Historische Entwicklungen im frühen 20. Jahrhundert

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Folgen des Ersten Weltkriegs

Für die amerikanischen Länder, die landwirtschaftliche Erzeugnisse, Bergbau und Öl exportierten, führte der Krieg zu enormen Gewinnen. Gleichzeitig wurden Importe für Lateinamerika teurer, was zur Stärkung bestimmter lokaler Industrien führte. Nach Kriegsende beendete der Exportboom eine Krise, die bis 1924 andauerte. Die natürliche Bevölkerungszunahme verlangsamte sich, während die Einwanderungspolitik der Gewerkschaften die Urbanisierung förderte. Die Mittelschichten etablierten sich und wuchsen, und die wirtschaftliche Präsenz der Vereinigten Staaten verdrängte zunehmend das englische Kapital.

Die Weltwirtschaftskrise 1929: Ursachen

Die wirtschaftliche Lage der Nachkriegszeit, der deutsche Wirtschaftszusammenbruch und die Krise von 1921 beeinflussten den Optimismus der siegreichen Industriestaaten ab 1925. Diese Entwicklung wurde durch zwei Hauptprozesse begünstigt:

  • Überproduktion: Während des Krieges hatten viele Länder ihre Industriezweige ausgebaut, um die europäischen Importe zu ersetzen. Nach dem Krieg führte die fortgesetzte Produktion ohne entsprechende Steigerung des Verbrauchs zu einem Anstieg der Lagerbestände. Auch die landwirtschaftlichen Ernten erreichten ein außergewöhnliches Niveau, was jedoch nur kurzfristig ein wirtschaftliches Gleichgewicht schuf, bevor die Preise stark fielen.
  • Spekulation: Die Aktienkurse stiegen weiter, und die Produktionskosten wurden oft durch Bankkredite finanziert. Dies führte zu einer Welle von Spekulationen und Investitionen in verschiedenen Bereichen, oft auf der Grundlage von Ratenkäufen.

Folgen der Weltwirtschaftskrise

  • Ruin von Unternehmen und Branchen, massive Verluste für Aktionäre
  • Zusammenbruch der industriellen und landwirtschaftlichen Produktion
  • Repatriierung von Kapital
  • Abwertung von Währungen
  • Eingeschränkte bilaterale Abkommen und Dumping (Markteroberung durch Verkauf unter Produktionskosten)
  • Politisch: Zunehmender staatlicher Interventionismus, Aufkommen autoritärer Regierungen
  • Demografisch: Bevölkerungsrückgang
  • Sozial: Geringere Kaufkraft, besonders für die unteren und mittleren Schichten

Totalitarismus

Das Konzept des Totalitarismus leitet sich von der Analyse der faschistischen Staatskonzeption ab. Es bezieht sich auf die Realität und die Lehre eines diktatorischen Regimes, das alle Hebel der politischen Macht vollständig kontrolliert und die Rechte des Einzelnen unterordnet.

Der Faschismus

Der Faschismus ist eine autoritäre Bewegung, die in Europa in der Zwischenkriegszeit entstand. Ursachen für seine Entstehung waren:

  • Die Weltwirtschaftskrise von 1929
  • Der Verlust der europäischen Hegemonie
  • Die Unterstützung wohlhabender Gruppen für neue politische Systeme
  • Eine massive Beteiligung der Bevölkerung an der Politik
  • Zunehmende soziale Spannungen und die Instabilität bestehender Regime

Merkmale des Faschismus

  • Starker Nationalismus und totalitäre Staatsstruktur
  • Ein-Parteien-System
  • Die Existenz eines charismatischen Führers
  • Antidemokratische und rassistische Tendenzen

Der italienische Faschismus

1919 gründete Mussolini die faschistische Partei. Zwischen 1925 und 1926 entwickelte sich die Regierung zu einer vollständigen Diktatur, die die Pressefreiheit unterdrückte und politische Parteien verbot. 1932 begann der Faschismus eine expansive Politik. 1933 begann Mussolini die Zusammenarbeit mit Hitler. Er schuf einen korporatistischen Staat, verbot Gewerkschaftsstreiks und griff in die Wirtschaft ein, um eine Abwertung der Währung zu verhindern und die Landwirtschaft sowie die industrielle Produktion zu fördern.

Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus ist eine totalitäre Lehre, die die Schaffung eines antidemokratischen, unparlamentarischen und rassistischen Staates empfiehlt. Sie wurde von der deutschen Nationalsozialistischen Partei und ihrem Führer Adolf Hitler vertreten, der Deutschland zwischen 1933 und 1945 regierte.

