Grundlagen des Motorischen Lernens und der Entwicklung
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Klassifizierung von Grundbegriffen
Lernen und Motorische Entwicklung
Lernen ist in der Regel eine Veränderung des Verhaltens.
Motorisches Lernen ist eine stabile Änderung oder Modifikation des motorischen Verhaltens durch Übung (Praxis). Wir lernen durch Praxis. Was man lehrt, prägt das Verhalten. (Daher: Wenn Sie ein Kind schlecht lehren, wird es immer das Schlechte tun.)
Übung (Praxis) umfasst nach dieser Definition alle Mittel, die wir nutzen, um ein Verhalten oder motorische Fähigkeiten zu erlernen.
Im motorischen Lernen wird Verhalten durch die Verwaltung, Organisation und Steuerung von Informationen gesteuert.
Übung umfasst somit alle Techniken zur Verwaltung dieser Informationen, um Lernen zu ermöglichen.
Informationsverarbeitung und Feedback
Wir begegnen zwei ständigen Fragen:
- Die ersten Informationen: „Das ist, was du zu tun hast“ (Feedforward).
- Die endgültigen Informationen: Kenntnis der Ergebnisse (Feedback).
Der Lernende ist an der Informationsverarbeitung (Gedächtnispflege) beteiligt.
Um zu verstehen, wie man lernt, muss man die Modelle der Informationsverarbeitung kennen.
Motorisches Lernen (menschliche Bewegung) bedeutet daher auch zu verstehen, wie man etwas richtig macht.
Motorische Entwicklung ist ein Wissensgebiet, das mit verwandten Bereichen wie dem motorischen Lernen zusammenhängt. Sie bezieht sich auf die strukturellen und funktionellen Veränderungen des motorischen Systems im Laufe der Zeit, abhängig von Reifung und Lernen.
Klassifikation Motorischer Fähigkeiten
Physische, Perzeptiv-Motorische und Motorische Fähigkeiten
Motorische Fähigkeiten entwickeln sich aus physischen, perzeptiv-motorischen und motorischen Grundlagen.
- Physische Grundfähigkeiten: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Flexibilität. Dies sind die Säulen, auf denen unsere körperliche Verfassung ruht. Physische Voraussetzungen werden nicht gelernt, sondern entwickelt.
- Perzeptiv-motorische Fähigkeiten: Wahrnehmung und räumliche Orientierung, Wahrnehmung von Zeit und Raum-Zeit-Organisation. Diese Fähigkeiten dienen dazu, sensorische Systeme des Körpers zur Koordination von Bewegungen zu nutzen. Die perzeptiv-motorische Entwicklung des Kindes entwickelt sich vom Selbstverständnis zur Wahrnehmung der Umwelt.
Wahrnehmung und Räumliche Orientierung
Zuerst muss das Kind sich selbst wahrnehmen, dann seine Umwelt. Daher erfolgt die Orientierung zunächst in Bezug auf sich selbst (Ich-Bezug) und dann als Richtung vom Selbst ausgehend (Orientierung).
Richtlinien zur Entwicklung der Räumlichen Orientierung bei Kindern
- 3–6 Jahre: Beginn der Vorstellung von rechts und links, bezogen auf sich selbst und den Raum. Erkennung der Raumrichtungen durch Bewegung im Raum, Distanz und Richtung. Organisation von Objekten in Bezug auf sich selbst. Vorstellungen von räumlichen Dimensionen.
- 6–10 Jahre: Vorstellungen von links-rechts (bezogen auf sich selbst, andere und Objekte). Orientierung im Raum durch abwechslungsreiche Bewegungen, mit Richtungs- und Zielwechseln usw. Räumliche Beziehungen (zusammen, getrennt, Standorte...). Raumnutzung auf unterschiedliche Weise (in Reihen, Quadraten...). Gesamtwertung von Objekten und Pfaden.
- 10–12 Jahre: Orientierung an anderen (Spiegelbild), Orientierung an Himmelsrichtungen, Orientierung in verschiedenen Positionen (mit geschlossenen Augen, liegend), Orientierung im Raum (Reisegruppen mit Führung durch andere), Reisen und mobile Manipulation (Würfe im Zick-Zack), grafische Darstellungen der Verschiebung.
Wahrnehmung der Zeit (Zeitgefühl)
Die Wahrnehmung der Zeit ist essenziell. Das erste Konzept bezieht sich auf die Zeit für das Selbst, das Selbst in Bezug auf Objekte und die Beziehungen zwischen Objekten.
Wir unterscheiden zwei Aspekte in der Wahrnehmung der Zeit: den Begriff der Ordnung und der Dauer sowie die Bedeutung des Rhythmusgefühls.
Richtlinien zur Entwicklung des Zeitgefühls bei Kindern
- 3–6 Jahre: Schulung des Klangs. Beziehungen über Zeit und Raum (langsamer).
