Die Hispanoamerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts

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Lyrik und die frühe Moderne

Die Literatur der lateinamerikanischen Länder folgte in der Regel den spanischen Trends bis ins 19. Jahrhundert hinein. Im späten 19. Jahrhundert entstand jedoch der Modernismo (die Moderne). Die amerikanischen Modernisten lehnten spanische Einflüsse ab und suchten neue Vorbilder in der amerikanischen, französischen und anderen Literaturen. Im frühen 20. Jahrhundert erreichte der Modernismo mit Rubén Darío seine volle Blüte.

Rubén Darío

Rubén Daríos Poesie synthetisiert amerikanische und europäische moderne Bewegungen des Jahrhunderts, insbesondere den Parnassismus und den Symbolismus. Während seiner Karriere lassen sich zwei Perioden unterscheiden:

Phase I

Diese Phase umfasst Azul (Blau) und Prosas Profanas (Profane Prosa). Sein Werk zeichnet sich durch eine tiefgreifende Erneuerung in Bezug auf Themen, Sprache und metrische Spannung aus. Charakteristisch sind auch blendende Sinnlichkeit und Fantasie.

Phase II

Die zweite Stufe wird durch Cantos de Vida y Esperanza (Gesänge des Lebens und der Hoffnung) repräsentiert, die eine stärkere Sorge um menschliche Inhalte zeigen. Darío kombiniert spanische Motive, die der Gruppe der 98 nahestehen, und politische Fragen mit ausweichenden oder ästhetischen Themen. Er verfasst auch Kompositionen zu schwerwiegenden existenziellen Fragen.

In der Prosa schrieb er vor allem zahlreiche Artikel und Geschichten.

Die Hispanoamerikanische Poesie nach der Moderne

Ab dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, nach dem Modernismo, entstanden verschiedene poetische Strömungen:

  1. Die intime Poesie und Sittenpoesie: Leicht, konzentriert sich auf Themen des täglichen Lebens und die Liebe zum Land. Dieser Trend unterscheidet sich von César Vallejo und Pablo Neruda.
  2. Die Avantgarde-Poesie: In den Zwanzigerjahren gepflegt von Vicente Huidobro, dem Begründer des Kreationismus, und Jorge Luis Borges. Seit den späten 1920er Jahren erscheint oft der Surrealismus als Ausdruck sozialer und existenzieller Poesie, insbesondere in den Werken von César Vallejo und Pablo Neruda. Später setzte Octavio Paz diesen Trend fort.
  3. Die reine Poesie (Poesía Pura): Beginnt mit der Generation von 27 und nimmt den Einfluss von Paul Valéry und Juan Ramón Jiménez auf. Herausragende Vertreter dieser Strömung sind Eduardo Carranza und Jorge Luis Borges.
  4. Die Negritude-Poesie: Eine Reaktion gegen den Kosmopolitismus, die Inspiration in den mestizischen, afrikanischen und hispanischen Wurzeln der Westindischen Inseln sucht. Hervorzuheben ist Nicolás Guillén (z. B. Sóngoro Cosongo).

Wichtige Dichter des 20. Jahrhunderts

Hervorzuheben sind auch die engagierten Gedichte von César Vallejo und Pablo Neruda. Andere bekannte Dichter sind Nicanor Parra und Elvio Romero.

César Vallejo

Seine Poesie verbindet menschliche und soziale Inhalte mit ästhetischem Anspruch. Sein Werk dreht sich stets um das Thema Leid, wobei sich sein Stil weiterentwickelt. Sein repräsentatives Werk ist Poemas humanos (Menschliche Gedichte).

Pablo Neruda

Pablo Neruda übte einen starken Einfluss auf die Dichter seiner Zeit aus, insbesondere auf Miguel Hernández. Neruda setzte sich für die Rehumanisierung und das Engagement der Literatur ein. Seine repräsentativen Werke sind:

  1. Zunächst, nach dem Modernismo, veröffentlichte er Twenty Love Poems and a Song of Despair (Zwanzig Liebesgedichte und ein verzweifeltes Lied).
  2. Residencia en la Tierra (Aufenthalt auf der Erde), das die surrealistische Ästhetik widerspiegelt und eine pessimistische Sicht auf den Menschen darstellt.
  3. Tercera Residencia (Dritter Aufenthalt), das politisches Engagement zur Überwindung des Pessimismus ausdrückt, eine vitalistischere Haltung zeigt und einen einfacheren Stil aufweist.
  4. Odas elementales (Elementare Oden), die Nerudas Einfachheit steigern und Vitalität und Optimismus betonen.
Octavio Paz

Octavio Paz ist vor allem für seine Essays bekannt, die Ausdruck eines Intellektuellen sind, der sich um alle Fragen sorgt, die den Menschen betreffen können. Hervorzuheben ist El arco y la lira (Der Bogen und die Leier).

