Immanuel Kant: Erkenntnistheorie, Ethik und Metaphysik
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Immanuel Kant: Erkenntnistheorie und Ethik
Arten von Urteilen
Analytische Urteile: Bei analytischen Urteilen ist das Prädikat bereits im Subjekt enthalten. Sie werden durch die Analyse des Subjekts gewonnen. Diese Urteile sind stets wahr, universell und notwendig, tragen jedoch nicht wesentlich zur Erweiterung des Wissens bei.
Synthetische Urteile: Bei synthetischen Urteilen ist das Prädikat nicht im Subjekt enthalten, sondern diesem hinzugefügt. Sie erweitern unser Wissen, sind aber, wenn sie *a posteriori* sind (d.h. auf Erfahrung basieren), nicht universell und notwendig und somit keine Grundlage für wissenschaftliche Erkenntnis. Urteile *a priori* hingegen basieren nicht auf Erfahrung, sondern auf etwas Unabhängigem, was die Grundlage für ihre Universalität bildet. Die *Kritik der reinen Vernunft* befasst sich insbesondere mit *synthetischen Urteilen a priori*.
Kognitive Fähigkeiten nach Kant
Kant unterscheidet drei Erkenntnisfähigkeiten: die Sinnlichkeit, den Verstand und die Vernunft. Der Sinnlichkeit widmet er den ersten Teil der *Kritik der reinen Vernunft*, die *Transzendentale Ästhetik*. Dem Verstand entspricht die *Transzendentale Analytik* und der Vernunft die *Transzendentale Dialektik*.
a) Raum und Zeit als apriorische Formen der Sinnlichkeit
Die Vielzahl der durch die Sinne gelieferten Daten beginnt sich in der Sinnlichkeit zu organisieren, um ein Erkenntnisobjekt zu bilden. Diese Organisation erfolgt durch zwei objektive *apriorische* Formen der Sinnlichkeit: Raum und Zeit. Unsere Sinnlichkeit ist so strukturiert, dass sie Dinge *a priori* räumlich und zeitlich wahrnimmt. Der Raum ist die *apriorische* Form der äußeren Anschauung, die Zeit die der inneren Anschauung. Da sie *a priori* sind, bilden sie die Grundlage für die Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit von Wissenschaften, die sich mit Raum (Geometrie) und Zeit (Arithmetik) befassen. Sie sind reine *apriorische* Formen.
b) Einbildungskraft und Verstand
Die Einbildungskraft empfängt empirische Anschauungen von der Sinnlichkeit und führt sie dem Verstand zu. Die Einbildungskraft besitzt *transzendentale Schemata*, Regeln, durch die sie das Material sinnlicher Anschauungen mit den Begriffen des Verstandes synthetisiert.
Transzendentale Analytik: Verstand und Kategorien
Nach der durch die transzendentale Einbildungskraft vollzogenen Vereinigung wird die Untersuchung fortgesetzt, um objektives Wissen zu erlangen. Der Verstand besitzt ebenfalls *apriorische* Formen: die Kategorien. Diese reinen, nicht-empirischen Begriffe des Verstandes sind die höchsten Formen der Einheit des Objekts und erfüllen ihre Rolle bei der Urteilsbildung. Durch den Akt des Urteilens werden bestimmte Phänomene objektiviert, wodurch das Phänomen des Wissens selbst entsteht. Diese Erkenntnis ist unabhängig von der Erfahrung und ist universell und notwendig.
Transzendentale Dialektik: Grenzen der Vernunft
Die *Transzendentale Dialektik* untersucht, ob Metaphysik als Wissenschaft möglich ist. Kants Metaphysik basiert auf rationalistischen Grundlagen (die substantielle Seele, die Welt als Ganzes und Gott). Nach Kant sind diese Fragen Gegenstand von Vernunftideen und nicht von *apriorischen* Urteilen. Ideen sind für die menschliche Dynamik und das Streben nach Wissen unerlässlich. Die Idee der Seele umfasst Phänomene unserer inneren Erfahrung. Die Idee der Welt bezieht sich auf die Gesamtheit der äußeren und inneren Phänomene. Die Idee Gottes konstruiert alle Erscheinungen. Die rationalistische Metaphysik ist jedoch keine Wissenschaft im strengen Sinne. Die Vernunft ist dennoch eine wichtige Fähigkeit für die menschliche Entwicklung.
Kants Ethik
Für Kant handelt der Mensch nach Prinzipien oder Gesetzen des moralischen Verhaltens. Diese Grundsätze nennt er Imperative:
Die Imperative
- Hypothetischer Imperativ: Er gebietet universelle Verpflichtungen unter einer Bedingung. Eine Handlung wird hier als Mittel zu einem bestimmten Zweck betrachtet und ist daher nicht moralisch im eigentlichen Sinne.
- Kategorischer Imperativ: Er fordert eine universelle Gültigkeit ohne jede Bedingung. Dieser Imperativ gebietet eine Handlung als an sich gut, notwendig und universell. Kants Ethik basiert auf der Pflicht, die sich der Mensch selbst auferlegt.
Moralität ist die unbedingte Befolgung des Kategorischen Imperativs, der sich der Wille selbst auferlegt. Dies bedeutet Autonomie des Willens. Da der Inhalt der Grundsätze nicht vorgegeben ist, ist Kants Ethik formal. Sie beruht auf der Form einer Verpflichtung des Willens, einem formalen Gesetz, das nicht durch ein vernünftiges Objekt bestimmt wird und keinen empirischen Gehalt ausdrückt. Die Gesetze sind unbedingt gebietend.
Postulate der praktischen Vernunft
Für Kant ist ein Postulat ein theoretischer Satz, der nicht beweisbar ist, aber als unbedingt notwendig für die praktische Vernunft angenommen werden muss, damit ein *apriorisches* Gesetz Gültigkeit hat. Die Postulate sind:
- Freiheit des Willens: Ohne Freiheit ist Moralität nicht möglich. Nur ein freier Wille kann sich selbst an ein moralisches Gesetz binden. Der Kategorische Imperativ setzt die Autonomie des Willens voraus, und Autonomie wiederum setzt Freiheit voraus.
- Unsterblichkeit der Seele: Der Wunsch nach dem höchsten Gut, das Tugend und Glück vereint, wird in dieser Welt nicht vollständig erreicht. Daher muss die Unsterblichkeit der Seele postuliert werden, damit die praktische Vernunft ihr Ziel erreichen kann.
- Existenz Gottes: Nur die Existenz eines notwendigen und vollkommenen Wesens (Gott) kann die Verbindung von Tugend und Glück im höchsten Gut garantieren. Gott ist die Kausalität, die außerhalb des Bereichs der Seele das höchste Gut ermöglicht und zur Unsterblichkeit führt.