- 6–10 Jahre: Rhythmische Strukturen. Vorstellungen von Kadenz (Takt). Vorstellungen von Dauer. Vorstellungen von Geschwindigkeit. Raum-Zeit-Beziehungen.
- 10–12 Jahre: Weiterführung von Rhythmus und Takt. Raum-Zeit-Beziehungen zu anderen. Einschätzung durch Geschwindigkeiten. Verhältnis von Geschwindigkeit und Flugbahnen.
Raum-Zeit-Organisation
Dies bedeutet eine höhere Komplexität (der Raum, den ich in der Zeit durchquere).
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Raum und Zeit, der ein höheres Maß an Komplexität impliziert und vom Kind ein gewisses Maß an intellektueller Analyse und mentaler Repräsentation erfordert.
Motorische Fähigkeiten (Koordination und Gleichgewicht)
Die motorischen Fähigkeiten umfassen Koordination und Gleichgewicht. Sie bilden die Grundlage für alle Bewegungen und sind in allen motorischen Fertigkeiten enthalten.
- Koordination: Die Fähigkeit, eine Bewegung mit geringem Energieaufwand und automatisch (präzise, kontrolliert und harmonisch) auszuführen. Wir unterscheiden drei Arten der Koordination: Bewegungskoordination oder *Gesamtdynamik*, visuell-motorische Koordination und segmentale Koordination.
- Gleichgewicht (Balance): Die Fähigkeit, den eigenen Körper kontrolliert und stabil zu steuern. Wir unterscheiden zwei Arten: statisches und dynamisches Gleichgewicht.
Das Gleichgewicht ist ein motorischer Faktor bei Kindern, der mit dem zentralen Nervensystem verbunden ist und sich mit zunehmendem Alter entwickelt. Seine Reifung erfordert die Integration von Informationen aus dem Hören, Sehen und der Kinästhetik (Propriozeption).
Grundlagen des Motorischen Handelns
a) Motorisches Gesetz oder Motorische Aktion: Die grundlegende funktionelle Einheit sensorischer, kognitiver und motorischer Prozesse. Ihre Struktur wird durch die sogenannte sensorische Kette ausgedrückt:
Perception → Analysis → Decision → Execution
Elemente der Motorischen Aktion:
- Kognitive Struktur
- Wahrnehmung der Sinnesorgane
- Analyse (Kurzzeitgedächtnis)
- Entscheidung (Auswahl der Reaktion)
- Motorische Struktur
- Ausführung (Physische Faktoren)
- Leistungsfaktoren (andere)
b) Motorische Aufgabe (Task): Im Allgemeinen bezeichnet dies die Aufgabe, die der Lernende während des Lehr-Lern-Prozesses ausführen soll. Ziel ist es, eine motorische Aktion zu erlernen oder zu verbessern.
Nach Famose (1983): „Aktivität, die der Lernende ausführen soll und durch deren Umsetzung wir beabsichtigen, eine motorische Fertigkeit zu erlernen oder zu verbessern.“
c) Bewegungsverhalten (Motorisches Verhalten): Die Gesamtheit aller regulatorischen und zugrunde liegenden Prozesse, die einer motorischen Aktion zugrunde liegen. Es ist das Endergebnis einer komplexen Kette von Aktivitäten oder Informationsverarbeitungsprozessen, an denen das zentrale Nervensystem und kognitive Prozesse beteiligt sind.
- MECHANISMEN IN DER SENSOMOTORISCHEN KETTE
Perception → Entscheidung → Execution
Bei der Ausführung jeglicher Form von Bewegungen sind diese drei Mechanismen mehr oder weniger in der angegebenen Reihenfolge beteiligt.
Externe Bewertung: Kenntnis der Ergebnisse
Information Umwelt → M. Wahrnehmung → M. Entscheidung → M. Ausführung → Bewegung → Ergebnis Performance Bewegung
Interne Rückmeldung (Feedback): Die Kenntnis der Leistung
Schema zur Umsetzung einer motorischen Aufgabe nach Marteniuk (1976).
- Wahrnehmungsmechanismus:
· Konsequente Kodierung mehrerer sensorischer Reize.
· Verknüpfung dieser Informationen mit bestehenden Informationen im Gedächtnis.
· Gewinnung einer sinnvollen Bedeutung im gegebenen Raum und der gegebenen Zeit.
· Unterschiedlich je nach Person.
· Wichtig sind:
Selektive Aufmerksamkeit
Perzeptive Antizipation
- Entscheidungsmechanismus:
• Sehr wichtig bei sinnvollen Aufgaben aus kognitiver Perspektive.
• Ziel ist es, die richtige motorische Antwort schneller und effizienter zu entscheiden.
• Versuch, die Entscheidung mit der Ausführung zu verknüpfen.
· Unterschiedlich je nach Person.
· Wichtig ist:
Ansteuerlogik