Hobbes vs. Locke: Staatstheorien im Vergleich
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Hobbes & Locke: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die Staatstheorien von Thomas Hobbes und John Locke weisen sowohl Gemeinsamkeiten als auch grundlegende Unterschiede auf. Beide Denker gehen davon aus, dass der Staat durch einen Gesellschaftsvertrag zwischen Menschen entsteht, die sich ursprünglich in einem Naturzustand befinden.
Während Hobbes jedoch einen absoluten Staat verteidigt, befürwortet Locke einen liberalen Staat. Die wesentlichen Unterschiede lassen sich in drei Kernbereichen feststellen:
1. Der Naturzustand
- Thomas Hobbes: Für Hobbes ist der Naturzustand ein Zustand permanenter Unsicherheit. Da die Menschen von Natur aus gleich sind und jeder danach strebt, seine Wünsche zu befriedigen, führt dies zu einem „Krieg aller gegen alle“, der von der Angst vor dem Verlust von Leben und Eigentum geprägt ist.
- John Locke: Auch für Locke sind die Menschen von Natur aus gleich, frei und unabhängig. Sein Naturzustand ist jedoch nicht zwangsläufig ein Kriegszustand, sondern ein Zustand, in dem es sowohl Perioden des Friedens als auch des Konflikts geben kann.
2. Die Grundlage des Vertrags
- Thomas Hobbes: Die treibende Kraft für den Vertragsschluss ist die Angst vor dem gewaltsamen Tod. Die Menschen geben ihre Freiheit auf, um Sicherheit zu erlangen.
- John Locke: Der Vertrag basiert auf der Vernunft und der Notwendigkeit, die natürlichen Rechte (Leben, Freiheit, Eigentum) zu schützen, die allen Menschen von Natur aus zustehen.
3. Der resultierende Staat
- Thomas Hobbes: Aus dem Vertrag geht ein absoluter Staat hervor. Die Bürger treten all ihre Rechte an einen souveränen Herrscher ab, der außerhalb des Vertrags steht und über uneingeschränkte Macht verfügt, um Sicherheit zu garantieren.
- John Locke: Es entsteht ein liberaler Staat mit begrenzter Macht. Die Bürger behalten ihre natürlichen Rechte und haben sogar ein Widerstandsrecht gegen eine Regierung, die ihre Aufgabe, diese Rechte zu schützen, verletzt.
Die Aktualität von Lockes politischer Theorie
Die Gewaltenteilung
Die von Locke vorgeschlagene Gewaltenteilung ist eine Grundlage moderner Demokratien. Obwohl die heutige Dreiteilung in Legislative, Exekutive und Judikative erst später von Montesquieu ausgearbeitet wurde, gilt Locke als ihr geistiger Vorläufer. Ihm verdanken wir die Vorstellung von einem Staat, der verpflichtet ist, die Rechte seiner Bürger zu respektieren und dessen Macht durch Gewaltenteilung begrenzt und kontrolliert wird.
Die Kontroverse zwischen Freiheit und Sicherheit
Die Debatte um das richtige Verhältnis von Freiheit und Sicherheit ist heute aktueller denn je. Viele westliche Länder haben als Reaktion auf Bedrohungen wie den Terrorismus die Freiheiten ihrer Bürger eingeschränkt. Die zunehmende Überwachung wirft die Frage auf: Wie weit dürfen die Rechte und die persönliche Freiheit des Einzelnen für die kollektive Sicherheit eingeschränkt werden?
Locke gibt darauf eine klare liberale Antwort: Der Staat darf die Freiheit seiner Bürger nicht willkürlich einschränken, denn der Zweck des Staates ist es, die Freiheit und die Rechte des Einzelnen zu schützen, nicht, sie aufzuheben.