Immanuel Kant und die Philosophie der Aufklärung

Eingeordnet in Philosophie und Ethik

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 5,82 KB

Die Aufklärung: Kontext von Kants Philosophie

Die philosophische Bewegung, in der Kant sein Werk verfasste, ist die Aufklärung. Dies ist eine komplexe ideologische und philosophische Bewegung, die chronologisch zwischen den bürgerlichen Revolutionen in England und Frankreich angesiedelt ist. Es war eine Zeit der kritischen Prüfung.

Wichtige Vertreter der Aufklärung waren:

  • In England: Locke, Hume (empiristisch-erkenntnistheoretischer Charakter)
  • In Frankreich: Voltaire, Montesquieu (moralischer und politischer Charakter)
  • In Deutschland: Kant (erkenntnistheoretischer Charakter)

Dieser Zeitraum ist gekennzeichnet durch:

Merkmale der Aufklärung

  • Anthropologischer Optimismus und Vernunftglaube

    Den Glauben an die Macht und Autonomie der Vernunft, die sowohl technisch auf die Natur als auch moralisch und politisch auf die Gesellschaft angewendet werden kann.
  • Kritische Haltung und Dogmatismus-Ablehnung

    Es gab keine vorrangigen Bereiche der rationalen Kritik, die ausgeschlossen werden sollten. Die Aufklärung akzeptierte keine Einschränkungen und ihr erster Akt war es, die rationale Kritik auf die Bereiche Religion und Politik auszudehnen.
  • Selbstkritik der Vernunft und ihre Grenzen

    Die Kritik erstreckte sich auch auf die eigenen kognitiven Fähigkeiten und beabsichtigte, die Grenzen der Vernunft selbst festzulegen. Die Vernunft der Aufklärung wurde durch Erfahrung entwickelt und validiert. Kants Kritik der reinen Vernunft sollte die Vernunft vor ihr eigenes Gericht stellen.
  • Säkularisierung und Naturreligion

    Vor allem eine Kritik an der religiösen Tradition. Die Aufklärung setzte der offenbarten Religion eine Naturreligion entgegen. Irrationale Grundlagen wurden durch natürliche, rationale, antidogmatische ersetzt. Das Thema „Gott“ wurde durch die Untersuchung der Vernunft ersetzt.

Immanuel Kants Leben und philosophische Entwicklung

Frühe Jahre und prägende Einflüsse

Immanuel Kant wurde 1724 in Königsberg geboren. Sein Vater war Anhänger des Pietismus, einer protestantischen religiösen Bewegung, die durch die Betonung von Gefühlen und moralischem Leben gekennzeichnet ist. Auch die Schule, die Kant besuchte, war pietistisch geprägt. Professor Martin Kniewas leitete ihn in seinen Studien der Philosophie, Mathematik und Newtonschen Physik an.

Kants Hauptwerke und kritische Phase

Der einzige größere Konflikt in Kants Leben war der mit der preußischen Regierung bezüglich der Veröffentlichung seines Buches „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“. Bis 1770 veröffentlichte Kant durchschnittlich ein bis zwei Bücher pro Jahr. Nach diesem Datum vergingen jedoch zehn Jahre ohne neue Veröffentlichungen. In dieser Zeit teilte sich sein Werk in zwei Phasen: die vorkritische Phase, in der er unter anderem „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“ (seine Theorie der Entstehung des Universums) schrieb, und die kritische Phase, in der er die „Kritik der reinen Vernunft“ und kurz darauf eine kurze Arbeit namens „Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können“ veröffentlichte. Zwischen 1787 und 1790 folgten die „Kritik der praktischen Vernunft“ und die „Kritik der Urteilskraft“.

Kants Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Philosophie

Die Bewunderung für die experimentelle Wissenschaft

Die Wissenschaft wurde als konkret, praktisch und experimentell verstanden. Wissen begann, nach seinen Leistungen und seiner technischen Wirksamkeit beurteilt zu werden. Das Ideal der Wissenschaft war das Newtonsche System. Newton wurde für die Harmonie und Zusammenarbeit zwischen Erfahrung und Vernunft geschätzt. Die Physik nahm den ersten Platz unter den Wissenschaften ein.

Der Naturalismus in der Aufklärung

Philosophen und Wissenschaftler verzichteten darauf, die Welt durch Gott zu erklären. Die aufgeklärte Wissenschaft proklamierte die Autonomie der Welt von Gott. Die Natur wurde nicht länger als eine Hierarchie von Ordnungen, sondern als die Welt der Erscheinungen verstanden, die durch Naturgesetze bestimmt ist.

Newtons Physik als wissenschaftliches Ideal

Kant setzte sich in der ersten Phase seiner Karriere intensiv mit Newtons Werk auseinander. Für Kant war Newtons Physik das Modell par excellence der wissenschaftlichen Erkenntnis. Newton hatte die wissenschaftliche Revolution des 16. und 17. Jahrhunderts vollendet. Newtons wichtige Beiträge umfassen die Anwendung experimenteller Methoden, die Vereinigung verschiedener Naturphänomene unter einem System von Gesetzen und den Determinismus.

Kants Verhältnis zur traditionellen Metaphysik

Kant begann im rationalistischen Stil von Wolff, wich aber bald von diesem Ansatz ab. Er betonte, dass die reine Vernunft uns nicht die Existenz von etwas geben kann. Die Erkenntnis existierender Dinge muss vom Phänomen ausgehen, um zu den allgemeinen und notwendigen Bedingungen für die Phänomene zu gelangen. Mit dieser Ansicht, die im Gegensatz zur traditionellen Metaphysik stand, trat Kant in den Dialog mit den Empiristen.

Der Einfluss des Empirismus, insbesondere Humes

Der Einfluss Humes auf Kant wird oft als eher bescheiden dargestellt. Kant blieb ein aufgeklärter Rationalist und hatte wenig mit dem reinen Empirismus zu tun. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kant von zwei philosophischen Einflüssen geprägt war: dem Rationalismus und dem Empirismus. In der vorkritischen Phase neigte Kant dem Rationalismus zu. Später führte die Auseinandersetzung mit Hume zur Entwicklung des Kantischen kritischen Systems, dem sogenannten transzendentalen Idealismus.

Verwandte Einträge: