Grundlagen des Films: Konzepte, Technik & Drehbuch
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Allgemeine Konzepte
Film - Kunst und Technik der Projektion bewegter Bilder auf eine Leinwand. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wurzeln kinema, -atos (Bewegung) und graphein (schreiben/zeichnen) ab.
Historischer Hintergrund des Films
Experimente und anfängliche Entwicklung
Das Kinetoskop basierte auf Edisons Phonographen und erzeugte die Illusion von Bewegung, indem kleine Fotografien auf einem Zylinder angeordnet und beim Drehen durch Lichtreflexion projiziert wurden.
Edison reiste nach Frankreich und traf Étienne-Jules Marey, einen Arzt und Fotografen, der den Chronographen entwickelte, eine ähnliche Erfindung mit einer Filmrolle von größerem Durchmesser als der Zylinder.
Die Einstellung
Die Einstellung ist die kleinste Einheit des audiovisuellen Ausdrucks mit eigener Bedeutung.
- Im Bild: Was sich in Sichtweite des Betrachters befindet.
- Außerhalb des Bildes: Was außerhalb der Einstellung liegt, aber als vorhanden bekannt ist.
Einstellungsgrößen
- Totale: Die größte Einstellungsgröße, auch Panorama genannt. Sie sollte nicht zu lange dauern, um nicht langweilig zu werden.
- Halbtotale: Kleiner als die Totale, aber die Charaktere sind noch in der Umgebung zu sehen, in der die Handlung stattfindet.
- Halbnah: Eine nähere Einstellung, die etwa von den Füßen bis zum Kopf reicht.
- Amerikanische Einstellung: Eine Einstellung, die etwa vom Knie aufwärts geht.
- Nahaufnahme: Vom Oberkörper (Taille) aufwärts.
- Großaufnahme: Zeigt den wichtigsten Teil des Charakters, z. B. das Gesicht von den Schultern aufwärts.
- Detailaufnahme: Zeigt ein Element oder einen Ausdruck des Charakters in großer Tiefe.
- Over-Shoulder-Einstellung: Eine Einstellung, bei der wir einen Charakter über die Schulter eines anderen Charakters im Vordergrund sehen.
- Sequenzeinstellung: Eine ununterbrochene Abfolge von Einstellungen innerhalb einer Sequenz.
Kamerawinkel und Kamerabewegungen
Kamerawinkel
Wenn man von Winkeln spricht, meint man die Perspektive der Kamera.
- Normalperspektive: Der Winkel der Kamera ist parallel zum Boden und auf Augenhöhe.
- Aufsicht (High Angle): Schräger Winkel von oben, ca. 45º.
- Untersicht (Low Angle): Schräger Winkel von unten, ca. 45º.
- Nadir: Die Kamera befindet sich vollständig unter dem Charakter und blickt nach oben.
- Zenit: Die Kamera befindet sich vollständig über dem Charakter und blickt nach unten.
- Holländische Perspektive (Dutch Angle): Die Kamera ist leicht zur Seite gekippt.
Kamerabewegungen
Die Kamerabewegungen können nach ihrer narrativen Funktion unterschieden werden:
- Beschreibend: Begleitet einen Charakter oder ein bewegtes Objekt.
- Dramatisch: Definiert räumliche Beziehungen zwischen zwei Elementen.
Arten von Kamerabewegungen
- Panoramafahrt oder Schwenk (Pan): Die Rotation der Kamera auf ihrer Achse. Kann statisch sein oder einem Charakter folgen.
Arten des Schwenks
- Horizontaler Schwenk: Die Drehung der Kamera von links nach rechts oder umgekehrt.
- Vertikaler Schwenk (Tilt): Die Drehung der Kamera von oben nach unten oder umgekehrt.
- Diagonaler Schwenk: Schräge Bewegung der Kamera in eine Richtung. Das Stativ ist dabei vielleicht nicht eben.
- 360°-Schwenk: Eine vollständige Drehung um 360º.
- Wischblende (Swish Pan): Ein Schwenk, der so schnell ist, dass die Bilder verschwimmen.
- Fahrt (Travelling): Bewegung der Kamera im dreidimensionalen Raum. Dies ist die physische Verschiebung der Kamera, horizontal, vertikal oder eine Kombination aus beidem.
Arten der Fahrt
- Begleitfahrt: Um einen Charakter zu begleiten. Der Bildausschnitt ändert sich nicht.
- Annäherung (Dolly-in): Um sich einem Charakter zu nähern. Der Hintergrund bleibt scharf.
- Entfernung (Dolly-out): Um sich von einem Charakter zu entfernen. Der Hintergrund bleibt scharf.
