Große Erzähler des Mittelalters: Llull, Chaucer, Boccaccio
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Große Erzähler des Mittelalters
Das 14. Jahrhundert war ein wichtiger Meilenstein in der Evolution der Menschheit und der Literatur. Die feudale Welt ging zu Ende, und die Konsolidierung der neuen bürgerlichen Klasse begann. Schriftsteller waren bereits ausreichend in Landessprachen geschult und kannten die Klassiker. Zu den bedeutendsten Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts zählen Giovanni Boccaccio, Geoffrey Chaucer und Don Juan Manuel.
Ramon Llull
Ramon Llull ist ein großer Prosaist des Katalanischen. Geboren in Palma de Mallorca, wurde er zunächst in der raffinierten Welt des Hofes erzogen. Erst nach einer Erscheinung Christi widmete er sich dem Studium der Philosophie und Sprachen, um Bücher zur Verteidigung des katholischen Glaubens zu schreiben und Ungläubige zu bekehren. Aus seiner umfassenden Produktion heben sich literarisch besonders Blanquerna und Felix hervor.
Blanquerna
Blanquerna ist eine allegorische Erzählung, die einige Erfahrungen und Sorgen Llulls enthält. Ihr Protagonist, Blanquerna, durchläuft eine Reihe von Stationen (weltliche und religiöse, darunter als Bischof und Papst), um schließlich als Einsiedler ein perfektes Leben zu führen. In diesem Werk ist das Buch vom Freund und Geliebten eingebettet, ein mystisches Prosagedicht, inspiriert vom Hohelied.
Felix
Felix ist eine Reihe von Dialogen und Lektionen, durch die der junge Felix von Weisen und Einsiedlern die Welt kennenlernt: Gott, Engel, Himmel und mehr. Es enthält auch das Buch der Tiere.
Geoffrey Chaucer
Chaucer schrieb die Canterbury Tales in Versen, mit Passagen in Prosa. Das Werk beginnt mit der Beschreibung eines Treffens in einem Gasthaus, wo sich Pilger unterschiedlichster Herkunft versammeln. Sie beschließen, sich den Weg zur Abtei von Canterbury mit Geschichten zu verkürzen.
Durch das ganze Buch hindurch beschreibt der Autor das Aussehen, die Aktivitäten und Diskussionen dieser Pilger, wodurch lebendige und farbenfrohe Bilder entstehen. Zudem passt er Thema und Sprache der Geschichten den Eigenheiten jedes Erzählers an. Die größte Originalität liegt jedoch in der Rahmenhandlung der Geschichten selbst.
Giovanni Boccaccio
Boccaccio war der Sohn eines Florentiner Kaufmanns, was ihm eine gute Ausbildung ermöglichte. Am Hofe liebte er ein junges Mädchen, das ihn schließlich verließ. Er war ein Freund Petrarcas und ein Bewunderer Dantes, auch wenn sein Werk eine große geistige Distanz zu beiden aufweist.
Fiammetta und Corbaccio
In Fiammetta erzählt er von seiner jugendlichen Liebe, jedoch mit einer Umkehrung der Rollen: Der junge Mann verließ seine Geliebte. In seinem Werk Corbaccio, das seine Enttäuschung in der Liebe widerspiegelt, kritisiert er scharf die Laster und weibliche List.
Decameron
Sein wichtigstes Werk ist die Sammlung mit dem Titel Decameron. Mit diesem Werk vollzieht er einen Schritt hin zu einem unverhohlenen Realismus und einer weltlichen Renaissance.