Grundlagen der Duhem-Quine-These
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Die Duhem-Quine-These
Die Duhem-Quine-These (auch Quine-Duhem-These oder Holismus-These) postuliert die Unterbestimmtheit einer wissenschaftlichen Theorie durch empirische Daten. Demnach besteht eine Theorie aus einem Netzwerk miteinander verknüpfter Aussagen, die zusammen ein kohärentes Ganzes bilden.
Einzelne empirische Beobachtungen oder Experimente können eine Theorie daher niemals endgültig beweisen (verifizieren) oder widerlegen (falsifizieren), da immer ein ganzes Bündel von Theorien und Hilfsannahmen zur Debatte steht. Steht eine Beobachtung im Widerspruch zu einer Theorie, gibt es stets mehrere Möglichkeiten, das theoretische System so anzupassen, dass die Stimmigkeit wiederhergestellt wird.
Ursprung und Vertreter
Die These ist nach dem Physiker Pierre Duhem, der sie ursprünglich für die Physik formulierte, und dem Philosophen Willard Van Orman Quine benannt. Quine verallgemeinerte den Ansatz in seinem Aufsatz Zwei Dogmen des Empirismus. Dort argumentiert er:
„[…] unsere Behauptungen über die Außenwelt stehen nicht einzeln, sondern als ein zusammenhängendes Ganzes vor dem Tribunal der Sinneserfahrung.“
– Willard Van Orman Quine, Zwei Dogmen des Empirismus[1]
Auch der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Otto Neurath, ein Vertreter des Logischen Empirismus, gilt als wichtiger Wegbereiter des Holismus und der Duhem-Quine-These.
Implikationen
Die Duhem-Quine-These kritisiert sowohl den Versuch der Bestätigung (Verifikation) als auch der Widerlegung (Falsifikation) einzelner Gesetzeshypothesen als zu kurz greifend.[2]
Die These wird auch im Zusammenhang mit dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz von 1931 gesehen. Dieser besagt, dass eine vollständige Axiomatisierung komplexer Theorien im Sinne des Hilbertprogramms unmöglich ist, was die Idee eines in sich geschlossenen, isoliert prüfbaren Systems weiter untergräbt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Bartels, Manfred Stöckler (Hrsg.): Wissenschaftstheorie. mentis Verlag, Paderborn 2009, S. 329.
- Norbert Engemaier, Rico Hauswald und Daniel Schubbe: „Wissenschaftstheorie“. In: Thomas Breitenstein, Joachim Rohbeck (Hrsg.): Philosophie. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2011, S. 165, 174.
