Grundlagen: Jesus, Judentum, Kirche & Evangelien
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Gab es Jesus wirklich?
Ja, denn seine Geschichte kann zurückverfolgt und datiert werden. Die Dokumente, die von Jesus sprechen, lassen sich auf drei Quellen reduzieren:
- Jüdische Zeugnisse: Außerhalb der Bibel sind diese sehr selten. Sie teilen sich in religiöse und weltliche Literatur auf. Beide sprechen von Jesus. Die rabbinische Literatur stammt von jüdischen Rabbinern und Erwähnungen Jesu sind rar. Die historischen Schriften des Josephus Flavius sprechen von Jesus und geben Details aus seinem Leben wieder. In seinen Büchern zeigt sich Sympathie für die Person Jesu.
- Römische Zeugnisse: Plinius der Jüngere erwähnt eine Sekte namens Christen und stellt fest, dass sie eigentlich nichts Falsches tun. Tacitus spricht von Christen im Zusammenhang mit dem Brand Roms und den falschen Anschuldigungen Kaiser Neros gegen sie.
- Christliche Zeugnisse: Die häufigsten und ausführlichsten Texte über die historische Existenz Jesu stammen von christlichen Autoren, die zeitlich sehr nah an den beschriebenen Ereignissen waren. Die wichtigsten Zeugnisse über Existenz und Leben Jesu finden sich im Neuen Testament, insbesondere in den vier Evangelien.
Jüdischer Monotheismus und der Bund
Der jüdische Glaube ist monotheistisch. Er bekennt die Existenz eines Gottes, Jahwe: persönlich, lebendig, heilig und unnahbar, aber auch seinen Geschöpfen nahe und fürsorglich.
Israel war das Volk Gottes, weil der Herr nach der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens einen Bund mit ihm schloss. Es wurde auch bekannt gemacht, dass der Gott Israels sich seinem Volk im Gesetz offenbart hatte. Dieses Gesetz war das Band, das die Juden zusammenhielt.
Sadduzäer und Pharisäer
Die Pharisäer
Die Pharisäer (das Wort kann „die Abgesonderten“ bedeuten) waren eine einflussreiche religiöse Gruppe, die wahrscheinlich im frühen zweiten Jahrhundert v. Chr. entstand. Sie gehörten im Allgemeinen nicht zum Priestertum und legten großen Wert auf die strikte Einhaltung des jüdischen Gesetzes, auch der mündlichen Überlieferung.
Die Sadduzäer
Die Gruppe der Sadduzäer war zahlenmäßig kleiner als die der Pharisäer, hatte aber großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Die Sadduzäer gehörten zur Oberschicht des Landes: zur priesterlichen Aristokratie und zu den Großgrundbesitzern. Die meisten Sadduzäer waren Mitglieder priesterlicher Familien. Sie unterstützten die hasmonäischen Hohepriester, Könige und später die römischen Statthalter. Politisch kooperierten sie mit der römischen Macht und versuchten, die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten. Religiös waren sie eher konservativ und hielten sich streng an das geschriebene Gesetz (die Tora).
Die Seligpreisungen
Es gibt acht Seligpreisungen, die das Ideal des christlichen Lebens beschreiben:
- Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich: Arm im Geiste ist für Jesus nicht jemand, der nichts besitzt, sondern jemand, der sein Herz nicht an materielle Dinge hängt. Das Gegenteil ist Gier und Neid.
- Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben: Sanftmütig bedeutet, freundlich, ruhig, geduldig und demütig zu sein. Der Sanftmütige ist nach außen sanft und nach innen stark. Das Gelobte Land zu besitzen bedeutet hier, den Himmel zu erreichen. Das Gegenteil ist Wut und Zorn.
- Selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden: Wer sein Leiden mit dem Leiden Christi vereint, hilft seiner eigenen Erlösung und der anderer Menschen. Das Gegenteil ist Klage und Protest gegen Gottes Willen.
- Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden: Gott wird dich im Himmel für das Gute belohnen, das du hier auf Erden getan hast. Das Gegenteil ist Herrschsucht, Egoismus und soziale Ungerechtigkeit.
- Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen: Jesus stellt eine ernste Bedingung: Wer vergibt, dem wird vergeben werden; wer nicht vergibt, dem wird nicht vergeben werden. Das Gegenteil ist Mangel an Barmherzigkeit und Nächstenliebe.
- Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen: Ein reines Herz ist eines, das sich bemüht, frei von Sünde zu bleiben.
- Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen: Gemeint sind Menschen, die glauben, dass Gerechtigkeit ohne Gewalt durchgesetzt werden kann. Das Gegenteil ist Hass, Gewalt und Krieg.
- Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich: Das Gegenteil ist Feigheit und Scham, sich zum Christentum zu bekennen.
Gleichnisse Jesu
Gleichnisse sind Kurzgeschichten, die von Jesus von Nazareth erzählt wurden. Sie verkörpern eine moralische und religiöse Lehre und offenbaren eine geistige Wahrheit durch einen Vergleich. Ein Beispiel ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Bedingungen für ein Wunder
Es gibt vier Bedingungen, damit ein Ereignis als Wunder gilt:
- Sinnlich wahrnehmbares Geschehen: Es muss konkret und beobachtbar sein. Die Wahrnehmung kann physisch (z. B. Verwandlung von Wasser in Wein) oder moralisch sein.
- Außerhalb der Naturgesetze: Das sinnlich wahrnehmbare Ereignis geschieht, ohne dem normalen Lauf der Naturgesetze zu folgen. Das Wunder setzt die Naturgesetze nicht außer Kraft, sondern geht über ihre normale Wirkung hinaus.
- Von Gott verursacht: Das Wunder muss durch das direkte Eingreifen Gottes verursacht werden.
- Religiöses Zeichen: Wer an Wunder glaubt, erkennt darin ein Zeichen Gottes. Um von einem Wunder sprechen zu können, ist der Glaube an die Möglichkeit von Wundern erforderlich.
Zeugnisse der Auferstehung
- Die vier Evangelien berichten von der Auferstehung Jesu.
- Auch die Lehre der anderen neutestamentlichen Schriften geht von der Auferstehung Jesu als einer unbestreitbaren Tatsache aus (vgl. Apostelgeschichte 1,1ff).
- Das leere Grab: Die Jünger fanden am Sonntagmorgen das Grab leer vor, als sie kamen, um den Leichnam Jesu zu salben. Die Tradition des leeren Grabes entstand in Jerusalem. Die Apostel hätten die Auferstehung Jesu kaum predigen können, wenn sein Leichnam noch im Grab gelegen hätte. Allerdings sind die Berichte nicht ohne Fragen; einige Gegner argumentierten, die Apostel hätten den Leichnam gestohlen.
- Die Erscheinungen: Das Wort „Erscheinung“ kann etwas Geisterhaftes andeuten. Tatsächlich meinen die Berichte, dass die Apostel nach Jesu Tod eine reale Begegnung mit dem lebendigen Jesus erfuhren.
Etappen der Kirchenbildung
- Jesus beginnt, das Reich Gottes zu predigen und versammelt gleichzeitig diejenigen um sich, die sein Wort annehmen – seine Jünger (Anhänger).
- Er wählt die zwölf Apostel aus (Petrus, Johannes, Andreas, Jakobus usw.). Sie waren diejenigen, die ihm am engsten folgten und besondere Vollmachten erhielten, auch wenn einer von ihnen, Judas, ihn verriet.
- Jesus bestimmt Petrus zum Leiter der Apostel.
- Die Einsetzung der Eucharistie: Jesus gibt den Aposteln priesterliche Gewalt und gleichzeitig die Macht, Sünden zu vergeben.
- Pfingsten: Der Heilige Geist stärkt die Kirche. Nach Jesu Himmelfahrt wussten die Apostel zunächst nicht, wie sie den Auftrag des Herrn erfüllen sollten. Das Kommen des Heiligen Geistes erleuchtete ihren Verstand und stärkte ihre Herzen, sodass sie keine Angst mehr hatten. Der Heilige Geist bleibt stärkend in der Kirche und hilft ihr bis zum Ende der Welt.
Merkmale der Kirche
Die Kirche ist eine, heilige, katholische und apostolische.
Die Kirche ist eine
Jesus Christus hat nur eine einzige Kirche gegründet. Diese Einheit zeigt sich in:
- Der Einheit des Glaubens: Einheit in der Wahrheit, die geglaubt wird (Lehre).
- Der Einheit der Sakramente: Einheit in den gefeierten Sakramenten (Taufe, Firmung, Buße, Eucharistie, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe).
