Grundlagen der Ethik und Moraltheologie

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Was ist professionelle Ethik?

Professionelle Ethik ist eine Ableitung der allgemeinen Ethik. Ihr Ziel ist es, die allgemeinen Grundsätze der Ethik auf die spezifischen Aktivitäten eines jeweiligen Berufs anzuwenden.

Der Begriff der Ethik als Theorie-Praxis-Disziplin

Ethik ist die systematische und geordnete Untersuchung der Moral menschlicher Handlungen. Sie ist eine Theorie-Praxis-Disziplin, da sie theoretisches Wissen darüber, was gut ist, mit der praktischen Anwendung dieses Wissens verbindet, um gutes Handeln anzuleiten.

Warum menschliche Handlungen eine moralische Dimension haben

Menschliche Handlungen entspringen dem Geist und dem Willen und müssen die Freiheit besitzen.

Das natürliche Sittengesetz und seine Eigenschaften

Das natürliche Sittengesetz entspringt der menschlichen Natur und ist das Licht der Vernunft, das uns die Realität der moralischen Prinzipien in gewisser Weise allgemein verständlich macht.

Eigenschaften des natürlichen Sittengesetzes:

  • Universal: Es erstreckt sich auf alle Menschen in allen Umständen und insbesondere auf ihre individuellen Handlungen.
  • Erkennbar (Cognoscible): Jeder Mensch kann es durch die Vernunft erkennen.
  • Unveränderlich: Es ändert sich nicht im Laufe der Jahre.

Arten von Gesetzen:

  • Ewiges Gesetz: Gottes Ordnung, die in den verschiedenen Wesen oder Naturen besteht.
  • Naturrecht: Die Ordnung, die Gott dem Menschen gegeben hat; es ist die Beteiligung des ewigen Gesetzes im Bereich der vernunftbegabten Kreatur.
  • Menschliches Recht: Das Gesetz, das der Mensch erlässt, eine besondere Ausdrucksform des natürlichen Sittengesetzes.

Freiheit, natürliches Sittengesetz und Glück

Freiheit wird in ihrer ganzen Fülle wahrgenommen, wenn der Mensch zwischen verschiedenen Gütern wählt. Der Mensch kann jedoch auch zwischen Gut und Böse wählen. Wenn er das Gute wählt, wird die Freiheit am vollkommensten ausgeübt, da sie auf den Endzweck ausgerichtet ist. Die falsche Wahl, also der Gebrauch der Freiheit für das Böse, entfernt den Menschen nur unvollkommen vom Endziel. Das natürliche Sittengesetz hilft festzustellen, was gut und was schlecht ist, und ist der Weg, der den Menschen zu ultimativer Freiheit und Glück führt.

Der freiwillige Akt: Definition und Merkmale

Ein freiwilliger Akt ist eine Handlung, die aus dem Willen entspringt und die einzige Handlung ist, bei der der Mensch das Gute wählt, wissend um den Grund und das Ziel der Handlung.

Arten von freiwilligen Handlungen:

  • Unmittelbar freiwillige oder innere Akte: Dies sind Handlungen, die durch die inneren Fähigkeiten des Menschen wie Verstehen oder Vorstellen ausgeführt werden.
  • Imperative freiwillige Akte: Diese entspringen dem Willen, beziehen aber auch andere Körperteile und Sinne mit ein.

Was ist vorbildliches Handeln?

Vorbildliches Handeln (oder „Kopien“) bezieht sich auf den Einfluss, den meine Handlungen auf den Willen anderer haben können, sei es positiv oder negativ. Es kann darauf abzielen, geliebt zu werden, oder einfach als gegeben vorausgesetzt werden.

Zusammenarbeit im Bösen: Formell und Materiell

Kooperation:

Kooperation bedeutet, Unterstützung für eine Handlung zu leisten, die eine andere Person autonom beschlossen hat, auszuführen.

Formelle Zusammenarbeit:

Dies ist die direkte Unterstützung der Handlungen anderer.

Materielle Zusammenarbeit:

Diese ist nicht direkt. Eine Person toleriert dabei auferlegte Maßnahmen anderer, lehnt sie innerlich ab, greift aber nicht ein, um die Handlungen zu verhindern, weil sie ein bestimmtes Gut oder die Vermeidung eines Übels erreichen möchte.

Arten der materiellen Zusammenarbeit im Bösen:

  • Direkte oder unmittelbare materielle Zusammenarbeit: Sie tritt auf, wenn man anderen hilft, eine böse Tat unter jeglicher Bedrohung oder für gewünschte Vorteile auszuführen.
  • Mittelbare materielle Zusammenarbeit: Wenn jemand ein Werkzeug zur Verfügung stellt, das für böse Taten verwendet wird.
  • Nähere und distanzierte Zusammenarbeit: Bezieht sich auf die physische oder psychische Nähe zwischen meiner Handlung und der einer anderen Person.

Moralische Unwissenheit und ihre Arten

Definition:

Moralische Unwissenheit ist ein falsches Wissen über die Moral einer Handlung.

