Grundlagen der Makroökonomie: Fiskalpolitik, Geldwesen und Globalisierung
Eingeordnet in Wirtschaft
Geschrieben am in
Deutsch mit einer Größe von 25,01 KB
1. Die Wirtschaft als Ganzes (Makroökonomie)
Die Wirtschaft als Ganzes, die Makroökonomie, ist geprägt durch externe Schocks, Marktmechanismen sowie interne und staatliche Eingriffe. Diese Faktoren haben Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage.
1.1 Die Gesamtwirtschaftliche Nachfrage (DA)
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist die Summe der Gesamtausgaben für ein bestimmtes Preisniveau, die von allen Wirtschaftssubjekten (Familien, Unternehmen, öffentlicher Sektor und Ausländer) in einer Volkswirtschaft getätigt werden.
Formel: DA = C + I + G + (X – M)
Diese Formel entspricht der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist der Wert der Endprodukte und Dienstleistungen, die die Akteure bereit sind zu kaufen, während das BIP der Wert dessen ist, was tatsächlich gekauft wurde.
Beeinflussende Faktoren der Nachfrage:
- Einkommensniveau
- Menge des im Umlauf befindlichen Geldes
- Steuern
1.2 Das Gesamtwirtschaftliche Angebot
Das gesamtwirtschaftliche Angebot bestimmt die Höhe der Produktion, die Unternehmen bereit wären, zu einem bestimmten durchschnittlichen Preisniveau und unter Berücksichtigung der Kosten zu verkaufen.
Beeinflussende Faktoren des Angebots:
- Durchschnittliches Preisniveau: Eine Senkung des Preisniveaus führt zu niedrigeren Gewinnen und umgekehrt. Wenn die Preise für verkaufte Waren und Dienstleistungen sinken, neigen Unternehmen dazu, Kosten und Produktionsniveau zu senken.
- Geschäftserwartungen: Wenn die Geschäftserwartungen steigen, erhöhen Unternehmen ihre Produktion. Bei Unsicherheit kann es jedoch zu Problemen kommen.
2. Konsum (Verbrauch)
Ausgaben der Haushalte für verschiedene Güter:
- Dauerhafte Güter
- Verderbliche Güter
- Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung etc.)
2.1 Beeinflussende Faktoren des Konsums
- Verfügbares Einkommen: Je höher das Einkommen, desto höher der Konsum und umgekehrt.
- Permanentes Einkommen: Die wahrgenommene Höhe des Einkommens, die ein Haushalt nach Eliminierung temporärer Einflüsse (z. B. unerwartete Einnahmen) erwartet.
- Lebenszyklushypothese: Diese Hypothese geht davon aus, dass Individuen über ihr Leben hinweg sparen, um den Konsum zu glätten.
- Vermögen: Eine Person oder ein Konsument, der Einkommen hat, wird einen Teil davon sparen. Das Vermögen einer Familie setzt sich aus Lohn und angespartem Einkommen zusammen.
3. Investitionen
Investitionen bedeuten den Ankauf von Investitionsgütern, die indirekt zur Produktion anderer Güter beitragen und somit menschliche Bedürfnisse befriedigen. Die Investition der Unternehmen spielt eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft:
- Erhöhung der Gesamtnachfrage: Wenn Unternehmen Investitionsgüter erwerben, steigt die Produktion und Beschäftigung, was die Nachfrage ankurbelt.
- Vermögen eines Landes: Durch den Erwerb von Investitionsgütern wird die Kapitalbildung erhöht, was zu einem Anstieg des wirtschaftlichen Niveaus führt.
3.1 Faktoren, die Investitionen beeinflussen
- Einnahmen: Unternehmen investieren, solange zusätzliche Einnahmen generiert werden, die es ihnen ermöglichen, ihre Produktion zu steigern.
- Kosten: Wenn die erwartete Rendite höher ist als die Kosten, wird weiterhin investiert. Wichtige Kostenfaktoren sind:
- Der gezahlte Zinssatz für Anleihen.
- Steuern.
- Kapazitätsauslastung: Die Kapazität des Unternehmens richtet sich nach den Bedürfnissen des Marktes. Wenn Anlagen voll ausgelastet sind und eine starke Nachfrage besteht, ist es notwendig, die Investitionen zu erhöhen, um den Markt zu bedienen.
