Grundlagen der spanischen Sprachwissenschaft

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Tantum Pluralia: Wörter nur im Plural

Als Tantum Pluralia (lateinisch für „nur Plural“) bezeichnet man Substantive, die ausschließlich in der Mehrzahl vorkommen oder deren Singularform eine andere Bedeutung hat. Sie beschreiben oft Dinge, die aus mehreren Teilen bestehen oder eine unbestimmte Vielheit ausdrücken.

Beispiele:

  • Ferien (Urlaub)
  • Eltern
  • Kosten
  • Zangen
  • Shorts
  • Handschellen

Manche dieser Wörter können im Plural zwei Bedeutungen annehmen: eine Einheit (z.B. eine Zange) oder mehrere Einheiten (z.B. mehrere Zangen).

Tantum Singularia: Wörter nur im Singular

Als Tantum Singularia (lateinisch für „nur Singular“) bezeichnet man Substantive, die im strengen Sinne keinen Plural bilden oder deren Pluralform eine abweichende Bedeutung hat. Dies betrifft oft Namen für einzigartige Einheiten, abstrakte Konzepte oder unzählbare Substanzen.

Beispiele:

  • Tugenden und Eigenschaften: Hoffnung, Liebe, Mut
  • Himmelsrichtungen: Osten, Westen
  • Zustände: Gesundheit, Frieden
  • Stoffnamen: Wasser, Luft, Gold

Wenn diese Wörter dennoch im Plural verwendet werden, nehmen sie oft eine konkrete, materielle Bedeutung an (z.B. Glaubensrichtungen, die fünf Regionen) oder drücken eine Art von Klassifizierung aus (z.B. die Wiedergeburten Europas). In einigen Fällen ist der Plural auch nicht signifikant (z.B. die Hoffnungen aufgeben).

Sprachliche Präzision

Sprachliche Präzision bedeutet, das exakt passende Wort zu wählen, das den beabsichtigten Sinn korrekt und angemessen wiedergibt.

Sprachliche Fauxpas: Häufige Fehler

Ein Fauxpas im sprachlichen Sinne ist ein Missbrauch der Sprache, der zu syntaktischen oder semantischen Fehlern führt. Hier sind einige Beispiele aus dem Spanischen:

  • 1. Falsche Verwendung von Akkusativ- und Dativpronomen

    Fehlerhafte Verwendung von Akkusativpronomen anstelle von Dativpronomen oder umgekehrt.

    Beispiel:

    • Falsch: „Ich sah sie sofort, und sie müssten los.“ (Spanisch: „La vi inmediatamente, y la conocí.“ – hier ist „la“ als Akkusativobjekt für eine Person korrekt, aber der deutsche Satz ist unklar.)
    • Korrekt (im Sinne des spanischen Fehlers): Wenn „la“ fälschlicherweise für ein Dativobjekt verwendet wird, wo „le“ (ihr/ihm) hingehört.
  • 2. Falsche Reihenfolge aufeinanderfolgender Pronomen

    Die Umkehrung der korrekten Reihenfolge von zwei aufeinanderfolgenden Pronomen.

    Beispiel:

    • Falsch: „Ich vergaß, vergaß ich“ (Spanisch: „Se me olvidó“ statt „Me se olvidó“)
    • Korrekt: „Es ist mir entfallen“ (Spanisch: „Se me olvidó“)
  • 3. Falsche Präpositionen

    Hinzufügen oder Weglassen einer Präposition, wo sie benötigt wird oder nicht.

    Beispiel:

    • Falsch: „Juan besuchen ihre Angebote“ (Spanisch: „Juan visita a sus ofertas“)
    • Korrekt: „Juan besucht ihre Angebote“ (Spanisch: „Juan visita sus ofertas“, da das Verb „visitar“ in diesem Fall keine Präposition erfordert, wenn es sich auf Dinge bezieht.)

Rechtschreibreformen der RAE (1999)

Die Ausgabe der Rechtschreibung der Real Academia Española (RAE) von 1999 führte einige Neuerungen ein. Die wichtigsten Änderungen betrafen:

  • 1. Akzentuierung von Verbformen mit enklitischen Pronomen

    Verbformen mit angehängten Pronomen (z.B. abrírsela, dáselo) werden nun nach den allgemeinen Akzentregeln betont. Zuvor wurde der Akzent der ursprünglichen Verbform beibehalten.

    Beispiel:

    • Alt: pedíle (ich bat ihn)
    • Neu: pedile (korrigiert nach den allgemeinen Regeln)
  • 2. Akzentuierung von Wörtern mit Diphthongen oder Hiaten

    Die Akzentuierung von Wörtern wie guion (Skript), fui (ich ging), lio (ich rollte), cuan (wie viel) wurde geändert. Sie können nun als Diphthonge oder als Hiaten artikuliert werden, was die Akzentregeln beeinflusst.

  • 3. Akzent zur Auflösung von Zweideutigkeiten

    Der Akzent (Tilde) darf nur noch gesetzt werden, wenn eine Zweideutigkeit entstehen könnte und die Gefahr einer Fehlinterpretation besteht.