- Horizontalfahrt (Travel Links/Rechts): Die Kamera bewegt sich horizontal zum Objekt.
- Vertikalfahrt (Travel Up/Down): Die Kamera bewegt sich vertikal zum Objekt.
- Diagonalfahrt: Die Kamera bewegt sich schräg zum Objekt.
- Zoom: Bewegung, die mit einem Zoomobjektiv durchgeführt wird, das variable Brennweiten hat.
Arten des Zooms
- Zoom-in: Durch Verkleinerung des Bildwinkels wird die Größe des Bildes erhöht und die Schärfentiefe reduziert. Der Hintergrund wird unschärfer, der Vordergrund tritt hervor.
- Zoom-out: Das Gegenteil. Die Schärfentiefe wird größer, der Hintergrund wird schärfer und der Vordergrund rückt in die Ferne.
Zeiteinheiten in der audiovisuellen Erzählung
Ein Film wird in Einstellungen, Szenen und Sequenzen unterteilt. Diese drei Elemente strukturieren den dramatischen und ästhetischen Inhalt der Geschichte.
- Einstellung: Die kleinste Einheit des Films, die ununterbrochen von 'Action' bis 'Cut' aufgenommen wird, unabhängig von ihrer Dauer oder Größe. Eine Einstellung wird durch drei grundlegende Elemente bestimmt: die Größe (Einstellungsgröße), die Kameraposition (Winkel, Höhe) und die Kamerabewegung.
- Szene: Eine dramatische Einheit, die aus einer Gruppe von Einstellungen besteht, die thematisch zusammengehören und an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit spielen.
- Sequenz: Eine Einheit, die aus einer Reihe von miteinander verknüpften Szenen besteht und oft eine abgeschlossene Handlungseinheit bildet, ähnlich einem 'Film im Film'. Sequenzen können autonom funktionieren.
Ellipsen
Eine Ellipse ist ein Sprung in Zeit oder Raum, bei dem der Zuschauer die Kontinuität der Sequenz nicht verliert, auch wenn Zwischenschritte ausgelassen werden.
- Implizite Ellipsen: Dienen dazu, schwache oder nutzlose Handlung, Zeit und Raum verschwinden zu lassen. Sie werden am häufigsten in der Filmgeschichte verwendet.
- Strukturelle Ellipsen: Diese Ellipsen verbergen eine entscheidende Handlung, um Spannung zu erzeugen. Es gibt zwei Arten: a) Objektiv: Strukturiert, unabhängig davon, was der Zuschauer verbirgt. b) Subjektiv: Was der Charakter ignoriert.
- Inhaltliche Ellipsen: Werden aus Gründen der sozialen Zensur verwendet.
- Rückblende (Flashback): Eine Technik oder rhetorische Figur, die sowohl im Kino als auch in der Literatur verwendet wird, um die Chronologie der Geschichte zu verändern. Eine Rückblende ist eine plötzliche und schnelle Rückkehr in die Vergangenheit eines Charakters.
- Vorschau (Flashforward): Dasselbe wie eine Rückblende, aber eine plötzliche und schnelle Bewegung in die Zukunft eines Charakters innerhalb einer Geschichte.
Klassische Struktur der audiovisuellen Erzählung
- Drama: Der Begriff bezeichnet eine literarische Gattung, die alle schriftlichen Werke umfasst, die zur Aufführung bestimmt sind.
- Dramatischer Konflikt: Das Element, das den Verlauf der dramatischen Handlung bestimmt.
- Plot Point: Ein Wendepunkt oder Drehpunkt in der Handlung; ein Ereignis, eine Tatsache oder Information, die die Richtung der Geschichte ändert und sie in ein neues Szenario führt.
Aristotelische Struktur
Aristoteles erläuterte in seiner Poetik die Grundlagen der dramatischen Struktur, die heute noch gültig sind. Er war der Erste, der die Teile eines dramatischen Werkes analysierte und die Theorie der drei Akte entwickelte.
Die Drei-Akt-Struktur
Nach dieser Theorie ist die Erzählung in drei Akte unterteilt: Exposition, Konfrontation/Entwicklung und Auflösung. Jeder Akt hat seine eigenen Merkmale. Jedem Akt wird ein prozentualer Anteil der Gesamtlänge zugewiesen:
- Exposition: Ein Viertel der Gesamtlänge.
- Entwicklung und Konflikt: Die Hälfte der Gesamtlänge.
- Auflösung: Ein Viertel der Gesamtlänge.
Merkmale der einzelnen Akte
Akt I: Exposition
Der erste Akt etabliert die Geschichte.