- Erwartungen für die Zukunft: Wenn die Wirtschaftsindikatoren Stabilität oder Erholung zeigen, wird dies als guter Zeitpunkt für Investitionen interpretiert.
3.2 Stimulierung von Investitionen (Investitionsmultiplikator)
Der Investitionsmultiplikator beschreibt den gesamten Anstieg der Ausgaben, den die gesamte Wirtschaft durch eine Erhöhung der Investitionen erfährt.
Formel (Marginale Konsumneigung, MPC): MPC = Zusätzlicher Betrag von Waren und Dienstleistungen, den Menschen konsumieren, wenn sie ein zusätzliches Einkommen erhalten.
Je höher die MPC, desto stärker sind die Auswirkungen der Investitionen auf die gesamte Wirtschaft und umgekehrt.
4. Sparen (Saving)
Sparen ist der Teil des Einkommens, der nicht konsumiert wird.
Formel: Sparen = Verfügbares Einkommen – Konsum
Sparen ermöglicht Investitionen und ist die Grundlage für unternehmerisches Handeln. Die Gründe für das Sparen sind:
- Verbesserung der künftigen Lebensbedingungen.
- Erhöhung des Vermögens.
- Sicherung der Altersvorsorge.
- Deckung unerwarteter Kosten.
Das verfügbare Einkommen des Staates wird durch Maßnahmen der Quellensteuer bestimmt und kann durch höhere Steuern oder Abgaben auf das persönliche Einkommen variieren.
Wichtige Begriffe:
- Marginale Sparquote: Der zusätzliche Betrag, den Menschen sparen, wenn sie ein zusätzliches Einkommen erhalten.
- Depression oder Tiefpunkt: Markiert den tiefsten Punkt einer Rezessionsphase. Gekennzeichnet durch Unterauslastung der Produktionsressourcen, hohe Arbeitslosigkeit und hohe Lagerbestände aufgrund mangelnder Nachfrage.
- Expansion: Der Aufschwung.
- Boom oder Höhepunkt: Höhepunkt der Expansionsphase, erreicht, wenn die Produktionskapazitäten der Unternehmen voll ausgelastet sind.
5. Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik ist der staatliche Eingriff in die Wirtschaft, um bestimmte Ziele zu erreichen.
A. Ziele der Wirtschaftspolitik
- Nachhaltiges Wirtschaftswachstum: Der Anstieg der Produktion von Gütern und Dienstleistungen soll über die Zeit anhalten, um das Wohlbefinden der Bürger zu verbessern. Wichtigste Indikatoren sind das BIP oder das verfügbare Einkommen.
- Vollbeschäftigung: Sicherstellung der effizienten Nutzung aller Ressourcen, insbesondere der menschlichen Arbeitskraft. Vollbeschäftigung gilt als erreicht, wenn die Arbeitslosenquote niedrig ist (oft bei etwa 90 % der Arbeitskräfte beschäftigt).
- Preisstabilität: Die Kontrolle der Preise von Waren und Dienstleistungen ist entscheidend, um die Kaufkraft der Verbraucher zu erhalten und Unsicherheit zu verhindern (gemessen durch den Verbraucherpreisindex, VPI).
B. Träger der Wirtschaftspolitik
Die staatliche Wirtschaftspolitik wird von allen öffentlichen Institutionen (Staat, autonome Gemeinschaften etc.) sowie von Händlern und Unternehmen durchgeführt.
C. Arten der Wirtschaftspolitik
- Fiskalpolitik (Finanzpolitik): Verschiedene Maßnahmen des Staates zur Steuerung der Wirtschaftstätigkeit durch Steuern und öffentliche Ausgaben.
- Geldpolitik (Monetäre Politik): Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Erreichung der Preisstabilität durch Variation der Geldmenge im Umlauf und der Zinssätze.
- Außenwirtschaftspolitik: Staatliche Intervention zur Regulierung von Preisen, Importen, Exporten und Wechselkursen. Die Kontrolle der Außenpolitik liegt bei Brüssel (EU).
- Einkommenspolitik: Zielt darauf ab, Preisstabilität durch die Kontrolle der Lohn- und Preisentwicklung zu erreichen. Der Staat versucht, die Preise der wichtigsten Güter zu kontrollieren und kann die Gehälter von Beamten regulieren oder minimale/maximale Gehälter für Unternehmen empfehlen.