- Der hierarchischen Einheit: Einheit im Gehorsam gegenüber den rechtmäßigen Hirten der Kirche (Papst und Bischöfe).
Die Kirche ist heilig
Dieses Merkmal ist oft am schwierigsten zu erkennen, da wir in der Kirche sowohl Heilige als auch Sünder sehen. Die Kirche ist jedoch heilig, weil ihr Gründer, Jesus Christus, heilig ist. Obwohl viele ihrer Mitglieder Sünder sind, stellt sie die Mittel zur Verfügung (Sakramente, Gebet usw.), damit Christen Heiligkeit erlangen können.
Die Kirche ist katholisch
Das Wort „katholisch“ bedeutet universal. Dies hat zwei Bedeutungen:
- Äußere Universalität: Die Kirche soll sich über die ganze Welt erstrecken.
- Innere Universalität: Die wahre Kirche hat die Fähigkeit, die Kulturen aller Zeiten und Völker anzunehmen und zu integrieren.
Die Kirche ist apostolisch
Dieses Merkmal ist die Grundlage der drei vorangegangenen. Es bezieht sich auf drei Bereiche:
- Apostolizität des Ursprungs: Der Ursprung der Kirche geht auf die Zeit der Apostel zurück.
- Apostolizität der Lehre: Die katholische Kirche bewahrt dieselbe Lehre wie zur Zeit der Apostel.
- Apostolizität der Nachfolge: Nur in der katholischen Kirche gibt es eine ununterbrochene Nachfolge von den Aposteln bis heute. Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel, und der Papst ist der direkte Nachfolger des Apostels Petrus.
Die Taufe und ihre Wirkungen
Die Taufe bewirkt Folgendes:
- Sie vergibt die Erbsünde. Wenn der Getaufte bereits den Vernunftgebrauch hat, werden auch alle bis dahin begangenen persönlichen Sünden vergeben.
- Wir empfangen das neue Leben der Gnade, durch das wir Kinder Gottes, Glieder der Kirche und Tempel des Heiligen Geistes werden.
- Die Taufe macht uns zu Mitgliedern der Familie Gottes, der Kirche.
- Sie prägt unserer Seele ein unauslöschliches Zeichen ein, den sakramentalen Charakter, der uns für immer zu Christen macht.
Wirkungen der Sakramente
- Heilig machende Gnade: Alle Sakramente spenden uns die Gnade, durch die Gott uns heiligt.
- Sakramentale Gnade: Dies ist die spezifische Gnade jedes Sakraments. Zum Beispiel empfangen wir in der Firmung die Gnade, Zeugen Christi zu sein; in der Ehe die nötige Hilfe, um gut als Ehepartner und Eltern zu leben usw.
- Sakramentaler Charakter: Ein unauslöschliches Zeichen, das einige Sakramente (Taufe, Firmung und Priesterweihe) der Seele einprägen. Wegen dieses Charakters können diese Sakramente nur einmal im Leben empfangen werden.
Sanhedrin und Schriftgelehrte
Der Sanhedrin
Der Sanhedrin (Hoher Rat) war die wichtigste Institution in der jüdischen Welt zur Zeit Jesu. Er war eine Art Parlament mit gesetzgebenden, richterlichen und exekutiven Funktionen, die nur durch die römische Besatzungsmacht eingeschränkt waren. Sein Einfluss erstreckte sich auf alle Juden, auch die in der Diaspora (Zerstreuung).
Die Schriftgelehrten
Die Schriftgelehrten waren keine Sekte oder politische Partei. Es waren meist Laien, Experten im Gesetz (Tora), die auch als Gesetzeslehrer oder Rabbiner bezeichnet wurden. Sie legten das Gesetz aus und wandten es auf das tägliche Leben an.
Wahrhaftigkeit der Evangelien
Warum gelten die Evangelien als wahrhaftig? Diejenigen, die am besten sagen können, was wirklich geschah, sind Augenzeugen der Ereignisse. Von den vier Evangelisten waren Matthäus und Johannes nach traditioneller Auffassung Augenzeugen, die mit Jesus während seiner drei Jahre des öffentlichen Wirkens zusammenlebten. Die anderen beiden, Markus und Lukas, schrieben demnach auf, was sie von Petrus bzw. Paulus predigen hörten.
