Grundlagen und Theorien der Kommunikation: Ein umfassender Überblick

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Was ist Kommunikation?

Kommunikation ist eine Handlung, die von einem oder mehreren Organismen ausgeführt wird, um Informationen auszutauschen. Sie findet zu einem bestimmten Zeitpunkt statt und beinhaltet die Übertragung von Erfahrungen und Stimuli zwischen Individuen innerhalb eines Systems. (Zitmann, 1985)

Kommunikation ist ein Prozess der Interaktion, dessen Ziel es ist, dass der Sender seine Gedanken ausdrückt und der Empfänger diese versteht, sodass beide Parteien die Bedeutung des Inhalts erfassen. (Martin, 2003)

Medienkonzept

  • Der Prozess, der die Übertragung zwischen Personen bezeichnet.
  • Ist verbunden, nicht nur mit Sprache, sondern mit allen Zeichensystemen.
  • Wird in allen Studien zur Geschichte der Humanität betrachtet.
  • Ist der sozialen Evolution selbst inhärent. (Bord, 1996)

Merkmale der Kommunikation

  • Menschlich: Fähigkeit, Symbole zu transformieren.
  • Sozial: Stets auf andere ausgerichtet.
  • Referenziell: Bezieht sich immer auf einen Kontext oder andere.
  • Komplex: Beinhaltet die Verwaltung von Botschaften und die Schaffung von Bedeutung.
  • Zeitlich und räumlich präsent: Findet in spezifischen raum-zeitlichen Koordinaten statt. (Martin, 2003)

Kommunikationskomponenten

  • Absender: Initiiert den Kommunikationsprozess.
  • Nachricht: Der übermittelte Inhalt.
  • Kanal: Der Übertragungsweg der Nachricht.
  • Code/Sprache: Ein System von Zeichen, das die Übertragung von Ausdruck ermöglicht.
  • Empfänger: Interpretiert den Inhalt der Nachricht.

Arten der Kommunikation

  • Individuelle Kommunikation
  • Massenkommunikation (Diffusion)
  • Persönliche Kommunikation / Telekommunikation
  • Unidirektionale / Bidirektionale Kommunikation
  • Öffentliche / Private Kommunikation

Arten von Empfängergruppen

  • Gruppe: Eine begrenzte, kollaborative Einheit, die ein Gefühl der Zugehörigkeit und Identifikation erzeugt. Interessen werden geteilt, und die Gruppe ist rational strukturiert, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
  • Menge: Ein breites Kollektiv mit aufkommenden, oft nicht-rationalen Motivationen. Weniger strukturiert als eine Gruppe, nicht rekonstruierbar und typischerweise in einem spezifischen, beobachtbaren Raum präsent.
  • Öffentlichkeit: Teilt viele Merkmale einer Gruppe, ist aber räumlich zerstreuter. Organisiert sich temporär um eine spezifische Frage oder gemeinsame Interessen, ist aber dauerhafter als eine Menge.
  • Masse: Gekennzeichnet durch Dispersion, Fehlen von Selbstidentität und Selbstbewusstsein, Mangel an Struktur, starke Emotionen und irrationales Verhalten ohne feste Regeln. (Blumer & Cosio, 1939; Verwaschen, 2004)

Das Konzept der anonymen Masse

  • Weder selbstverständlich noch mit viel Selbstidentifikation bei desorganisierten Personen.
  • Keine Organisation oder Hierarchie, unzusammenhängend, heterogen.
  • Heterogene Zusammensetzung, aber kontextuell homogen.

Massenkommunikation

  • Eine schnelle und transiente kommunikative Erfahrung mit einem Kommunikator (Sender), der eine komplexe und kostspielige Organisation darstellt. (Rodrigo, 2001)
  • Generalisiert: Auswahl und Verbreitung von Stereotypen.
  • Findet oft über Telekommunikation statt und ist unidirektional.

Historische Entwicklung der Medien

  • 15. Jahrhundert: Erfindung des Buchdrucks.
  • 19. Jahrhundert: Aufkommen von Zeitungen und spezialisierten Medien, Entwicklung des Telegrafen.
  • Ende 19. Jahrhundert (1895): Wichtige technische Entwicklungen.
  • 1920er Jahre: Kino, Radio und allgemeine Informationszeitungen.
  • 1940er Jahre: Einführung des Fernsehens.
  • 1950er Jahre: Verbreitung von Autoradios; bis 1970 vollständige Marktsättigung.

Grundlegende Kommunikationsfunktionen (nach Laswell)

  • Überwachung der sozialen Umwelt.
  • Korrelation der Gesellschaftskomponenten.
  • Soziale Transmission (Weitergabe von Wissen und Werten).
  • Information, Unterhaltung, Bildung.

Attribute der Massenkultur

  • Vulgäre und banale Kultur.
  • Künstliche Kultur.
  • Kommerzielle Zwecke.
  • Überbelegung und kulturelle Homogenisierung.

Vergleich: Humanistische Kultur vs. Massenkultur

Humanistische Kultur

  • Wissen, Sensibilität, Eleganz, Qualität, Tiefe.
  • Formale Raffinesse.
  • Schafft ein kompetentes und anspruchsvolles Publikum.
  • Geprägt von Bildungsorganisationen und dem Charisma des Autors.

Massenkultur

  • Unwissenheit, Unempfindlichkeit, Vulgarität, Quantität.
  • Oberflächlichkeit, Banalität.
  • Kommerzielle Ausrichtung, unpersönlich, Standardproduktion.