Die Erzählliteratur

Die Erzählung Lateinamerikas im 20. Jahrhundert

In der hispanoamerikanischen Fiktion des 20. Jahrhunderts lassen sich drei Hauptetappen unterscheiden:

1. Der Traditionelle Realismus

Bis in die 1940er Jahre dominierte der realistische Roman. Die Romane dieser Richtung thematisierten menschliche und soziale Probleme, die in einer grandiosen und wilden Natur angesiedelt waren, wie Doña Bárbara von Rómulo Gallegos oder La Vorágine (Der Strudel) von José Eustasio Rivera.

Der Indigenistische Roman ist technisch Teil des traditionellen Realismus, unterscheidet sich jedoch durch sein Thema: die Anprangerung der Ausbeutung der indigenen Bevölkerung durch die Weißen. Dazu gehört das Werk Raza de Bronce (Bronzerasse) von Alcides Arguedas.

2. Der Magische Realismus

Zwischen 1940 und 1950 trat eine Gruppe von Erzählern auf, die den Realismus mit fantastischen Elementen verbanden. Die Merkmale, die sie vom traditionellen Realismus unterscheiden, sind:

  • Die Vorherrschaft des städtischen Umfelds.
  • Das Konzept der existenziellen Sorgen.
  • Der Wunsch nach formaler Innovation.

Zu diesen Romanautoren gehören:

  • Miguel Ángel Asturias: Hervorzuheben sind El Señor Presidente (Der Herr Präsident) und El Papa Verde (Der Grüne Papst).
  • Alejo Carpentier: Hervorzuheben sind Los pasos perdidos (Die verlorenen Schritte) und Die Kathedrale.
  • Jorge Luis Borges: Er schafft eine fantasievolle Welt und wirft metaphysische Fragen auf. Seine bedeutendsten Werke sind Historia de la eternidad (Geschichte der Ewigkeit), Ficciones und El Aleph.
  • Juan Rulfo: Pedro Páramo.

3. Der Experimentelle Roman und der Boom

Zwischen 1960 und 1980 kam es zum sogenannten Boom der lateinamerikanischen Erzählung. Die neuen Romanautoren intensivierten die Trends der vorherigen Generation, indem sie den Magischen Realismus vertieften und mit neuen Erzählformen experimentierten. Die hispanoamerikanischen Erzähler der 1960er Jahre wurden dadurch zu einem Vorbild für die neuen experimentellen spanischen Autoren jener Jahre. Die bekanntesten Schriftsteller sind:

  • Ernesto Sabato: Er schreibt einen erzählenden Essay, der dem vergeistigten nahesteht, wie El Túnel (Der Tunnel) und Sobre héroes y tumbas (Über Helden und Gräber).
  • Julio Cortázar: Er schrieb Erzählungen und Kurzgeschichten, wie Bestiario. Auch sein Roman Rayuela (Himmel und Hölle) ist hervorzuheben. In seinem Werk zeigt sich ein kritischer Blick auf die Gesellschaft und eine Haltung permanenter ästhetischer Innovation.
  • Carlos Fuentes: Er zeigt in seinem Werk eine kritische Haltung und die Bereitschaft zur formalen Erneuerung. Hervorzuheben sind La región más transparente (Die durchsichtigste Region) und Cambio de piel (Hautwechsel).
  • Gabriel García Márquez: Besonders hervorzuheben ist Cien años de soledad (Hundert Jahre Einsamkeit), das verschiedene Elemente vereint: Magischen Realismus, lyrische Vision, Gesellschaftskritik, Humor und Tragik. Auch El otoño del patriarca (Der Herbst des Patriarchen) ist wichtig.
  • Mario Vargas Llosa: Hervorzuheben sind La ciudad y los perros (Die Stadt und die Hunde) und La casa verde (Das grüne Haus).

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