Immanuel Kants Kritik der Metaphysik: Erkenntnisgrenzen und Vernunft
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Immanuel Kants Kritik der traditionellen Metaphysik
Kant argumentiert, dass die traditionelle Metaphysik die metaphysischen Beweise für die Existenz Gottes nicht überzeugend darlegen kann. In der Transzendentalen Dialektik seiner Kritik der reinen Vernunft weist er darauf hin, dass das ontologische Argument ungültig ist, da es die Existenz Gottes nicht allein aus der Idee (dem Wesen) Gottes ableiten kann.
Die Unhaltbarkeit metaphysischer Gottesbeweise
Ebenso kritisiert Kant die Gültigkeit der thomistischen Argumente. Er bemängelt, dass diese Kausalität als ontologische Beziehung annehmen, während Kausalität für Kant eine Kategorie des Verstandes ist, die nur auf Erscheinungen anwendbar ist. Die kosmologischen und physikotheologischen Argumente, die die Existenz Gottes aus der Kontingenz der Welt und der Notwendigkeit einer letzten Ursache ableiten, werden ebenfalls als fehlerhaft entlarvt.
Die Paralogismen der reinen Vernunft
Hinsichtlich der Paralogismen zeigt Kant, dass die traditionellen Beweise für die Substantialität, Einfachheit und Identität der Seele nicht haltbar sind. Die Vernunft überschreitet hier ihre Grenzen, indem sie Kategorien auf ein nicht-empirisches Objekt (die Seele) anwendet.
Die Antinomien der reinen Vernunft
Bezüglich der Welt legt Kant die Antinomien dar, die sich aus der Frage ergeben, ob die Welt einen Ursprung in der Zeit hat oder ewig ist, ob sie räumlich unendlich oder endlich ist, ob es eine erste Ursache gibt oder nicht, und ob alles in der Welt notwendig oder kontingent ist. Diese unauflösbaren Widersprüche zeigen die Grenzen der reinen Vernunft auf, wenn sie versucht, über die Erfahrung hinauszugehen.
Kants Erkenntnistheorie als Grundlage der Kritik
Kants Argumentation basiert auf seiner Erkenntnistheorie: Wenn Erkenntnis nicht über die Grenzen der Erfahrung hinausgehen kann, dann hat die Erfahrung allein keinen Zugang zur Erkenntnis des Selbst oder zur Erkenntnis Gottes aus einer angeborenen Idee.
Metaphysik als natürliche Tendenz der Vernunft
Für Kant ist Metaphysik eine natürliche Tendenz der Vernunft, Fragen zu stellen, denen die Erfahrung jedoch nicht folgen kann. So bleibt die Metaphysik eine Arena endloser Streitigkeiten, da seit Platon und Aristoteles dieselben Fragen diskutiert werden, ohne zu einer endgültigen Antwort zu gelangen.
Ist Metaphysik eine Wissenschaft? Kants Antwort
Metaphysik beansprucht, über die Grenzen der Erfahrung hinauszugehen und sich ein eigenes Gebiet zu erschließen. In der Kritik der reinen Vernunft fragt Kant, wie physikalische und mathematische Wissenschaften möglich sind, und ob Metaphysik als Wissenschaft möglich ist – eine Frage, die er negativ beantwortet. Metaphysik wird so zu einer Theorie der Grenzen des Wissens.
Erkennbare Objekte im Kantischen Idealismus
Man kann nur die Gegenstände der Erfahrung erkennen, die den Bedingungen der Erkenntnisfähigkeit unterliegen. Objektiv erkennbar sind nur jene Konzepte, die die Objekte dieser Erfahrung regieren. Gemäß dem Kantischen Idealismus sind nur erkennbar:
- Die Erscheinungen (Phänomene), d.h. die Dinge, wie sie uns erscheinen.
- Die Formen, durch die apriorische Erkenntnis empirischer Gegenstände möglich wird (z.B. Raum, Zeit, Kategorien).
Empirische Objekte sind an sich unerkennbar (Dinge an sich), und da es keine angeborenen Ideen gibt, ist keine Erkenntnis über die Grenzen des möglichen Wissens hinaus möglich. Die Anwendung transzendentaler Begriffe der Vernunft auf Gegenstände jenseits der Erfahrung führt zu Fehlschlüssen.
Die transzendentale Illusion und ihre Folgen
Das Wissen um die Seele oder die Existenz Gottes geht über den Umfang des möglichen Wissens hinaus, da dies die Grenze der Anwendbarkeit der apriorischen Formen der Sinnlichkeit und des Verstandes auf Gegenstände der Erfahrung darstellt. Es ist klar, dass Erfahrung nicht die einzige Quelle des Wissens ist; jedoch kann intellektuelles Wissen nur durch die Anwendung der Kategorien auf Gegenstände der Erfahrung gewonnen werden, da Erkenntnis stets mit Erfahrung beginnt.
Während Wissen aus der chaotischen Materie von Eindrücken geformt wird, können die Ideen der Vernunft nicht auf Gegenstände der Erfahrung angewandt werden. Sie sollen übersinnliche Gegenstände bestimmen, doch da die Formen des Verstandes leer sind und nur durch empirische Daten gefüllt werden, ist klar, dass die Ideen der Vernunft nicht auf Gegenstände der Erfahrung angewandt werden können.
Dies ist die transzendentale Illusion: Die Vernunft erzeugt transzendentale Ideen bezüglich der Synthese von Erscheinungen zur Idee der Welt, der Synthese von Wahrnehmungen zur Idee des Selbst (Seele) und der Synthese aller Bedingungen zum Gedanken eines höchsten Wesens (Gott).
Kants Erkenntnistheorie: Empirismus und Idealismus
Kants Erkenntnistheorie ist sowohl Empirismus (da wir außerhalb der Gegenstände der Erfahrung nichts wissen können) als auch Idealismus (da die Gegenstände, obwohl sie Erscheinungen sind, a priori durch unsere Erkenntnisformen konstituiert werden).
Ablehnung traditioneller metaphysischer Begriffe
Kant lehnt die traditionellen Begriffe der Metaphysik als ungültig ab. Ähnlich wie Hume feststellte, dass diese Begriffe zwar aus dem Geist stammen (da sie a priori sind), aber aufgrund ihrer Unanwendbarkeit auf die Erfahrung keine objektive Gültigkeit besitzen. Die Vernunft neigt ihrem Wesen nach dazu, über alle mögliche Erkenntnis hinauszugehen und sich ein Gebiet in der Synthese aller Gegenstände des Denkens überhaupt zu erschließen.