Arten der Unwissenheit:

  • Unüberwindliche (Invincible) Unwissenheit: Dies ist eine Unwissenheit, die das Bewusstsein vollständig beherrscht und keine Möglichkeit lässt, sie zu überwinden oder unfreiwillig anzunehmen.
  • Überwindbare (Vermeidbare) Unwissenheit: Diese kann erkannt oder überwunden werden, bleibt aber aufgrund von Fahrlässigkeit oder Trägheit bestehen. Sie begründet moralische Verantwortung.

Faktoren, die den freien Willen beeinflussen

  • Furcht (Fear): Ein Schwanken des Geistes, das durch die Bedrohung eines gegenwärtigen oder zukünftigen Übels ausgelöst wird und den Willen des Handelnden beeinflusst.
  • Leidenschaften: Bewegungen oder Akte des sinnlichen Begehrens, die an sich weder gut noch schlecht sind.
  • Gewalt: Eine äußere oder innere Kraft, die uns dazu zwingt, gegen unseren Willen zu handeln.
  • Perversion (Laster): Verminderte Schuldfähigkeit, auch wenn Anstrengungen unternommen werden, sie zu beseitigen. Wenn man das Laster nicht bekämpft, ist man für die ausgeführten Handlungen verantwortlich.

Kriterien für die moralische Bewertung von Handlungen

Diese Kriterien sind integrale Bestandteile jeder Handlung:

Objekt (Objekt der Handlung):

Die Handlung selbst, das Gewählte und Beschlossene, das die Person ausführen möchte.

Intention (Absicht):

Die Absicht, die der Handelnde verfolgt.

Umstände:

Faktoren, die die Umgebung betreffen und ihren Einfluss auf die Moral haben. Dazu gehören Merkmale oder Eigenschaften der handelnden Person, die Qualität oder Quantität des Objekts und die Form der Handlung.

Alle Elemente der Handlung müssen gut sein; wenn eines der Elemente schlecht ist, verliert die Handlung ihre Güte. Schlechte Umstände können die Güte oder Schlechtigkeit einer Handlung erhöhen oder verringern; sie könnten sogar eine Handlung, die unter anderen Umständen nicht unerlaubt wäre, zu einer unerlaubten Handlung machen.

Handlungen mit indirekten Effekten

Eine Handlung mit indirekten Effekten liegt vor, wenn neben der direkt beabsichtigten Wirkung ein weiterer Effekt eintritt, der nicht beabsichtigt, sondern lediglich toleriert wird. Damit diese Art des Handelns moralisch zulässig ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Die gewählte Handlung muss an sich gut oder zumindest indifferent sein.
  • Die unmittelbare Wirkung, die beabsichtigt ist, muss gut sein.
  • Das Gute muss das Schlechte überwiegen, das nur toleriert wird.
  • Es muss einen dringenden Grund geben, die negativen Auswirkungen in Kauf zu nehmen.

Das Gewissen: Definition, Modalitäten und Deformationen

Definition des Gewissens:

Das Gewissen ist die Anwendung von Intelligenz und Vernunft auf das moralische Gesetz, um zu beurteilen, ob eine bestimmte Handlung gut oder böse ist.

Modalitäten des Gewissens:

1) In Bezug auf die Handlung:

  • Vorausgehendes Gewissen (Vorläufer): Beurteilt eine Handlung, bevor sie ausgeführt wird, erlaubt oder verbietet sie, gibt Ratschläge usw.
  • Nachfolgendes Gewissen: Billigt oder lehnt eine bereits ausgeführte Handlung ab, was zu Zufriedenheit und Frieden nach guten Handlungen oder Reue nach schlechten führt.

2) In Bezug auf die Übereinstimmung mit dem natürlichen Sittengesetz:

  • Gerades oder wahres Gewissen: Beurteilt die Güte oder Schlechtigkeit einer Handlung in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz.
  • Irreführendes oder falsches Gewissen: Beurteilt eine Handlung im Widerspruch zum moralischen Gesetz, indem es beispielsweise eine tatsächlich schlechte Handlung als gut oder umgekehrt betrachtet. Die Ursache für dieses Versagen liegt in der Unwissenheit.

3) Nach Art der Gewissheit:

  • Sicheres Gewissen: Ist die feste Überzeugung, dass eine Handlung gut oder schlecht ist.
  • Wahrscheinliches Gewissen: Trifft Entscheidungen über die Moral einer Handlung, die zwei entgegengesetzte Möglichkeiten zulassen.
  • Zweifelhaftes Gewissen: Ist die Aussetzung der Gewissensentscheidung, bei der die Intelligenz eine Handlung nicht abschließend beurteilen kann und sich noch nicht für die Güte oder Schlechtigkeit der Handlung entschieden hat.

Deformationen des Gewissens:

  • Lax (Laxa): Ein Gewissen, das unbegründet schlechte Handlungen erlaubt, die eigentlich verboten sind.
  • Verhärtet (Cauterized): Ein Gewissen, das durch die häufige Wiederholung bestimmter Handlungen so weit geht, dass es Laster nicht mehr bemerkt oder die Schwere der Bosheit darin nicht mehr wahrnimmt.
  • Pharisäisch: Macht die Person empfindlich gegenüber einigen externen Ereignissen, erlaubt aber gleichzeitig skrupellos Böses von großer Bedeutung.
  • Skrupulös (Gewissenhaft): Fürchtet sich ohne gute Gründe, jede falsche Handlung zu begehen.

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