6. Fiskalpolitik (Finanzpolitik)
Die Fiskalpolitik ist die bewusste Steuerung der öffentlichen Finanzen (Staat, Region, Sozialversicherung) durch die Beschaffung von Mitteln (Steuern) und die Durchführung öffentlicher Ausgaben zur Erreichung wirtschaftlicher Ziele.
Die steuerlichen Einnahmen und Ausgaben sowie die Budgets des Staates und der Kommunen sind im Staatshaushalt verankert.
A. Arten der Fiskalpolitik
Die Klassifizierung basiert auf den verwendeten Instrumenten:
1. Diskretionäre Instrumente (Initiative der Regierung):
Maßnahmen, die die Regierung unter Berücksichtigung der aktuellen Wirtschaftslage ergreift:
- Öffentliche Bauprogramme (z. B. Plan E): Erhöhung von Produktion und Beschäftigung sowie Bereitstellung von Infrastruktur.
- Beschäftigungs- und Qualifizierungspläne: Projekte wie Schulungswerkstätten zur Rekrutierung und Ausbildung von Arbeitskräften.
- Transferprogramme: Arbeitslosengeld und Renten. Ziel ist der Schutz benachteiligter Gruppen durch periodische oder vorübergehende Zahlungen.
- Modifikation der Steuersätze: Eine Änderung wirkt sich auf das verfügbare Einkommen der Familien und somit auf den Konsum aus.
Hinweis: Diskretionäre Maßnahmen sind nicht immer erfolgreich, weshalb automatische Stabilisatoren verwendet werden.
2. Automatische Stabilisatoren:
Mechanismen, die ohne direkte staatliche Initiative wirken:
- Proportionale Steuersätze.
- Sozialversicherungsbeiträge.
- Leistungen bei Arbeitslosigkeit.
7. Der Allgemeine Staatshaushalt (PGE)
Der PGE fasst detailliert die geschätzten Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Finanzen für das jeweilige Jahr zusammen.
A. Ausgaben
Die Gesamtausgaben der öffentlichen Verwaltung werden unterteilt in:
- Laufende Ausgaben: Kosten für die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung, Justiz). Wichtigste Posten sind Personalkosten und der Erwerb von Gütern von anderen Unternehmen.
- Kapitalausgaben (Investitionen): Kosten zur Aufrechterhaltung der Produktionskapazitäten des Landes. Investitionen in die Infrastruktur sind sehr wichtig.
- Transfers und Subventionen: Transfers (z. B. Renten) werden an bedürftige Personen geleistet. Subventionen (z. B. Stipendien) sind Beträge, die Unternehmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen erhalten.
B. Einnahmen
- Sozialversicherungsbeiträge: Beträge, die Arbeitnehmer und Unternehmen an die Sozialversicherung zahlen.
- Steuern und Gebühren:
- Steuern: Zahlungen, die von der Verwaltung ohne direkte Gegenleistung verlangt werden. Es gibt direkte Steuern (wie die Einkommensteuer) und indirekte Steuern (die auf den Verbrauch gezahlt werden, wie die Mehrwertsteuer).
- Gebühren: Zahlungen, die im Gegenzug für die Nutzung eines öffentlichen Dienstes oder einer Tätigkeit mit direktem Nutzen für den Nutzer (z. B. Schulgebühren) geleistet werden.
- Sonstige Erträge:
- Laufende Übertragungen (z. B. Lotterie, Wetten).
- Vermögenseinkommen (Erträge aus öffentlichen Unternehmen wie RENFE).
- Veräußerung von Kapitalanlagen (Einnahmen aus dem Verkauf staatlicher Vermögenswerte).
- Kapitaltransfers (Erhalt von Mitteln der EU zur Finanzierung von Projekten).
C. Haushaltsbilanz
- Ausgeglichener Haushalt: Einnahmen entsprechen den Ausgaben.
- Haushaltsüberschuss: Einnahmen übersteigen die Ausgaben.
- Haushaltsdefizit: Einnahmen sind geringer als die Ausgaben.
Finanzierung eines Defizits:
- Ausgabe von Staatsschulden: Emission von Wertpapieren durch öffentliche Körperschaften.
- Erhöhung der Steuern: Anhebung bestehender oder Einführung neuer Steuern.
- Zunahme der Geldmenge im Umlauf.
8. Geldpolitik und Geldwesen
8.1 Geldpolitik
Die Geldpolitik ist die Reihe von Maßnahmen, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) ergriffen werden, um die Ziele der Bank zu erreichen, indem die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes und die Zinssätze verändert werden.