Sie gelten als wahr, weil das, was wir in den Evangelien lesen, auf direkten oder indirekten Zeugen beruht. Sie wurden nicht viele Jahre später geschrieben, als die Erinnerung die Fakten verzerren könnte, sondern relativ kurz nachdem die Ereignisse geschehen waren und seit Pfingsten unzählige Male gepredigt wurden. Alle vier sind Zeugen desselben grundlegenden Ereignisses, berichten aber auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Realität der Erscheinungen Jesu
Sind die Erscheinungen Jesu real? Die frühesten Zeugnisse der Auferstehung Jesu finden sich zusammen mit Aussagen über seinen Tod in den ältesten Glaubensbekenntnissen. Die neutestamentlichen Schriften stützen den Glauben an die Auferstehung Jesu auf zwei Arten von Erfahrungen, die in unabhängigen Traditionen überliefert sind:
- Die Erscheinungen des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern.
- Die Entdeckung des leeren Grabes.
Die früheste Erwähnung der Erscheinungen findet sich in den Briefen des Paulus (ca. 50er Jahre n. Chr.), wo das leere Grab nicht explizit erwähnt wird. Traditionen über das leere Grab finden sich nur in den Evangelien (später verfasst), wo wir auch ausführlichere Berichte über die Erscheinungen finden. Jesus erschien den Aposteln, Maria Magdalena und anderen Jüngern.
Folgen der Auferstehung Jesu
- Jesus lebt: Jesus starb, aber er ist auferstanden und lebt. Deshalb ist der Glaube der Kirche der Glaube an den lebendigen und gegenwärtigen Jesus, besonders in der Eucharistie.
- Das Christentum ist wahr: Die Auferstehung Jesu garantiert, dass alle Lehren Jesu wahr sind.
- Bestätigung der allgemeinen Auferstehung: Die Auferstehung Jesu ist die Garantie dafür, dass der Tod für keinen Menschen endgültig ist, sondern dass es nach dem Tod eines Tages die Auferstehung der Toten geben wird.
- Zeichen des Sieges des Guten über das Böse: Die Auferstehung Jesu zeigt, dass die Welt gerettet ist. Trotz allen Übels in der Welt glaubt das Christentum, dass Mensch und Welt bereits durch Jesus erlöst sind. Das Böse ist trotz seiner Macht dazu bestimmt zu vergehen.
- Zentraler Glaubensinhalt: Die Auferstehung Jesu ist der Kern des christlichen Glaubens.
Wichtige jüdische Feste
Die wichtigsten jüdischen Feste sind:
- Pessach (Ostern): Erinnert an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Das Essen des Pessach-Lammes erinnert die Familienmitglieder an Gottes Tat, als er sein Volk verschonte. Pilger reisten nach Jerusalem, um Opfer darzubringen.
- Schawuot (Pfingsten/Wochenfest): Wird 50 Tage nach Pessach gefeiert. Es erinnert an den Empfang der Tora am Berg Sinai und die Erneuerung des Bundes. Es ist auch ein Erntefest (Beginn der Weizenernte).
- Sukkot (Laubhüttenfest): Erinnert an die 40-jährige Wanderung der Israeliten durch die Wüste nach dem Auszug aus Ägypten. Sieben Tage lang leben gläubige Juden in Laubhütten. Es ist auch ein Erntedankfest (Ende der Ernte im Herbst).
- Rosh Hashanah (Neujahr): Das jüdische Neujahrsfest, eine Zeit der Besinnung und Umkehr.
- Jom Kippur (Versöhnungstag): Der heiligste Tag im jüdischen Kalender, ein Tag des Fastens, Betens und der Sühne für Sünden. Er findet zehn Tage nach Rosh Hashanah statt. Früher reinigte der Hohepriester an diesem Tag den Tempel, betrat das Allerheiligste und legte symbolisch die Sünden des Volkes auf einen Sündenbock, der in die Wüste geschickt wurde.
Religiöse & soziale Gruppen zur Zeit Jesu
- Herodianer: Anhänger der Dynastie des Herodes (z.B. Herodes Antipas). Sie unterstützten die römische Herrschaft, um ihre eigene Macht zu sichern.
- Hasidim (Fromme): Keine organisierte Sekte im späteren Sinn, sondern eine Bezeichnung für Juden, die sich gegen den Einfluss der hellenistischen (griechischen) Kultur auf das jüdische Leben und den Glauben wehrten. Einige schlossen sich den Makkabäern im Kampf an, andere waren eher pazifistisch, aber alle waren dem Gesetz treu.