Ursachen des Wandels in der Medienlandschaft

  • Kulturelle Überfülle zu geringen Kosten.
  • Mehr Wahlmöglichkeiten und echte Vielfalt.
  • Kontrolle kehrt zum Empfänger zurück.
  • Dezentralisierung und erhöhte Interaktivität.
  • Wenig vorhersehbares, souveränes Publikum.
  • Räumlich zerstreutes Publikum.
  • Aktive Spezialisierung und Fragmentierung des Publikums.

Audiovisuelle Kommunikation

Eine Kommunikationsform, die sowohl visuelle als auch akustische Codes verwendet. Die Entschlüsselung und Interpretation beider Code-Arten beeinflusst das Verständnis und die Gesamtinterpretation der Botschaft.

Kommunikation als Forschungsgegenstand

Definition und Merkmale

Die Kommunikationsforschung befasst sich mit der empirischen Realität der Kommunikation. Ihr Untersuchungsgegenstand ist eine Realität, die sich nur schwer charakterisieren lässt, da sie sich ständig verändert und eine expansive Definition erfordert. Sie verbindet die Kommunikationskomponenten mit der Wissenschaft selbst und räumlich-zeitlichen Kontexten.

Fachrichtungen

  • Kommunikationsforschungsmethoden
  • Studium des allgemeinen gesellschaftlichen Kommunikationsprozesses
  • Medienforschung
  • Interkulturelle Kommunikation
  • Publikumsforschung

Methoden und Techniken der Kommunikationsforschung

Methode

Eine rationale, geordnete, objektive und zielgerichtete soziale Aktivität, die den Weg oder Prozess festlegt, der verfolgt werden muss, um Ergebnisse zu erzielen.

Typen von Methoden

  • Historisch
  • Vergleichend
  • Kritisch-rational
  • Quantitativ
  • Qualitativ

Techniken

Die Formen der Anwendung einer wissenschaftlichen Methode.

Typen von Techniken

  • Quantitative: Zielen auf Generalisierung und die Suche nach allgemeinen Trends ab; schließen nicht-quantifizierbare, einzigartige Aspekte aus.
  • Qualitative: Suchen nicht die Verallgemeinerung, sondern die Einzelfallanalyse und das Verständnis spezifischer Fälle.

Theorie in der Kommunikationsforschung

Was ist eine Theorie?

Eine Theorie ist eine organisierte Struktur, die folgende Kriterien erfüllen sollte:

  • Festlegung genauer Klassifikationsschemata.
  • Formulierung komplexer Konzepte.
  • Formulierung von Forschungsproblemen.
  • Formulierung allgemeiner Vorstellungen über gesellschaftliche Veränderungen.
  • Erklärungen, die durch empirische Daten gestützt werden.

Theoretische Perspektiven

Interpretative Perspektive

Ursprünge in der zwischenmenschlichen Kommunikation und intersubjektiven Beziehungen. Fokus auf die soziale Konstruktion geteilter Bedeutungen in der Gesellschaft als Mittel zur Festlegung von Welten, zur Legitimierung und zum Wandel. Geht nicht tief auf gesellschaftspolitische Ursachen ein.

  • Vertreter: Palo Alto School, Symbolischer Interaktionismus, Konstruktivismus.
Funktionalistische Perspektive

Betrachtet die Gesellschaft als Ganzes, in der jedes Element durch seine Rolle und Funktion erklärt wird. Untersucht funktionale und dysfunktionale Folgen. Ziel ist es, die Funktionen der Medien zu entdecken und zu bewerten.

  • Vertreter: Laswell und Wright.
Kritische Perspektive (Marxistisch)

Analysiert die kapitalistische Gesellschaft des 20. Jahrhunderts als Studienobjekt. Untersucht, wie Medienunternehmen zur Reproduktion des kapitalistischen Systems beitragen, Strategien der Manipulation und Überzeugungskraft einsetzen und als ideologische Instrumente dienen.

  • Vertreter: Frankfurter Schule.

Vertiefung der Interpretativen Perspektive

Palo Alto School
  • Vertreter: Paul Watzlawick, Gregory Bateson, Erving Goffman (1960er-1970er Jahre).
  • Konzepte: Realität erster Ordnung vs. Realität zweiter Ordnung (nicht die Realität selbst, sondern unsere Interpretationen).
  • Grundsätze: Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren; Kommunikation und Handeln sind situationsbedingt.
Symbolischer Interaktionismus
  • Vertreter: George H. Mead (1982), Charles H. Cooley, William I. Thomas.
  • Konzepte: Symbole (verbal und nonverbal) ermöglichen Kommunikation.
  • Ständige Interaktion schafft ein Gefühl für soziale Situationen und führt zu subjektiver Konstruktion von Bedeutung.
  • Medieninhalte variieren mit unterschiedlichen Antworten und beeinflussen andere Medien nicht direkt.
Konstruktivismus
  • Vertreter: Berger und Luckmann.
  • Konzepte: Der Alltag als intersubjektive Welt, die wir teilen, ist die oberste und unvermeidliche Realität.
  • Wir beziehen uns von Angesicht zu Angesicht durch Typisierungen.
  • Die soziale Struktur ist die Summe aller Typisierungen.
  • Autolegitimierte Information: Repräsentation, objektiv, imaginär.
  • Produktion von Sinn aus sozialer Interaktion.

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