Die monetäre Autorität (EZB) hat folgende Funktionen:
- Definition und Umsetzung der Geldpolitik in der Europäischen Union.
- Durchführung von Devisengeschäften.
- Überwachung des Kreditsystems zur Gewährleistung der Stabilität des Finanzsystems.
8.2 Geld
Geld ist ein allgemein anerkanntes Tauschmittel. Der Preis des Geldes ist der Zins, der für die Inanspruchnahme von Kapitaldienstleistungen (Krediten) gezahlt wird.
8.2.1 Arten von Geld
- Legales Geld: Banknoten und Münzen, die von der zuständigen Behörde ausgegeben werden.
- Bankengeld: Geld, das in verschiedenen Formen existiert, z. B. auf Girokonten.
- Termineinlagen: Einlagen, bei denen der Inhaber verpflichtet ist, das Geld für einen bestimmten Zeitraum zu halten, ohne es ohne Sanktionen abheben zu können.
- Sonstige Vermögenswerte in den Händen der Öffentlichkeit: Wertpapiere (z. B. Schatzwechsel), die gegen Geld eingetauscht werden können und nach einer bestimmten Zeit mit vereinbarten Zinsen zurückgezahlt werden.
Die Geldmenge einer Volkswirtschaft wird durch die Menge des zirkulierenden Geldes bestimmt und setzt sich aus dem Bargeld im Besitz der Öffentlichkeit und den Einlagen zusammen.
8.3 Banken und Geldschöpfung
Die Banken nehmen die Ersparnisse von Familien entgegen, um sie an Unternehmen und andere zu verleihen. Sie behalten einen Teil dieser Einlagen als Reserve, um mögliche Abhebungen zu decken. Diese Reserve wird durch den Mindestreservesatz bestimmt.
8.3.1 Die Vervielfachung des Bankgeldes (Geldschöpfungsmultiplikator)
Die Vervielfachung beschreibt, wie durch eine anfängliche Einzahlung mehr Geld im Bankensystem entsteht. Der Anstieg der Geldmenge ist gleich der ursprünglichen Einzahlung multipliziert mit dem Kehrwert des Reservesatzes.
8.4 Instrumente der Geldpolitik
- Mindestreserve: Zwingt Finanzinstitute, Reserven zu einem gewissen Minimum zu halten.
- Offenmarktgeschäfte: Die EZB versteigert regelmäßig finanzielle Vermögenswerte zu einem festen oder variablen Zinssatz und einem bestimmten Betrag.
9. Das Finanzsystem
Das Finanzsystem ist die Struktur, die aus einer Reihe von Vermittlern besteht, die durch öffentliche Stellen reguliert werden und die Ersparnisse in die Finanzierung von Konsum, öffentlichen Ausgaben und Unternehmensinvestitionen lenken.
Die Finanzintermediäre in Spanien können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden:
- Banken und Sparkassen (Banken und bankähnliche Finanzintermediäre).
- Nicht-Banken-Finanzintermediäre (z. B. ICO, Börse, Versicherungen, kollektive Kapitalanlagen, Pensionsfonds, Leasinggesellschaften).
9.1 Banken und Bankähnliche Finanzintermediäre
9.1.1 Die Bank von Spanien
Sie fungiert als Bank der Banken, überwacht die Tätigkeiten der Finanzinstitute, führt Finanzforschung durch und setzt die einheitliche Geldpolitik der EZB um.
9.1.2 Private Geschäftsbanken
Geschäftsbanken beschaffen Gelder von Sparern (durch Einlagen oder die Ausgabe von Wertpapieren/Aktien) und stellen diese Ressourcen Händlern zur Verfügung. Sie müssen immer genügend Ressourcen bereithalten, um Abhebungen zu decken (z. B. Banesto, Santander).
9.1.3 Sparkassen
Sie funktionieren ähnlich wie Privatbanken, dürfen jedoch keine Mittel durch die Ausgabe von Wertpapieren beschaffen und müssen einen Teil ihrer Mittel für soziale und kulturelle Zwecke verwenden (z. B. Caja Duero, Caixa).
9.1.4 Kreditgenossenschaften
Eine Vereinigung von Personen mit gemeinsamen Bedürfnissen und Interessen, die ein Unternehmen gründen. Überschüsse werden als kooperative Gewinne behandelt. Sie haben Priorität bei der Finanzierung ihrer Partner. Sie arbeiten ähnlich wie Banken und Sparkassen (z. B. Caja Rural).