- Pharisäer: Eine einflussreiche religiöse Laienbewegung, die auf strikte Einhaltung der Tora und der mündlichen Überlieferung achtete. Sie waren zur Zeit Jesu die populärste Gruppe. (Siehe auch oben)
- Sadduzäer: Gehörten zur Priesteraristokratie und Oberschicht. Sie erkannten nur die geschriebene Tora an und lehnten die mündliche Überlieferung sowie den Glauben an Auferstehung und Engel ab. Sie kooperierten oft mit den Römern. (Siehe auch oben)
- Essener: Eine asketische Gruppe, die sich oft von der Gesellschaft zurückzog (z.B. in Qumran am Toten Meer). Sie protestierten gegen den Tempelkult in Jerusalem, den sie als korrupt ansahen, und lebten nach strengen Reinheitsvorschriften.
- Zeloten: Eine radikale, nationalistische Bewegung, die den gewaltsamen Widerstand gegen die römische Besatzung befürwortete. Ihr Name bedeutet „Eiferer“ (für das Gesetz und die Freiheit Israels). Sie kamen oft aus ärmeren Schichten, besonders aus Galiläa.
- Schriftgelehrte: Experten des jüdischen Gesetzes, meist Laien, die das Gesetz auslegten und lehrten (Rabbiner). Sie gehörten oft zu den Pharisäern. Jesus wurde von seinen Jüngern „Rabbi“ (Meister/Lehrer) genannt, obwohl er keine formale Ausbildung hatte. (Siehe auch oben)
- Zöllner: Steuereintreiber für die Römer. Sie wurden oft verachtet, da sie als Kollaborateure galten und im Ruf standen, unehrlich zu sein. Der Apostel Matthäus war ein Zöllner.
- Priester und Leviten: Für den Tempeldienst zuständig. Nur Nachkommen Aarons (aus dem Stamm Levi) konnten Priester werden, andere Leviten übernahmen unterstützende Aufgaben. Es gab Tausende von Priestern, die in Diensteinteilungen im Tempel dienten. Viele waren arm. Der Hohepriester war das religiöse Oberhaupt und Vorsitzender des Sanhedrins.
- Das Volk ('Am ha-Aretz'): Die breite Masse der Bevölkerung, oft einfache Landarbeiter, Handwerker, Fischer. Viele kannten das Gesetz nicht so genau wie die Schriftgelehrten und Pharisäer und wurden von diesen manchmal geringgeschätzt. Dazu gehörten auch Menschen mit Berufen, die als unrein galten (z.B. Gerber, Hirten).
- Frauen: Hatten nicht die gleichen bürgerlichen und religiösen Rechte wie Männer. Eine Frau war bis zur Heirat (oft im Alter von 12-13 Jahren) von ihrem Vater abhängig, danach von ihrem Ehemann. Scheidung war hauptsächlich dem Mann vorbehalten. In der Synagoge hatten sie einen separaten Bereich und hörten meist nur zu.
- Ausgestoßene/Randgruppen: Es gab verschiedene Gruppen, die am Rande der Gesellschaft standen:
- Kranke (z.B. Aussätzige, Menschen mit psychischen Leiden)
- Menschen mit Behinderungen (z.B. Lahme, Blinde)
- Nichtjuden (Heiden) und öffentliche Sünder (z.B. Prostituierte, Ehebrecher), die aus religiös-moralischen Gründen diskriminiert wurden.
Die Wunder Jesu und das Reich Gottes
Die Wunder Jesu sind Zeichen, die das Kommen des Reiches Gottes ankündigen. Sie sind ein Aufruf zur Umkehr und laden dazu ein, sich von Gott als einem liebenden Vater leiten zu lassen und alle Menschen als Geschwister zu betrachten.
Die Wunder Jesu sagen etwas über dieses Reich aus: Wenn Gott über die Menschen herrscht, wenn sie ihn als Zentrum ihres Lebens anerkennen, dann haben Böses, Schmerz, Leid und Tod nicht das letzte Wort. Die Heilung bezieht sich nicht nur auf den Körper und diese Welt. Mit den Wundern sagt Jesus, dass der Mensch von Gott geliebt und gerettet wird – eine Rettung, die in dieser Welt beginnt, aber ihre volle Verwirklichung am Ende der Zeit finden wird.