Ursachen und Aufstieg

Die deutsche Situation nach dem Ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise führten zu sozialen Konfrontationen, die Hitlers Aufstieg zur Macht begünstigten, zunächst noch vom Parlament unterstützt. Hitler propagierte das Konzept einer 'höheren Rasse', schürte Hass gegen Juden und forderte die Vertreibung deutscher Sozialisten und Gewerkschafter. Seine Vorschläge fanden Unterstützung bei Schwerindustriellen und Kapitalisten. Im Jahr 1933 wurde Hitler Reichskanzler. Er verbot andere Parteien, zentralisierte die Zuständigkeiten und etablierte die NSDAP als einzige politische Partei. Er versprach, die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu beenden, die Löhne zu erhöhen und die Preise sowie Löhne staatlich zu kontrollieren.

Uruguay im frühen 20. Jahrhundert (um 1900)

Um die Wirtschaftskrise von 1890 zu überwinden, brachte die Revolution von 1897 wichtige Veränderungen mit sich, die das neue Jahrhundert prägen sollten. Demografisch nahm die Bevölkerung zu, hauptsächlich durch europäische Einwanderung. Dies führte zu einer starken Urbanisierung und der Bildung einer Mittelschicht. Montevideo entwickelte sich zum politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zentrum. Arbeiterbewegungen, Gewerkschaften und Streiks prägten das Jahrhundert. Kulturell wurde die Zeit von der „Generación del 900“ dominiert.

Um 1900 bot Montevideo vielfältige Freizeitmöglichkeiten für alle Gesellschaftsschichten. Während die Unterschicht oft Fußball spielte, den Strand besuchte oder Ausflüge mit Grillen, Wein und Gitarren unternahm, bevorzugte die Oberschicht Golf, exklusive Strände und Restaurantbesuche. Frauen wurden traditionell als Hausfrauen und Ehefrauen betrachtet und hatten kein Wahlrecht für ihren Ehepartner. Doch in dieser Zeit begannen sie, sich zu emanzipieren und ihre Rechte einzufordern.

Die Ideologie von José Batlle y Ordóñez

  • Humanistisch: Glaubte an den Fortschritt des Menschen.
  • Reformistisch: Lehnte Gewalt und Revolution ab, setzte auf Veränderungen innerhalb einer liberalen und demokratischen Struktur.
  • Sozial gerecht: Betonte die Freiheit des Menschen und die Bedeutung von Grundrechten. Lehnte den Klassenkampf ab, aber sein Denken war stark auf soziale Gerechtigkeit und staatliche Intervention ausgerichtet.
  • Politisch: Unterstützte die Demokratie, das allgemeine Wahlrecht, Volksabstimmungen und ein kollegiales Exekutivorgan, um die Gefahren einer persönlichen Diktatur zu eliminieren.
  • Säkularisierung: Förderung der Bildung und des Verständnisses im ganzen Land.
  • Wirtschaftlich: Batlle war der Ansicht, dass der Staat seine Aktivitäten auch im privaten Sektor ausweiten und das nationale Erbe verteidigen müsse, beispielsweise durch die Verstaatlichung von Krediten, Versicherungen und öffentlichen Versorgungsbetrieben.

Wichtige Reformen unter Batlle

Erste Amtszeit (1903–1907)

  • Protektionistische Gesetze zur Förderung der heimischen Industrie
  • Kostenlose Verteilung von Saatgut und Kleidung an arme Bauern
  • Mehr Ressourcen für die Bildung
  • Entwicklung der Fakultät für Handel
  • Entfernung religiöser Bilder aus öffentlichen Krankenhäusern

Zweite Amtszeit (1911–1915)

  • Verstaatlichung der Banken und der Hypothekenbank der Republik
  • Schaffung einer staatlichen Versicherungsbank
  • Staatliches Monopol im Energiesektor
  • Entwicklung von sechs agronomischen Stationen
  • Einführung des Scheidungsrechts für Frauen
  • Einführung des Achtstundentags
  • Kostenlose Sekundarschulbildung
  • Deutliche Erhöhung der Erbschaftssteuer bei Erbschaften und Schenkungen
  • Ausdrückliche Anerkennung unehelicher Kinder
  • Ausbau öffentlicher Arbeiten und des Straßenbahnnetzes

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