Immanuel Kant: Leben, Zeitgeist und Moralphilosophie
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Immanuel Kant: Leben, Zeit und Philosophie
Immanuel Kant lebte einen Großteil des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit entwickelte die europäische Elite einen gemeinsamen Geist, der eine allgemeine Revolution in den Köpfen anstrebte. Ziel war es, Herrscher und Menschen aufzuklären, um Gesetze und die Realität im Sinne des Fortschritts zu verbessern.
Das 18. Jahrhundert: Aufklärung & Umbrüche
Für Kant war das wichtigste Ereignis seiner Zeit die Französische Revolution. Zudem begann die erste Industrielle Revolution, die sich in den Grundlagen der Gesellschaft manifestierte und die ersten Schritte zur Einführung des Kapitalismus einleitete.
Kants Preußen: Monarchen und Gesellschaft
Die häufigste Regierungsform war die absolute Monarchie, die stellenweise die Form des aufgeklärten Absolutismus annahm. Die Herrscher leiteten ihre Macht vom göttlichen Ursprung ab. Als Kant in Preußen geboren wurde, regierte Friedrich Wilhelm I., der die Wirtschaft sanierte, die Industrie stärkte und die allgemeine Schulpflicht einführte. Er vergrößerte die Armee, wodurch Preußen zur drittgrößten Militärmacht Europas aufstieg. Ihm folgte sein Sohn Friedrich II. der Große, ein absoluter Herrscher, der die gewissenhafte Pflichterfüllung seiner Regierungsmitarbeiter überwachte. Im Laufe seines Lebens förderte er Kultur und Bildung, die unter ihm noch größere Höhen erreichten als unter seinem Vater. Der König war der Prototyp des aufgeklärten Herrschers, der das Wohl des Volkes förderte, jedoch ohne dessen Beteiligung. Ihm folgte sein Neffe Friedrich Wilhelm II., unter dem die Verbreitung aufklärerischer Ideen eingeschränkt, Zensur eingeführt und das Land in den Bankrott geführt wurde. Preußen verlor das Prestige, das es unter früheren Regierungen erworben hatte. Friedrich Wilhelm II. war der letzte Monarch, der Kants Lebenszeit prägte. Er versuchte, die Wirtschaft zu sanieren und führte verschiedene Kriege gegen Frankreich. Zudem beteiligte er sich an der Unterdrückung europäischer Liberaler.
Kants Moralphilosophie: Die Grundlegung
Dieses Fragment stammt aus Kapitel 1 oder 2 von Kants Werk Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, verfasst im Jahr 1785. Das Thema dieses Auszugs und des Werkes im Allgemeinen ist die praktische Moralphilosophie. Es befasst sich mit Fragen der praktischen Vernunft (dem 'Sollen').
Praktische und Theoretische Vernunft
Kant unterscheidet zwischen der praktischen Vernunft ('Was soll ich tun?') und der theoretischen Vernunft ('Was kann ich wissen?'). Kant betonte die Überlegenheit der praktischen Vernunft gegenüber der theoretischen, da wir alle ein grundlegendes moralisches Wissen besitzen. Zum Beispiel wissen wir alle, dass Töten falsch ist. Vor diesem Hintergrund ist Kants Ziel, allgemeingültige Gesetze zu finden, die unser Handeln leiten. Diese Gesetze bestimmen, was sein soll, da sie a priori begründet und somit universell, objektiv und für alle gültig sind.
Kants Formale Ethik und ihre Prinzipien
Kants Ethik ist formal, das heißt, sie sagt uns nicht, was wir tun sollen, sondern wie wir es tun sollen. Deshalb kritisierte Kant andere, materiale und subjektive Ethiken. Materiale Ethiken hingegen basieren auf dem 'Sein', also der sinnlichen Erfahrung, und formulieren daher keine universellen Gesetze, sondern partikulare Maximen.
Pflicht und moralisches Handeln bei Kant
Kant unterscheidet zwischen Handlungen aus moralischer Pflicht und Handlungen, die lediglich pflichtgemäß sind, aber aus Neigung oder Eigennutz erfolgen. Moralisches Handeln entspringt nicht der Handlung selbst, sondern dem Respekt vor dem Gesetz, ohne dabei etwas jenseits der Pflicht zu suchen.
Der Kategorische Imperativ: Kants Kernprinzip
Das Gesetz, das dem Willen a priori und ohne weitere Begründung vorgelegt wird, ist der kategorische Imperativ. Seine erste Definition lautet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Hypothetische vs. Kategorische Imperative
Kant unterscheidet zwei Arten von Imperativen: hypothetische und kategorische. Beide sind objektiv und universell. Der Unterschied besteht darin, dass bei hypothetischen Imperativen die Handlung als Mittel zu einem Zweck gut ist (z.B. „Rauchen aufhören, um gesund zu sein“), während bei kategorischen Imperativen die Handlung an sich gut ist (z.B. „Ich lüge meine Eltern nicht an“).
Der Mensch als Zweck an sich selbst
Obwohl der Mensch weiß, was zu tun ist, folgt er nicht immer dem Diktat der Vernunft, sondern ist oft von Neigungen, Wünschen etc. beeinflusst. Die Grundlage des kategorischen Imperativs ist die Verallgemeinerbarkeit des Gesetzes, da Menschen vernünftige Wesen mit absolutem Wert und Würde sind. Sie dürfen niemals nur als Mittel, sondern stets auch als Zweck an sich behandelt werden. Kant formulierte dies auch als: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“