Jesus wirkt Wunder, um das Reich Gottes zu verkünden. Seine Taten geschehen immer zugunsten der Menschen, besonders der Armen und Ausgegrenzten, die oft aus religiösen Gründen von der Gesellschaft ausgeschlossen waren. Jesus rettet, aber er löst nicht einfach alle Probleme. Vielmehr lehrt er die Menschen, anders zu leben und selbst nach Lösungen zu suchen. Der Aussätzige war der Inbegriff des Ausgestoßenen. Jesus streckte seine Hand aus, berührte einen Aussätzigen, sprach „Sei rein!“, und der Aussatz wich von ihm. Danach wies Jesus ihn an, sich dem Priester zu zeigen und das von Mose vorgeschriebene Opfer darzubringen.
Jesus und das Gesetz
Die Einhaltung des Gesetzes, das Gott durch Mose gegeben hatte, war das grundlegende Kriterium für fromme Israeliten und galt als Weg zum Heil. Im Laufe der Zeit entstand die Notwendigkeit, dieses Gesetz auf vielfältige Lebensumstände anzuwenden. So entwickelten sich detaillierte Auslegungen und Traditionen. Die Pharisäer und Essener waren besonders entschiedene Verfechter der genauen Befolgung dieser Vorschriften.
Jesus gibt dem Gesetz seine wahre Bedeutung zurück. Das Gesetz drückt den Willen Gottes aus. Seine Befolgung soll nicht aus Angst oder Zwang geschehen, sondern aus Liebe und als Weg zu Vergebung. Dabei ist nicht alles gleich wichtig: Das Innere (die Gesinnung) ist wichtiger als das Äußere (Rituale). Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind wichtiger als rituelle Vorschriften. Die Liebe darf nicht durch starre Regeln eingeschränkt werden. Außerdem ist die Gesetzesbefolgung nicht der Weg, um Gottes Gunst zu verdienen. Sie ist vielmehr eine Antwort auf Gottes unverdiente Liebe und die Erkenntnis, dass das Heil des Menschen Gottes Werk ist, nicht allein das Ergebnis menschlicher Anstrengung.
Bedeutung der Auferstehung für Christen
Was bedeutet die Auferstehung Jesu für Christen?
- Beginn einer neuen Menschheit: Die Auferstehung stellt die Freundschaft zwischen Gott und den Menschen wieder her und öffnet die Quelle des ewigen Lebens. Der auferstandene Jesus teilt seinen Sieg mit allen Menschen und gibt ihnen die Kraft, nach seinem Bild verwandelt zu werden, befreit von der Knechtschaft der Sünde und ihrer Folgen.
- Erfüllung der Hoffnung auf Unsterblichkeit: Der Mensch hat sich nie mit dem Tod abgefunden und träumt von ewigem Leben. Die Erfahrung von Leid und Tod ist oft bitter. Die Auferstehung Jesu gibt neues Licht und neue Kraft, die Härten des Lebens zu ertragen. Sie zeigt, dass Gott die Ungerechtigkeit nicht duldet, die selbst den besten Menschen tötete, der je auf Erden lebte.
- Ermöglichung der Begegnung mit Jesus: Jesus ist der Lebendige, der beim Vater für uns eintritt und uns in unserem Leben begleitet.
- Gründung der Kirche: Die Jünger waren zur Zeit des Leidens und Sterbens Jesu zerstreut. Die Auferstehung sammelt sie wieder und sendet sie als Zeugen in die ganze Welt. In den Erscheinungen beauftragt Jesus seine Jünger mit dieser Mission.
- Erfahrung von Barmherzigkeit und Vergebung: Jesus vergibt Petrus seinen Verrat und den anderen Jüngern ihre Flucht. Er überträgt ihnen aber auch den Dienst der Vergebung.
- Aufwertung der Frau: Die Frauen, die Jesus nachfolgten, zeigten tiefe Treue und Hingabe. Sie hatten den Mut, ihm bis unters Kreuz zu folgen und waren die Ersten am Grab. Die Auferstehungsberichte geben ihnen eine zentrale Rolle als erste Zeuginnen.
Gegenwart Jesu heute
Wo ist Jesus heute gegenwärtig?
- In der Eucharistie: Die wichtigste Form der Gegenwart Jesu unter uns ist die Eucharistie. Der Glaube sagt uns, dass der Jesus der Eucharistie derselbe ist, der in Bethlehem geboren wurde, in Nazareth lebte, in Palästina predigte, gekreuzigt wurde und in Jerusalem auferstand. Die Gegenwart Jesu in der Eucharistie endet nicht mit der Messe, sondern bleibt im Tabernakel und in den Kommunikanten gegenwärtig.
