Grundlagen der Persönlichkeit und Wahrnehmung
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Persönlichkeit: Definition und Merkmale
Persönlichkeit beschreibt eine Reihe von Merkmalen, die eine Person definieren und sie von anderen unterscheiden.
Für eine wissenschaftlichere Definition beziehen wir uns auf Gordon Allport:
„Die Persönlichkeit ist die dynamische Organisation innerhalb des Individuums von den psychophysischen Systemen, die seine einzigartigen Anpassungen an seine Umwelt bestimmen.“
Eine weitere Definition: Die Gesamtheit der Arten, wie eine Person auf andere reagiert und mit ihnen interagiert.
Merkmale der Persönlichkeit
- Physische (biologische) Merkmale: Zum Beispiel Rasse, Größe, Hautfarbe, Haartyp und -farbe, Augenart und -farbe, besondere Kennzeichen wie Muttermale, Warzen, Narben etc.
- Psychische (psychologische) Merkmale: Zum Beispiel Temperament, Charakter, intellektuelle Fähigkeiten etc.
- Soziokulturelle (axiologische) Merkmale: Zum Beispiel Bildung, Kultur, Glauben und Werte etc.
Einflussfaktoren auf die Persönlichkeit
Zwei Faktoren haben einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung unserer Persönlichkeit:
- Vererbung (Heritage)
- Umwelt
Die Persönlichkeit wird durch Vererbung, die Umwelt und den Ort (Kontext) beeinflusst oder geformt.
Persönlichkeitsmerkmale und -attribute
Permanente Persönlichkeitsmerkmale
Diese Merkmale beschreiben das dauerhafte Verhalten eines Individuums:
- Schüchternheit
- Aggressivität
- Devotion (Ergebenheit)
- Faulheit
- Ehrgeiz
- Loyalität
- Mangel an Vertrauen
Persönlichkeitsattribute
- Wahrgenommener Ort der Kontrolle (Locus of Control, LC):
- Interner LC: Die Person glaubt, Kontrolle über ihr Leben zu haben.
- Externer LC: Die Person glaubt, dass externe Faktoren ihr Leben bestimmen.
- Machiavellismus: Pragmatisch, emotionale Distanz; der Zweck heiligt die Mittel.
- Selbstwertgefühl (Self-Esteem): Wie sehr sich eine Person selbst mag oder nicht mag.
- Eigenüberwachung (Self-monitoring): Bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, sein Verhalten an situative Faktoren anzupassen.
- Bereitschaft, Risiken einzugehen: Die Neigung, Risiken einzugehen.
Das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Big Five)
Dieses Modell beschreibt Persönlichkeit anhand von fünf Hauptdimensionen:
- Extraversion: Geselligkeit, Energie, Durchsetzungsvermögen.
- Verträglichkeit: Kooperativität, Freundlichkeit, Mitgefühl.
- Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness): Organisation, Verantwortungsbewusstsein, Disziplin.
- Emotionale Stabilität (Neurotizismus): Gelassenheit, Sicherheit, emotionale Kontrolle.
- Offenheit für Erfahrungen: Neugier, Kreativität, intellektuelle Interessen.
Persönlichkeitstypen A und B
- Typ-A-Persönlichkeit: Ist mit Ehrgeiz, Wettbewerbsorientierung, Ungeduld und einem starken Zeitdruck verbunden. Oft wird dabei die Quantität über die Qualität gestellt.
- Typ-B-Persönlichkeit: Ist mit Gelassenheit, Geduld und einer ruhigeren, reflektierteren Herangehensweise an Situationen verbunden.
Wahrnehmung
Wahrnehmung ist der Prozess, wie Individuen sensorische Eindrücke organisieren und interpretieren, um ihnen Bedeutung zu verleihen. Nicht alles, was wir wahrnehmen, entspricht der objektiven Realität, da unsere Empfindungen nicht immer die Realität widerspiegeln. Jede Person kann einen anderen Eindruck vom selben Objekt, Ereignis oder Phänomen haben.
Man sagt: „In dieser trügerischen Welt ist nichts wahr oder falsch – alles hängt davon ab, wie man es betrachtet.“
Das Verhalten von Menschen basiert auf ihrer Wahrnehmung der Realität, nicht auf der Realität selbst. Dies unterstreicht die Bedeutung der Wahrnehmung, insbesondere in der Organisationspsychologie. Um zu verstehen, warum Menschen sich auf eine bestimmte Weise verhalten, müssen wir unter anderem verstehen, wie und was sie in einer bestimmten Situation wahrnehmen.
Einflussfaktoren der Wahrnehmung
Die Wahrnehmung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:
- Der Wahrnehmende (Empfänger): Dies ist die Person, die interpretiert, was sie sieht. Einflussfaktoren sind hierbei Einstellungen, Motive, Interessen, Erfahrungen und Erwartungen.
- Das Ziel (Objekt der Wahrnehmung): Die beobachteten Eigenschaften des Ziels, wie zum Beispiel Klang, Größe, Nähe, Neuheit oder Bewegung.
- Die Situation (Kontext): Bezieht sich auf den Kontext, in dem wir Objekte oder Ereignisse wahrnehmen. Dies beeinflusst auch die persönliche Wahrnehmung und Urteile über andere.
Attributionstheorie
Die Attributionstheorie besagt, dass wir durch die Beobachtung des Verhaltens versuchen, die Ursachen zu identifizieren. Diese Ursachen können entweder intern (persönlichkeitsbedingt) oder extern (situationsbedingt) sein.
Der Prozess lässt sich wie folgt darstellen:
Beobachtung des Verhaltens → Interpretation → Zuschreibung einer Ursache
Wahrnehmungsabkürzungen bei der Beurteilung anderer
Um die Welt schneller zu verarbeiten, nutzen wir oft Abkürzungen, die jedoch zu Verzerrungen führen können:
- Selektive Wahrnehmung: Individuen interpretieren, was sie sehen, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen, Einstellungen und Interessen.
- Halo-Effekt: Eine Person wird aufgrund eines einzelnen positiven oder negativen Merkmals pauschal beurteilt.
- Kontrasteffekt: Die Beurteilung einer Person wird durch den Vergleich mit anderen Personen beeinflusst, die kurz zuvor beurteilt wurden.
- Projektion: Eigene Merkmale, Gefühle oder Überzeugungen werden auf andere übertragen.
- Stereotypisierung: Eine Person wird aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe beurteilt, anstatt als Individuum.
Anwendungen der Wahrnehmung in Organisationen
Die Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen Bereichen:
- Leistung (Performance)
- Leistungsbeurteilung (Performance Evaluation)
- Personalauswahl (Selection)
- Stressmanagement
- Mitarbeiterbindung (Loyalty)
- Arbeitsergebnisse