- Dramatischer Aufhänger 1 (DA1): Findet innerhalb der ersten zehn Minuten des Films oder des entsprechenden Zeitrahmens der audiovisuellen Produktion statt.
- Dramatischer Aufhänger 2 (DA2): Eine dramatische Szene, die logischerweise zum ersten Wendepunkt führt und kurz nach DA1 platziert ist.
- Wendepunkt 1 (WP1): Ein erster Wendepunkt, der direkt zum zweiten Akt, dem Konflikt, führt.
Akt II: Entwicklung und Konflikt
Hier versucht der Protagonist, sein Leben wieder in die Normalität zu bringen und den dramatischen Aufhänger rückgängig zu machen.
- Erster Pinch Point (PPZ1): Eine von Syd Field entdeckte Struktur, die normalerweise eine Sequenz darstellt, die thematisch den dramatischen Kontext des Aktes IIA verstärkt.
- Mittelpunkt (Midpoint): Der zweite Akt wird in Akt IIA und Akt IIB unterteilt. Der Mittelpunkt liegt dazwischen.
- Zweiter Pinch Point (PPZ2): Erfüllt dieselbe Rolle wie PPZ1, aber nach dem Mittelpunkt im Akt IIB.
- Wendepunkt 2 (WP2): Führt direkt zur Auflösung. Er gibt oft einen Hinweis auf die Lösung und beantwortet Fragen, die in Akt I und II aufgeworfen wurden.
Akt III: Auflösung
Auflösung bedeutet, eine Lösung zu finden, zu erklären oder zu klären.
- Höhepunkt (Climax): Der dramatisch stärkste Punkt in der Geschichte.
Das Drehbuch und seine Entstehungsphasen
Das Drehbuch: Die schriftliche Darstellung dessen, was im Film geschehen soll.
Nach seiner Herkunft kann das Drehbuch zwei Formen annehmen:
- Originaldrehbuch: Stammt vollständig aus dem Geist des Drehbuchautors.
- Adaptiertes Drehbuch: Basiert auf einem bereits existierenden Text.
Struktur des Drehbuchs
Ein Drehbuch ist in Sequenzen unterteilt. Jede Sequenz hat eine Überschrift, die angibt, wo und wann sie stattfindet. Die Sequenz ist in Szenen unterteilt. Jede Szene umfasst eine oder mehrere Einstellungen, die in derselben Umgebung und mit denselben Charakteren gedreht werden.
Die Phasen beim Schreiben eines Drehbuchs
- Die Idee: Bevor man ein Drehbuch schreibt, braucht man natürlich eine gute Idee. Wer auf die Ankunft einer Muse wartet, die ihn mit ihrem Zauberstab berührt und die Lampe mit einer großen Idee erleuchtet, wird nie ein Drehbuch fertigstellen.
- Das Argument (Logline/Synopsis): Die Entwicklung der Idee zu einer Reihe von Fakten oder Ereignissen. Dieselbe Idee kann zu unterschiedlichen Entwicklungen oder Argumenten führen, je nachdem, wie die Ereignisse und Charaktere gestaltet werden.
- Die Handlung (Plot Outline): Eine sehr kurze Zusammenfassung der Geschichte, die dem Produzenten hilft, die Idee zu erfassen. Sie umfasst normalerweise nur wenige Seiten (fünf oder sechs).
- Entwicklung der Charaktere: Nachdem Idee und Argumentation stehen, müssen die Charaktere geschaffen werden, die in der Geschichte interagieren. Dazu ist es notwendig, ein möglichst vollständiges psychologisches Profil für die Hauptfiguren (Protagonisten, Antagonisten) und Nebenfiguren zu entwickeln.
- Literarische Ausarbeitung (Treatment): Das Schreiben der Geschichte als fortlaufende, fiktionale Beschreibung, die eine Vorstellung vom fertigen Film vermittelt.
- Literarisches Drehbuch (Continuity Script): Hier werden die fiktionalisierten Szenen und Sequenzen detailliert ausgearbeitet, wobei Dialoge sowie Beschreibungen von Orten, Zeit und Handlung klar angegeben sind.
- Technisches Drehbuch: Nicht alle Regisseure verlangen dies, und seine Ausgestaltung ist vielfältig. Es basiert auf dem literarischen Drehbuch und ist in Einstellungen, Szenen und Sequenzen unterteilt. Es dient als detaillierter Entwurf für den Schnitt.
- Das Storyboard: Die detaillierte zeichnerische Darstellung jeder einzelnen Einstellung des Films.
Drehbuch-Typen
- Es gibt zwei anerkannte Drehbuch-Typen: Das literarische Drehbuch und das technische Drehbuch.