Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft: Physik, Dialektik & Metaphysik

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Kants Philosophie: Reine Physik

Kant bezieht sich hier auf die „reine“ Physik. Sein Zweck ist es, die Natur zu verstehen, die alle Phänomene umfasst. Diese Gesetze müssen synthetische Sätze a priori sein. Das Problem ist folgendes: Wie können die Gesetze der Natur, deren synthetischer Charakter nicht bezweifelt werden kann, a priori sein? Tatsächlich, wenn die Natur die Gesamtheit der Phänomene ist, unterliegen sie der Möglichkeit der Erfahrung, d.h. den Kategorien. Die Regeln für die Verwendung der Kategorien (des Verstandes) sind somit auch Gesetze der Natur. Physik ist möglich, weil sie auf den Kategorien des a priori Verstandes beruht.

Die Transzendentale Dialektik Kants

„All unser Wissen beginnt mit den Sinnen, übergibt sie an den Verstand und endet bei der Vernunft.“

Die Rolle der Vernunft und ihre Prinzipien

Die Vernunft ist die höchste Fähigkeit zur Vereinigung von Wissen. Sie hat jedoch keinen einheitlichen Zweck und Inhalt an sich, sondern ihre Funktion besteht darin, die enorme Bandbreite des Wissens des Verstandes auf die geringste Anzahl von Prinzipien zu „reduzieren“. Daher wird die Vernunft von Kant als die Fähigkeit zu „Prinzipien“ verstanden. Die „Prinzipien“ der Vernunft sind keine ersten Sätze, sondern Anfangsbedingungen, an die Bedingungen geknüpft sind. Daher bezieht sich die Vernunft, die das Wissen des Verstandes vereint, auf etwas absolut Erstes und Unbedingtes, das als Endpunkt dienen soll.

Die drei transzendentalen Ideen

Diese „Unbedingten“ nannte Kant Ideen. Daher sind es keine Urteile oder Sätze, sondern Konzepte (a priori), die auch als „reine Vernunftideen“ oder „transzendentale Ideen“ bezeichnet werden. Es gibt drei Ideen:

  • Seele
  • Welt
  • Gott

Ihre Ableitung erfolgt aus den Formen der Argumentation (analog zur Ableitung der Kategorien aus der Urteilstafel). Es gibt drei Arten des Denkens: kategorisches, hypothetisches und disjunktives. Die Ideen von Seele, Welt und Gott vereinen alle Erscheinungen, die der Verstand mittels der Kategorien strukturiert. So werden:

  1. alle Erscheinungen der inneren Erfahrung durch die Idee der Seele vereinheitlicht,
  2. die Erscheinungen der äußeren Erfahrung durch die Idee der Welt vereinheitlicht, und
  3. beide Bereiche durch die Vorstellung von Gott auf eine Einheit reduziert.

Grenzen und Nutzung der Ideen

Mit diesen Ideen können wir nun die Gesamtheit der Phänomene denken, aber wir können nicht wissen, ob sie in der Realität der Seele, der Welt oder Gottes eine Einheit bilden. Zusammenfassend ist die Vernunft mit ihren Ideen eine Fähigkeit zur Vereinigung. Was die Vielfalt des Wissens verbindet, ist der Verstand. Doch die Vernunft „weiß“ nichts an sich. Die Regel für die Verwendung von Ideen ist: Sie dürfen niemals auf Erfahrung verweisen, noch dürfen sie Dinge an sich selbst darstellen; sie dienen lediglich dazu, das Wissen des Verstandes zu vereinen.

Kants Kritik der Metaphysik

Unmöglichkeit der Metaphysik als Wissenschaft

Bei der Prüfung der Möglichkeit der Metaphysik kritisiert Kant die dogmatische Metaphysik des Rationalismus, insbesondere die von Wolff. Offensichtlich führt die gesamte Entwicklung der Kritik der reinen Vernunft dazu, ihre Unmöglichkeit zu demonstrieren: Es ist unmöglich, Erkenntnis von Dingen an sich (Noumena) zu erlangen, insbesondere von Seele, Welt und Gott, da wir keine solche intuitive Wesenheit haben. Schließlich, wenn die Metaphysik versucht, Demonstrationen durch das Prinzip der Kausalität zu führen, begeht sie einen schweren Irrtum, indem sie die Kategorien unrechtmäßig auf Dinge an sich anwendet, obwohl diese nur auf Phänomene bezogen werden können. So ist Metaphysik als Wissenschaft unmöglich.

Die regulative Funktion der Ideen

Aber als „natürliche Tendenz“ ist sie absolut unumgänglich; selbst eine Kritik kann sie nicht verhindern. Wenn die Metaphysik als Wissenschaft nicht möglich ist, muss man sich fragen, welche Rolle die Ideen der reinen Vernunft dann spielen. Sicherlich helfen sie uns nicht, etwas zu erkennen. Allerdings haben die Ideen eine regulative Nutzung für die Forschung in der Natur, und zwar in zweierlei Hinsicht:

  • Negativ: Sie weisen auf die Grenzen hin, die nicht überschritten werden können.
  • Positiv: Sie regen dazu an, den Geltungsbereich der Erforschung neuer Erfahrungen zu erweitern.

Die Bedeutung dieser Kritik besteht darin zu zeigen, dass die unrechtmäßige Anwendung der Kategorien des Verstandes auf die Dinge an sich zu abwegigen und widersprüchlichen Argumenten führt.

Metaphysik als Postulat der praktischen Vernunft

Die Metaphysik ist als Wissenschaft unmöglich, aber ihre Ideen sind sinnvoll als Postulate der praktischen Vernunft: Seele, Freiheit, Gott.

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