Immanuel Kant und das Zeitalter der Aufklärung
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Immanuel Kant: Leben und Werk
Kindheit und akademische Laufbahn
Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg, einer preußischen Stadt, geboren. Diese Stadt heißt heute Kaliningrad und ist Teil Russlands. Kant war das vierte von neun Kindern. Im Jahr 1770 wurde er Professor für Logik und Metaphysik an der Universität Königsberg. Er starb am 12. Februar 1804.
Kants philosophische Perioden
Kants Werk wird in der Regel in drei Perioden unterteilt:
- Die erste Periode ist von Werken dominiert, die der wissenschaftlichen Erforschung der Natur gewidmet sind.
- Die zweite, die vorkritische Periode, endet 1781 mit der Veröffentlichung der „Kritik der reinen Vernunft“.
- Zur dritten oder kritischen Periode gehören Kants Hauptwerke: die „Kritik der reinen Vernunft“ (1781), die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ (1785), die „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788) und die „Kritik der Urteilskraft“ (1790).
Historischer und soziokultureller Rahmen
Das 18. Jahrhundert: Eine Ära des Umbruchs
Kant lebte im historischen Rahmen eines Großteils des 18. Jahrhunderts. Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts kann als eine Ruheperiode betrachtet werden, die den sogenannten Religionskriegen folgte und einer Reihe von revolutionären Kriegen, wie der Amerikanischen Revolution von 1776 und der Französischen Revolution von 1789, vorausging.
Die Aufklärung als geistige Bewegung
Während dieses Jahrhunderts entwickelte sich in der europäischen geistigen Elite eine gemeinsame Mentalität, geprägt von bestimmten Idealen, die als Aufklärung in die Geschichte eingingen. Diese gemeinsame Mentalität zielte nicht darauf ab, politische Veränderungen durch Revolutionen in jeder Nation herbeizuführen, sondern eine allgemeine Revolution in den Köpfen zu erreichen, um die Herrscher aufzuklären und die Menschen zu bilden, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und die Idee des Fortschritts zu verwirklichen.
Politische Verhältnisse in Preußen
Die häufigste Regierungsform im 18. Jahrhundert war die absolute Monarchie. Als Kant geboren wurde, regierte Friedrich Wilhelm I. in Preußen. Unter diesem König erreichte das Land eine große interne Entwicklung und die preußische Armee wurde zu einer europäischen Großmacht gestärkt. Im Jahre 1740 folgte ihm sein Sohn Friedrich II. der Große nach, der zeitlebens Kunst und Kultur förderte und als Prototyp des aufgeklärten Königs galt. Bei seinem Tod im Jahre 1786 folgte ihm sein Neffe Friedrich Wilhelm II. nach, der während seiner Herrschaft die Verbreitung aufgeklärter Ideen verhinderte und die Zensur einführte, unter der auch Kant selbst litt.
Soziokulturelle Rahmenbedingungen
Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts war stark hierarchisch gegliedert: Aristokraten (Adel und Klerus), Bürger, Handwerker und Bauern (Ancien Régime). Die Bourgeoisie war der Schöpfer einer neuen, universaleren und weltoffeneren Sicht des Menschen und der Menschheit. Die öffentliche Aufklärung war zu stark und unabhängig, um Ethik mit Politik zu verbinden; diese Aufgabe sollte von der aufgeklärten Bourgeoisie übernommen werden.
Die Aufklärung: Merkmale und Ausprägungen
Kants Denken und die Aufklärung
Kants Denken kann nicht von den allgemeinen Linien der Aufklärung getrennt werden. Diese Bewegung begann in England, breitete sich nach Frankreich aus, wo sie ihre größte Brillanz erreichte, und später nach Deutschland. Während dieser Zeit verlor die klassische Metaphysik an Bedeutung.
Charakteristika der Aufklärung
Die Aufklärung zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
- Kritik: Sie richtet sich gegen Tradition, äußere Autorität und Vorurteile. Die Vernunft ist aufgeklärt und tolerant. Toleranz ist, in Voltaires Worten, „das Vermögen der Vernunft“.
- Analyse: Im Gegensatz zu Nativismus und Rationalismus ist die Vernunft nun die Fähigkeit, wesentliche Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Erfahrung zu erwerben, gestützt auf das wissenschaftliche Modell der Newtonschen Physik.
- Säkularisierung: Die Aufklärung kritisiert die Religion. Es ist eine Kritik des Aberglaubens und des Götzendienstes. Dem Theozentrismus wird der Physiozentrismus entgegengestellt, mit der Natur als Bezugspunkt.
Optimismus und Fortschrittsglaube
Die Aufklärung war geprägt von einem starken Optimismus hinsichtlich der Zukunft, dem Glauben an den Fortschritt der Menschheit und der Geschichte sowie dem Vertrauen in die Entwicklung und Vervollkommnung des Menschen durch den Gebrauch seiner Vernunft. Diese Ideen führten zu einer weiteren wichtigen Erkenntnis, die in diesem Moment entstand: der natürlichen Gleichheit aller Menschen, welche die Grundlage der Menschenrechte bildet.
Die französische Aufklärung (Lumières)
Der aufgeklärte Geist manifestierte sich mit eigenen Charakteristika in den jeweiligen Ländern. In Frankreich, wo sich diese Bewegung am stärksten entwickelte, nahm sie den Namen „Lumières“ an und wurde von den Enzyklopädisten vertreten. Die „Encyclopédie“ gilt als das repräsentativste Werk der französischen Aufklärung. Einige ihrer Schöpfer waren: Diderot, D’Alembert, Voltaire, Rousseau...
Ihre grundlegenden Ziele waren:
- Die Verbreitung von Kultur und Wissen unter den Menschen.
- Die Schaffung einer kritischen und undogmatischen Haltung.
- Die Kritik an Vorurteilen und traditionellen Überzeugungen.
Das Projekt der Aufklärung war nichts anderes als die intellektuelle und moralische Emanzipation und Befreiung des Individuums. Der aufgeklärte Mensch wollte sich von allem befreien, was ihn von außen bedrückte: von Autorität, sei sie religiös oder politisch, von Aberglauben und Tradition.