Grundlagen der Sprachwissenschaft

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Funktionen der Sprache

  • Denotative (referentielle) Funktion: Der Sender nutzt die Sprache, um dem Empfänger Informationen über Sachverhalte zu übermitteln.
  • Emotive (expressive) Funktion: Der Sender nutzt die Sprache, um Gefühle und Wünsche auszudrücken.
  • Konative (appellative) Funktion: Der Sender beabsichtigt, die Aufmerksamkeit des Empfängers zu gewinnen oder ihn zu einer Handlung zu bewegen.
  • Phatische Funktion (Kontaktfunktion): Der Sender nutzt die Sprache, um die Kommunikation zu beginnen, aufrechtzuerhalten, zu beenden oder zu überprüfen, ob der Kanal funktioniert.
  • Poetische Funktion: Die Form der Nachricht selbst steht im Vordergrund, oft mit ästhetischen Absichten.
  • Metasprachliche Funktion: Die Sprache wird verwendet, um über die Sprache selbst zu sprechen.

Disziplinen der Sprachwissenschaft

Phonetik und Phonologie

Diese Disziplinen untersuchen die Laute der Sprache.

  • Phonetik: Untersucht die materiellen und physikalischen Eigenschaften von Sprachlauten (Produktion, akustische Beschaffenheit, Wahrnehmung).
  • Phonologie: Untersucht die Funktion der Laute im Sprachsystem, d.h. ihre bedeutungsunterscheidende Rolle (Phoneme).

Grammatik

Die Grammatik ist die Wissenschaft, die die Bausteine einer Sprache und die Regeln für ihre Kombination untersucht. Sie erforscht die Mechanismen, die die Erzeugung und das Verständnis einer unbegrenzten Anzahl von Sätzen ermöglichen.

Sie unterteilt sich hauptsächlich in:

  • Morphologie (Formenlehre): Untersucht den Aufbau, die Formen und die Klassen von Wörtern sowie die Elemente, aus denen sie gebildet werden.
  • Syntax (Satzlehre): Untersucht die Struktur von Sätzen, die Funktionen der Wörter im Satz und die Beziehungen zwischen ihnen.

Semantik (Bedeutungslehre)

Die Semantik befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen (Wörter, Sätze). Man unterscheidet oft:

  • Denotation: Die Grund- oder Kernbedeutung eines Wortes.
  • Konnotation: Nebenbedeutungen, Assoziationen oder emotionale Werte, die ein Wort über seine Grundbedeutung hinaus haben kann, oft abhängig vom Kontext.

Die Semantik untersucht auch Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern.

Weitere linguistische Disziplinen

  • Pragmatik: Untersucht den Sprachgebrauch in konkreten Kommunikationssituationen, d.h. die Beziehung zwischen sprachlichen Zeichen, den Sprechern/Hörern und dem Kontext.
  • Soziolinguistik: Untersucht den Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft, z.B. Sprachvariation in sozialen Gruppen.
  • Psycholinguistik: Untersucht die mentalen Prozesse, die dem Spracherwerb, Sprachverstehen und der Sprachproduktion zugrunde liegen.

Bedeutungsbeziehungen (Semantische Relationen)

Dies sind Beziehungen, die aufgrund ihrer Bedeutung zwischen Wörtern bestehen:

  • Synonymie: Wörter mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung (z.B. sprechen – reden).
  • Polysemie: Ein Wort hat mehrere zusammenhängende Bedeutungen (z.B. Läufer als Sportler oder Teppich).
  • Homonymie: Wörter, die gleich lauten oder geschrieben werden, aber unterschiedliche, nicht zusammenhängende Bedeutungen haben (z.B. Bank als Sitzmöbel oder Geldinstitut).
  • Antonymie: Wörter mit gegensätzlicher Bedeutung (z.B. heiß – kalt).
  • Semantisches Feld (Wortfeld): Eine Gruppe von Wörtern, die durch gemeinsame Bedeutungsmerkmale (Seme) verbunden sind und einen bestimmten Konzeptbereich abdecken (z.B. Wörter für Sitzmöbel: Stuhl, Sessel, Hocker, Bank).
  • Hyponymie und Hyperonymie: Eine hierarchische Beziehung. Ein Hyponym ist ein Unterbegriff (z.B. Rose), ein Hyperonym ist der Oberbegriff (z.B. Blume). Rose ist ein Hyponym von Blume; Blume ist das Hyperonym von Rose.

Arten der Grammatikschreibung

  • Allgemeine Grammatik: Versucht, universelle Prinzipien zu finden, die allen Sprachen gemeinsam sind.
  • Vergleichende (kontrastive) Grammatik: Untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei oder mehr Sprachen.
  • Historische (diachrone) Grammatik: Untersucht die Entwicklung einer Sprache über die Zeit.
  • Normative (präskriptive) Grammatik: Schreibt Regeln für den "korrekten" Sprachgebrauch vor.
  • Beschreibende (deskriptive) Grammatik: Beschreibt eine Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt (synchron), wie sie tatsächlich verwendet wird, ohne Wertung.
  • Traditionelle Grammatik: Basiert oft auf den Modellen der griechischen und lateinischen Grammatikschreibung der Antike.
  • Strukturalistische Grammatik: Untersucht die Sprache als ein System, in dem alle Elemente miteinander in Beziehung stehen.
  • Generative Grammatik: Versucht, ein Regelsystem zu formulieren, das alle grammatikalisch korrekten Sätze einer Sprache erzeugen (generieren) kann.
  • Textgrammatik (Textlinguistik): Untersucht sprachliche Einheiten oberhalb der Satzebene (Texte) und betrachtet den Text als primäre Kommunikationseinheit.

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