- In den Sakramenten: Diejenigen, die mit Jesus in Palästina lebten, erfuhren seine Gegenwart durch ihre Sinne. Nach zweitausend Jahren begegnen Christen Jesus Christus nicht nur in der Eucharistie, sondern auch in den anderen Sakramenten.
- Im Wort Gottes: Die Bibel ist auch ein Ort der Gegenwart des Herrn. Wenn Christen die Bibel lesen, erleuchtet der Heilige Geist sie, um Jesu Worte zu hören und auf ihr Leben anzuwenden.
- Im gemeinsamen Gebet: Jesus ist auch gegenwärtig, wenn Christen sich in seinem Namen zum Gebet versammeln, besonders in der Liturgie, wie er es versprochen hat („Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ - Mt 18,20).
Das Sakrament der Firmung
Am Pfingsttag wurden die Apostel im Glauben bestätigt und gestärkt, indem sie eine besondere Kraft des Heiligen Geistes empfingen. An diesem Tag empfingen sie sozusagen die Firmung. Danach begannen die Apostel zu taufen und auch das Sakrament der Firmung zu spenden.
Die Wirkungen der Firmung sind:
- Sie baut auf der Taufgnade auf und stärkt den Glauben.
- Sie verbindet uns enger mit Christus und der Kirche.
- Sie gibt uns besondere Kraft, als wahre Zeugen Christi in der Welt aufzutreten.
Die Firmung muss im Stand der Gnade (ohne schwere Sünde) empfangen werden. Sie prägt wie die Taufe ein unauslöschliches Zeichen (sakramentaler Charakter) ein, weshalb man nur einmal im Leben gefirmt werden kann.
Die Heilige Kommunion (Eucharistie)
Die Heilige Kommunion ist der Empfang Jesu Christi selbst unter den Gestalten von Brot und Wein.
Ihre Wirkungen sind:
- Sie vertieft unsere Vereinigung mit Christus.
- Sie vergibt lässliche Sünden.
- Sie gibt uns neue Kraft, als Kinder Gottes zu leben.
- Sie verbindet uns enger mit den anderen Gliedern der Kirche.
Die vier Evangelien
Es gibt vier Evangelien:
Matthäus-Evangelium
Autor: Traditionell der Apostel Matthäus (Levi), ein ehemaliger Zöllner. Kennt die jüdische Umwelt Palästinas gut.
Entstehung: Wahrscheinlich um 80-90 n. Chr.
Adressaten: Vorwiegend Christen jüdischer Herkunft.
Hauptthema: Jesus ist der Messias, der Sohn Gottes, der die Verheißungen des Alten Testaments erfüllt.
Markus-Evangelium
Autor: Traditionell Johannes Markus, Begleiter von Paulus und Barnabas, später von Petrus in Rom.
Entstehung: Wahrscheinlich um 70 n. Chr. (ältestes Evangelium).
Adressaten: Vorwiegend Christen heidnischer Herkunft (in Rom?).
Hauptthema: Jesus ist der Sohn Gottes, der mächtige Taten vollbringt und im Leiden siegt.
Lukas-Evangelium
Autor: Traditionell Lukas, ein Arzt und Begleiter des Paulus, nichtjüdischer Herkunft.
Entstehung: Wahrscheinlich um 80-90 n. Chr.
Adressaten: Theophilus (möglicherweise ein hochrangiger Römer oder Symbol für alle „Gottesfreunde“), allgemein gebildete Griechen und Christen heidnischer Herkunft.
Hauptthema: Jesus ist der Retter aller Menschen, besonders der Armen und Ausgestoßenen; er bringt Barmherzigkeit und Vergebung.
Johannes-Evangelium
Autor: Traditionell der Apostel Johannes, Sohn des Zebedäus, ein Augenzeuge.
Entstehung: Wahrscheinlich um 90-100 n. Chr. (jüngstes Evangelium).
Adressaten: Christen, die bereits im Glauben verwurzelt sind (jüdischer und heidnischer Herkunft).
Hauptthema: Jesus ist das ewige Wort Gottes, das Mensch geworden ist; er offenbart den Vater und schenkt ewiges Leben.