Das Panhispanische Wörterbuch der Zweifel

Das Diccionario panhispánico de dudas (Panhispanisches Wörterbuch der Zweifel) dient als wirksames Instrument für alle Spanischsprechenden, die ihre Kenntnisse und Beherrschung der Sprache verbessern möchten. Es beantwortet die häufigsten Fragen zur Verwendung des Spanischen auf verschiedenen Ebenen der linguistischen Analyse:

  • 1. Phonologische und Orthografische Ebene

    Es klärt Fragen zur Aussprache, Rechtschreibung, Interpunktion und Akzentuierung.

  • 2. Morphologische Ebene

    Es bietet Richtlinien für die häufigsten Bedenken bezüglich der nominalen Morphologie (Pluralbildung, feminine Formen, abgeleitete Formen) und der verbalen Morphologie (Konjugationsformen).

  • 3. Syntaktische Ebene

    Es klärt Zweifel bezüglich des Satzbaus, der Konsistenz, der Form und der Verwendung von Redewendungen.

  • 4. Lexikalisch-Semantische Ebene

    Es überprüft und korrigiert zahlreiche lexikalische Unregelmäßigkeiten und berät zur Verwendung von Neologismen und Fremdwörtern.

Homonyme und Paronyme

1. Paronyme

Paronyme sind Wörter, die sich in Aussprache und Schreibweise sehr ähnlich sind, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Sie können leicht verwechselt werden.

Beispiele:

  • Effekt (Wirkung) und Affekt (Gefühlsregung)
  • entbinden (jemanden von einer Pflicht befreien, ein Kind gebären) und verbinden (zusammenfügen)

2. Homonyme

Homonyme sind Wörter, die entweder gleich geschrieben (Homographe) oder gleich ausgesprochen (Homophone) werden, aber unterschiedliche Bedeutungen haben.

  • Homographe (gleiche Schreibweise)

    Wörter, die gleich geschrieben werden, aber unterschiedliche Bedeutungen und manchmal auch unterschiedliche Aussprachen haben.

    Beispiel:

    • Segel (Tuch am Schiff) und segeln (Verb: sich mit einem Segel fortbewegen)
    • modern (zeitgemäß) und modern (verrotten)
  • Homophone (gleiche Aussprache)

    Wörter, die gleich ausgesprochen werden, aber unterschiedliche Schreibweisen und Bedeutungen haben.

    Beispiel:

    • Meer und mehr
    • Lehre (Unterricht) und Leere (Nichts)

Das Gerundium im Spanischen

Das Gerundium ist eine nicht-finite Verbform, die eine Handlung ausdrückt, ohne sie hinsichtlich Zeit, Modus, Zahl oder Person zu definieren. Es beschreibt eine Handlung, die gleichzeitig mit oder vor der Hauptaktion stattfindet, niemals danach.

Im Spanischen wird das Gerundium durch Anhängen der Endungen -ando (für Verben auf -ar) oder -iendo (für Verben auf -er und -ir) an den Verbstamm gebildet. Es wird oft von einer konjugierten Form des Verbs estar (sein) begleitet, um progressive Formen zu bilden (z.B. estoy hablando – ich spreche gerade).

Es gibt jedoch bestimmte Verwendungen des Gerundiums, die als falsch oder stilistisch unpassend gelten:

  • 1. Gerundium der Nachzeitigkeit (Gerundio de posterioridad)

    Es ist völlig falsch, das Gerundium zu verwenden, wenn es eine Handlung ausdrückt, die nach der Hauptaktion des Satzes stattfindet.

    Beispiel:

    • Falsch (im Sinne des Fehlers): „Er fiel vom Stuhl, sich den Arm brechend.“ (Spanisch: „Se cayó de la silla rompiéndose el brazo.“ – Der Armbruch geschieht nach dem Fallen.)
    • Korrekt: „Er fiel vom Stuhl und brach sich den Arm.“ (Spanisch: „Se cayó de la silla y se rompió el brazo.“)
  • 2. Gerundium als Attribut (Gerundio especificativo)

    Das Gerundium darf nicht als Attribut oder begleitende Ergänzung verwendet werden, die ein Substantiv direkt modifiziert.

    Beispiele:

    • Falsch: „Es braucht einen Koch wissend.“ (Spanisch: „*Se necesita un cocinero sabiendo.“)
    • Korrekt: „Es braucht einen Koch, der kochen kann.“ (Spanisch: „Se necesita un cocinero que sepa cocinar.“)
    • Falsch: „Ich traf zwei Männer, die gestanzt waren.“ (Spanisch: „*Me encontré con dos hombres golpeando.“ – wenn es „die schlugen“ bedeuten soll)
    • Korrekt: „Ich traf zwei Männer, die geschlagen wurden.“ (Spanisch: „Me encontré con dos hombres golpeados.“)
    • Falsch: „Ich gab einem armen Bettler einen Euro.“ (Spanisch: „*Le di un euro a un pobre pidiendo.“)
    • Korrekt: „Ich gab einem armen Bettler einen Euro.“ (Spanisch: „Le di un euro a un pobre que pedía limosna.“ oder „Le di un euro a un pobre mendigo.“)

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