9.2 Nicht-Banken-Finanzintermediäre
- ICO (Instituto de Crédito Oficial): Arbeitet unter der Regierung und finanziert Unternehmen, um Wirtschaftssektoren in Schwierigkeiten zu helfen.
- Versicherungen: Durch die Ausstellung einer Versicherungspolice verpflichtet sich der Versicherer im Gegenzug für eine Prämie, den Versicherten bei Eintritt eines Schadensfalls zu entschädigen.
- Pensionsfonds: Private oder gegenseitige Fonds, die die gesetzliche Rente ergänzen. Während des Arbeitslebens werden Beiträge eingezahlt.
- Leasing: Ein Finanzierungssystem, bei dem ein Unternehmen ein Wirtschaftsgut im Austausch für periodische Mietzahlungen mietet. Die Mietdauer entspricht oft der Nutzungsdauer des Vermögenswerts. Am Ende kann eine Kaufoption ausgeübt werden.
- Factoring: Verkauf aller Forderungsrechte (Rechnungen, Schuldscheine) an eine Factoring-Firma (oft eine Bank) gegen eine Gebühr, um einem Unternehmen Liquidität zu verschaffen.
- Kreditgarantiegemeinschaften (SGR): Bestehend aus Partnern, die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Garantien bieten, um ihnen den Zugang zu Finanzierungen zu erleichtern.
9.3 Die Börse
Die Börse ist eine zivile Vereinigung des öffentlichen Dienstes. Ihr Ziel ist es, den Handel mit Wertpapieren wettbewerbsfähig, ordentlich und kontinuierlich zu erleichtern. Die Wertpapiere können festverzinslich oder variabel sein.
- Anleihen (Festverzinslich): Titel, mit denen Unternehmen Geld leihen. Die Vergütung (Zinsen) wird zum Zeitpunkt der Emission im Voraus festgelegt.
- Aktien (Variabel): Ein Titel, der einen prozentualen Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens darstellt. Im Gegenzug erhält der Inhaber eine Dividende.
Der Aktienmarkt wird durch einen Aktienindex abgebildet, der die Entwicklung des Marktes basierend auf dem Verhalten der Preise der repräsentativsten und liquidesten Aktien anzeigt.
Märkte der Börse:
- Primärmarkt (Emissionsmarkt): Hier werden Wertpapiere direkt von den Unternehmen durch Emission verkauft, um Kapital zu beschaffen. Dies muss von der Nationalen Wertpapierkommission genehmigt werden.
- Sekundärmarkt (Handelsmarkt): Hier werden bereits emittierte Wertpapiere gehandelt, ohne dass das Unternehmen direkt beteiligt ist. Dieser Markt funktioniert wie ein vollkommener Wettbewerbsmarkt, bei dem die Aktienkurse von Angebot und Nachfrage abhängen. Die meisten Transaktionen werden über ein computergestütztes System abgewickelt, das als kontinuierliche Marktbeobachtung bekannt ist und den Handel in Echtzeit ermöglicht.
10. Internationale Wirtschaft und Globalisierung
10.1 Einführung: Internationale Organisationen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden internationale Organisationen sowohl politischer als auch wirtschaftlicher Natur gegründet:
- Politisch: Organisation der Vereinten Nationen (UN).
- Wirtschaftlich: Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT), Welthandelsorganisation (WTO), Internationaler Währungsfonds (IWF), Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
10.2 GATT (General Agreement on Tariffs and Trade)
Gegründet 1947, um den Warenverkehr zu regeln und protektionistische Verzerrungen zu vermeiden.
Grundsätze des GATT:
- Meistbegünstigungsklausel (Grundsatz der Nichtdiskriminierung): Jede Vereinbarung zwischen zwei GATT-Ländern gilt automatisch auch für alle anderen Mitgliedsländer.
- Grundsatz der Transparenz (Schutz nur durch Zölle): Ziel war die Beseitigung anderer nicht-tarifärer Handelshemmnisse.
- Kollektive Maßnahmen für die LDC (Least Developed Countries): Förderung der Produkte aus den am wenigsten entwickelten Ländern.
- Regelmäßige Verhandlungen: Regelmäßige Treffen zur Erzielung von Abkommen.
10.3 WTO (World Trade Organization)
Gegründet 1995, zeitgleich mit der letzten GATT-Runde.
