Hobbes und Kant: Materialismus, Moral und die Natur des Menschen
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Thomas Hobbes: Materialismus und menschliche Natur
Der korporalistische Materialismus
Für Hobbes ist die Wirklichkeit Materie in Bewegung (korporalistischer Materialismus). Diese Materie besteht aus Atomen (Atomismus) und bewegt sich im Raum nach mechanischen Gesetzen (Mechanismus) und aus Notwendigkeit (Determinismus). Die Natur ist homogen und besteht aus individuellen Entitäten (Individualismus).
Hobbes leugnet die Existenz von Wesenheiten oder universellen Arten. Dies bedeutet, dass allgemeine Begriffe lediglich Namen (Nominalismus) sind, die verwendet werden, um eine Vielzahl ähnlicher Einzeldinge zu bezeichnen. Dies erklärt auch seinen Begriff des Menschen.
Was ist der Mensch?
Hobbes definiert den Menschen als einen lebenden Körper, der aus Atomen besteht, wobei menschlicher Körper und Mensch dasselbe bezeichnen. Er leugnet nicht die Existenz des Geistes, erkennt dessen wichtige Rolle an, bestreitet aber, dass er immateriell ist. Der Geist kann nicht vom Körper getrennt existieren.
Die menschliche Natur und die Leidenschaften
Der Mensch ist ein Lebewesen, das von der Sehnsucht oder Begierde angetrieben wird, sich selbst zu erhalten und sein Potenzial zu steigern. Die Begierde wird von der Lust beherrscht. Alles, was meine Kraft und Lebensenergie steigert, ist lustvoll; was sie mindert, ist schmerzhaft. Deshalb sind Lust und Leidenschaften die treibenden Kräfte menschlichen Verhaltens.
Gut und Böse: Egoismus und Selbsterhaltung
Die Selbsterhaltung ist die oberste Priorität, und unsere natürlichen Triebe können nicht als gut oder schlecht betrachtet werden. Als gut wird angesehen, was meine Kraft steigert, und als schlecht, was sie mindert. Hobbes sah den Menschen als radikal individualistisch und egoistisch. Auch scheinbar großzügige Handlungen entspringen letztlich immer einem egoistischen Streben.
Vernunft und Leidenschaften: Der Naturzustand
Die Menschen sind von Natur aus gleich, doch diese Gleichheit ist eine ständige Quelle von Konflikten, da niemand den anderen dauerhaft übertreffen kann. Zudem sind die Begierden sehr ähnlich. In der menschlichen Natur gibt es drei Ursachen für Zwietracht und den Impuls, andere anzugreifen:
- Konkurrenz
- Misstrauen
- Ruhmsucht
Gibt es kein Gesetz, das diese Begierden begrenzt, führt dies zum Krieg aller gegen alle. Die Vernunft kann die Begierden nicht bestimmen; sie steht vielmehr im Dienst der Begierden. Die Vernunft lehrt uns jedoch, unsere Macht abzugeben und sie einer einzelnen Instanz zu übertragen, die den Frieden sichern und den Krieg aller gegen alle, der aus den Begierden entsteht, verhindern kann.
Immanuel Kant: Aufklärung, Vernunft und Moral
Kants Verständnis des Menschen
Kant ist der deutlichste Exponent der Aufklärung. Die Aufklärung ist für ihn eine Kritik, die auf alle Bereiche des menschlichen Lebens angewendet wird, und betrachtet alle Angelegenheiten, ohne sich von Tradition oder Autorität leiten zu lassen. Ihr Optimismus wurzelt im Vertrauen auf die Fähigkeit der Vernunft, die Lebensbedingungen der Menschheit zu verbessern.
Sein erstes Thema war die Naturwissenschaft. Danach befasste er sich mit dem Menschen und seiner Moralität. Kant war ein pietistischer Philosoph. Er war von der pietistischen Bewegung beeinflusst, die Rituale als nebensächlich betrachtete und persönliche religiöse Erfahrung und Gefühl über Dogma und Kultus schätzte. Eine Religion, die den Glauben als rational konzipierte.
Um den Menschen zu erklären, berief er sich nicht auf Gott, sondern auf die moralische Rationalität sowie den Wert und die Würde aller Menschen. Was uns von anderen Tieren unterscheidet, ist, dass nur der Mensch moralische Verpflichtungen eingehen und den Geboten der Vernunft folgen kann, unabhängig von seinen Trieben. Dies ist die Autonomie des Individuums.
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir für uns selbst denken und uns nicht von anderen regieren lassen dürfen. Die Mündigkeit des Menschen bedeutet, dass er nicht mehr den Schutz einer anderen Autorität benötigt, um selbst zu denken und eigene Entscheidungen zu treffen. Die Autonomie des Willens ist das oberste Prinzip des sittlichen Handelns. Heteronomie, ihr Gegenteil, bedeutet, dass der Wille äußeren Umständen unterworfen oder von ihnen bedingt ist. Zur Ausübung dieser Autonomie ist lediglich bürgerliche und politische Freiheit erforderlich.
Grenzen der Erkenntnis
Kants erstes Ziel war es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu begründen. Er wies aber auch auf deren Grenzen hin. Eine seiner Schlussfolgerungen ist, dass es unmöglich ist, die Existenz der Seele (oder des Geistes) wissenschaftlich zu beweisen. Dasselbe gilt für die Freiheit. Sie sind keine Gegenstände möglicher Erfahrung und können daher nicht Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis sein.
Die menschliche Natur und die Pflicht
Unsere Natur und Animalität liegt auf halbem Weg zwischen vollkommener Rationalität. Es wird darauf hingewiesen, dass uns unsere moralische Rationalität von Tieren unterscheidet. Bei Tieren gibt es keinen Konflikt zwischen Wünschen und Pflicht, da sie keinen Begriff von Pflicht haben und ihr Handeln nicht rational ist. Sie folgen lediglich ihren biologischen Impulsen.
Die Pflicht zum Handeln ergibt sich aus zwei Dingen: der Rationalität und der Autonomie des Individuums. Es ist eine unbedingte Handlung, die die Form des kategorischen Imperativs annimmt. Ich handle aus Pflicht, nicht aus Neigung. Es ist die zwingende Forderung der Vernunft, unsere Begierden und Leidenschaften zu unterwerfen.
Postulate der praktischen Vernunft
Kant erkennt die menschliche Schwäche an, dass wir manchmal Schwierigkeiten haben, unserer Pflicht gemäß zu handeln. Wir sind keine perfekten rationalen Wesen. Es gibt eine Spannung zwischen Vernunft und Begierde. Ich kann zwischen Vernunft und Begierde wählen, wenn ich annehme, dass ich frei bin. Die Freiheit ist eine notwendige Voraussetzung für moralisch wertvolles Handeln.
Wenn ich Gutes tun will, muss ich immer nur in Übereinstimmung mit der Vernunft handeln und mich nicht von Begierden leiten lassen. Ich postuliere die Unsterblichkeit der Seele, um die Hoffnung zu haben, dass dieser Weg der moralischen Vervollkommnung beschritten werden kann. Die Annahme, dass es ein Wesen von absoluter Vollkommenheit (Gott) gibt, lässt mich hoffen, dass dieser Prozess der moralischen Vervollkommnung auch für mich eines Tages zum Ziel führen kann.