Hinduismus: Heilige Personen, Orte, Schriften und Rituale

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Heilige Personen im Hinduismus

Als heilig gelten jene Menschen, die dem Ritual dienen, die Gottheit repräsentieren und ihr Leben dem spirituellen Pfad widmen. Dazu gehören:

Brahmanen (Priesterkaste)

  • Sie widmen ihr Leben den Gottheiten und gehören der ersten Kaste an.
  • Sie sind dem Ideal der Reinheit verpflichtet.
  • Brahmanen beschäftigen sich ausschließlich mit geistlichen und rituellen Angelegenheiten.

Sadhu (Wanderasketen und Yogis)

  • Sadhu sind wandernde Asketen oder Heilige, die dem weltlichen Leben entsagt haben, um den Weg des Yoga zu gehen.
  • Der Weg des Yoga umfasst acht Stufen.
  • Sie sind meist junge Männer; weibliche Sadhu sind seltener.
  • Sie kleiden sich oft in safranfarbene Gewänder oder sind nackt.
  • Ihr Gesicht bemalen sie häufig mit Asche.

Guru (Spirituelle Meister)

  • Gurus sind Meister des religiösen Wissens.
  • Ihre Aufgabe ist es, Kinder und Jugendliche im Hinduismus zu unterrichten.
  • Sie besitzen spirituelle und geistige Macht, um den Menschen auf dem Weg zur Befreiung (Moksha) zu helfen.

Heilige Orte und Pilgerstätten

Heilige Orte sind oft Naturstätten, die als Zeichen des Göttlichen gelten. Die meisten befinden sich in der Nähe von Flüssen oder Seen. Die Pilgerfahrt (Yatra) dorthin ist sehr wichtig.

Wichtige Pilgerstätten

  1. Der Ganges (Heiliger Fluss)

    Der Ganges ist der wichtigste Fluss für die hinduistische Bevölkerung. Er entspringt im Himalaya.

  2. Varanasi (Benares)

    Varanasi ist die heiligste Stadt am Ganges. Gläubige glauben, dass die Verbrennung der Toten und die Verstreuung ihrer Asche im Ganges die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) sichert.

Hindu-Tempel

Tempel sind heilige Räume, in denen Gläubige persönliche Akte der Verehrung (Puja) vollziehen können.

  • Garbhagriha (Heiligtum): Hier wird das Bildnis der Gottheit aufbewahrt.
  • Shikhara (Turm): Dies ist das große, pyramidenförmige Dach, das den höchsten Punkt des Tempels bildet. Die Kammer symbolisiert das Herz des Gläubigen.

Heilige Schriften des Hinduismus

Die heiligen Bücher unterscheiden sich stark in Inhalt und Stil. Im Laufe der Zeit wurde Sanskrit zur primären religiösen und heiligen Sprache der Schriften. Die vedischen heiligen Bücher werden in zwei Hauptkategorien unterteilt:

  • Sruti (Offenbarung): Die von Weisen empfangenen Schriften, die als die ältesten und ursprünglichsten Quellen gelten.
  • Smriti (Tradition): Schriften, die Teil der Tradition sind und zeitlich später entstanden.

Die Sruti-Schriften (Veden)

Die Sruti-Schriften bestehen aus den vier Sammlungen (Samhitas), die als die vier Veden bekannt sind:

  1. Rigveda (Veda der Verse): Das älteste Dokument, entstanden zwischen 1500 v. Chr. und 1200 v. Chr.
  2. Yajurveda: Enthält Anweisungen und Formeln für die Durchführung verschiedener Rituale.
  3. Samaveda: Eine Zusammenstellung wichtiger Verse aus dem Rigveda und Yajurveda, die mit musikalischen Notationen versehen sind (Gesänge).

Zur Sruti gehören auch die Brahmanas (Interpretationen der Veden) und die Upanishaden (auch bekannt als Vedanta, der Abschluss der Veden). Diese vervollständigen die Bücher der Offenbarung.

Die Smriti-Schriften (Tradition)

Zu den Smriti-Schriften, die Teil der Tradition sind, gehören die großen Epen:

  • Mahabharata: Ein umfangreiches Epos.
  • Ramayana: Ein wichtiger Text, der die Geschichte von König Rama erzählt.
  • Bhagavad Gita: Der populärste Teil des Mahabharata.

Die Bhagavad Gita

Die Bhagavad Gita ist ein episches Gedicht von etwa 200.000 Versen. Sie beschreibt den Konflikt zwischen fünf Brüdern (den Pandavas) und ihren Vettern (den Kauravas), die sich den Thron unrechtmäßig angeeignet hatten. Sie lehrt drei Wege, um das Ziel der Erkenntnis und persönlichen Erfüllung zu erreichen:

  1. Der Weg der Hingabe (Bhakti Yoga)
  2. Der Weg der Tat (Karma Yoga)
  3. Der Weg der Erkenntnis (Jnana Yoga)

Wichtige Rituale (Samskaras)

Rituale sind im Hinduismus essenziell, um die Verehrung zu vollziehen. Ein kurzer Ritus, der Verzicht auf alles Weltliche, kann den rituellen Tod bedeuten.

Ritus der Geburt (Jatakarma)

Dieser Ritus wird hauptsächlich an der Mutter durchgeführt, bevor das Baby geboren wird. Nach der Geburt wird das Kind dem Beschützer (Schutzgottheit) vorgestellt. Dem Kind werden Honig und geklärte Butter (Ghee) in den Mund gegeben.

Initiationsritus (Upanayana)

Dieser Ritus wird in der Schülerphase (typischerweise zwischen 8 und 12 Jahren) durchgeführt. Die Person erhält einen neuen Namen und die heilige Schnur (Yajnopavita). Die Schnur besteht aus drei Fäden, deren Material von der Kaste abhängt:

  • Brahmanen: Baumwollfäden
  • Kshatriyas: Hanffäden
  • Vaishyas: Wollfäden

Anschließend wäscht der Guru die Schnur und rezitiert rituelle Formeln.

Ritus der Eheschließung (Vivaha)

Der Hochzeitstag wird von einem Brahmanen durch astrologische Beobachtung festgelegt. Die Feier beginnt im Haus der Braut, wo der Vater die Braut und dann den Bräutigam segnet. Die Zeremonie findet am heiligen Feuer statt. Braut und Bräutigam umrunden das Feuer sieben Mal, während der Brahmane heilige Hymnen rezitiert. Die Ehe gilt erst nach einer bestimmten Zeit als vollzogen.

Ritus des Todes (Antyeshti)

Gläubige glauben, dass nur der Körper stirbt, während die Seele (Atman) viele Male in verschiedenen Körpern weiterlebt. Wenn jemand stirbt, tritt die Familie in einen Zustand ritueller Unreinheit ein, der zehn Tage andauert. Der Verstorbene wird gewaschen, in ein Tuch gehüllt und mit Blumen bedeckt. Der Brahmane rezitiert Verse und entzündet das heilige Feuer, um den Verstorbenen zu reinigen und ihm den Weg zu ebnen. Am dritten Tag wird die Asche eingesammelt. Nach 10 und 30 Tagen werden Gaben an die Verstorbenen dargebracht.

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