Grundregeln der WTO:
- Handel ohne Diskriminierung: Übernahme des Meistbegünstigungsprinzips des GATT, das sich auf alle WTO-Länder erstreckt.
- Besserer Zugang zu den Märkten: Begrenzung protektionistischer Maßnahmen, um den freien Wettbewerb zu fördern.
- Förderung eines fairen Wettbewerbs: Verfolgung unfairer Praktiken, wie das Verbot von Subventionen, die den Wert von Produkten in den Zielländern senken.
- Förderung von Entwicklung und Wirtschaftsreformen: Die WTO hilft Entwicklungsländern, ihre Wirtschaftsstrukturen anzupassen, um Zugang zu internationalen Märkten zu erhalten.
10.4 IWF (Internationaler Währungsfonds)
Gegründet 1944 (zusammen mit der Weltbank) und mit der UN verbunden.
Ziele des IWF:
- Erreichung der Stabilität der Wechselkurse und Sicherstellung der Währungsparitäten.
- Sicherstellung internationaler Liquidität und Schaffung eines multilateralen Zahlungssystems.
- Gewährung internationaler Kredite sowie technischer Hilfe für Entwicklungsländer zur Armutsbekämpfung und Förderung nachhaltigen Wirtschaftswachstums. Diese Darlehen müssen zurückgezahlt werden, sobald sich die Situation des Empfängers verbessert.
10.5 OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
Eine Plattform für Konsultation und Koordination zwischen Regierungen. Ziel ist die Analyse wirtschaftlicher, finanzieller und ökologischer Politiken. Spanien ist Mitglied.
10.6 Unterentwicklung
Die Entwicklung muss unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden:
- Wirtschaftliche Entwicklung: Eine Entwicklung, die auf Technologie und Handelsspezialisierung basiert.
- Menschliche Entwicklung: Bezieht sich auf die Lebensqualität der Menschen, sowohl materiell (Gesundheit, Ernährung) als auch sozial (größere Freiheit, Bildungsniveau).
Länder, die nicht entwickelt sind, werden als Schwellen- oder Entwicklungsländer bezeichnet.
Faktoren, die Unterentwicklung bestimmen:
- Niedriges Pro-Kopf-Einkommen: Das durchschnittliche Einkommen ist niedrig, die Konsumkapazität begrenzt und die Sparquote oft Null.
- Primärproduktionsstruktur: Die Produktion konzentriert sich auf Landwirtschaft, Fischerei oder Bergbau. Dies führt oft zu einer negativen Handelsbilanz, da sie zu niedrigen Preisen verkaufen und zu hohen Preisen kaufen.
- Kleine, ineffiziente Märkte: Der Markt ist unvollkommen und von externer Finanzierung abhängig.
- Hohe Bevölkerungswachstumsraten: Hohe Geburtenrate und hohe Lebenserwartung.
- Politische Instabilität: Die Schwäche der öffentlichen Institutionen behindert Entwicklungsversuche.
- Schlechte Infrastruktur: Mängel in Straßen, Telekommunikation und Stromversorgung.
- Niedriges kulturelles und soziales Bildungsniveau: Mangel an ausgebildeten Technikern und unternehmerischer Initiative.
- Hohe Auslandsverschuldung: Länder erhalten viel Geld von ausländischen Banken, das sie später durch Exporte zurückzahlen sollen. Oft reichen die Exporterlöse jedoch nicht aus, um die Schuldzinsen zu decken, was die Verschuldung erhöht.
10.7 Globalisierung
Globalisierung ist der Prozess der Schaffung eines grenzenlosen Weltmarktes. Dieser Weltmarkt wird durch zwei Faktoren bedingt:
- Technologie: Die Datenverarbeitung ermöglicht Finanztransfers in Echtzeit überall auf der Welt.
- Wirtschaftsliberalismus: Die Beseitigung jeglicher Barrieren für den Handel mit Waren und Kapital.
Bereiche der Globalisierung:
- Kommerziell (Handel): Der Handel mit Waren und Dienstleistungen mit Unternehmen aus anderen Ländern wird zur Normalität.
- Produktiv: Unternehmen verlagern ihre Fabriken in Länder mit niedrigeren Produktionskosten (niedrige Löhne, geringere Steuern oder geringere Inflationserwartungen), um den internationalen Markt zu bedienen.
- Finanziell: Investoren können höhere Renditen auf Ersparnisse außerhalb ihres Heimatlandes erzielen.