Speerträger), dessen Original ebenfalls verloren ist.

  • 2. Kontrapost

    Dies beschreibt den ausgewogenen Gegensatz zwischen Standbein und Spielbein sowie zwischen angespannten und entspannten Körperpartien. Die Gewichtsverlagerung des Körpers auf ein Bein führt dazu, dass die Hüfte auf der Seite des Standbeins höher ist, während die Schulter auf dieser Seite tiefer liegt. Die gegenüberliegende Hüfte ist tiefer, die Schulter höher. Dieses Spiel der Spannungen durchbricht die strenge Symmetrie und Frontalität früherer archaischer Skulpturen und erzeugt eine elegante, geschwungene Linie im Rumpf und Rücken, die Lebendigkeit und Natürlichkeit vermittelt.

Naturalismus

Das griechische Wort hierfür ist Mimesis: Nachahmung. Diese Arbeit versucht, die Natur nachzuahmen. Dies zeigt sich deutlich in der realistischen Darstellung der Körperhaltung und der detaillierten Ausarbeitung der Muskulatur.

Allerdings ist es kein vollständiger Realismus im Sinne einer exakten Abbildung der Wirklichkeit. Das Gesicht ist idealisiert, nicht porträthaft, und strahlt Ruhe und eine gewisse übermenschliche Siegesgewissheit aus. Es ist eine idealisierte Vorstellung des menschlichen Körpers, die in dieser Arbeit projiziert wird.

Details zum Naturalismus/Idealismus:

  • Nicht naturalistisch/Idealisiert: Die Haare sind stilisiert und nicht detailliert ausgearbeitet. Das Gesicht zeigt einen ruhigen, siegreichen Ausdruck, keine individuellen Züge oder Emotionen.
  • Naturalistisch: Die Körperhaltung wirkt so natürlich, dass sie den Eindruck erweckt, die Figur würde sich bewegen oder gerade innehalten. Die Anatomie ist genau beobachtet. Die ursprüngliche Haltung (die Hände sind abgebrochen, aber sie banden ein Siegerband um den Kopf) vermittelt Ruhe und Konzentration.

Linienführung

Die Komposition bricht bewusst mit strenger Symmetrie durch den Einsatz diagonaler Linien: Die Hüftachse neigt sich in eine Richtung (rechts nach oben), die Schulterachse in die entgegengesetzte Richtung (links nach oben). Dies erzeugt Spannung und Dynamik.

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