Imperialismus: Britisches & Französisches Kolonialreich
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Die Ära des Imperialismus (ab ca. 1870)
Um 1870 beschlossen europäische Mächte den Ausbau ihrer Herrschaftsgebiete und die koloniale Durchdringung anderer Kontinente. Zwischen 1884 und 1885 fand die Berliner Konferenz statt, die oft als symbolischer Beginn der „Aufteilung Afrikas“ gilt. Die Metropolen expandierten und annektierten Gebiete, die Kolonien genannt wurden. Das gesamte Herrschaftsgebiet einer Metropole bildete ein Imperium.
Merkmale der Metropolen
- Waren industrielle Führungsmächte.
- Bestimmten die politische und militärische Richtung.
- Trieben die globalen Handelsströme an.
Merkmale der Kolonien
- Lieferanten von Rohstoffen für die Industrie der Metropole.
- Quelle billiger Arbeitskräfte.
- Absatzmarkt für die Industrieprodukte der Metropole.
- Dienten als Ventil für den demografischen Druck in den Metropolen.
Ursachen des Imperialismus
- Wirtschaftliche Faktoren: Suche nach Rohstoffen, Absatzmärkten und Investitionsmöglichkeiten.
- Politische Faktoren: Streben nach nationalem Prestige, Machtrivalitäten, Stärkung nationalistischer Gefühle.
- Demografische Faktoren: Bevölkerungsüberschuss in Europa, Suche nach Siedlungsraum.
- Ideologische Faktoren: Glaube an die kulturelle Überlegenheit der eigenen Nation („Zivilisierungsmission“), Rassismus, Expansion des Christentums.
- Individuelle Faktoren: Forscherdrang, Abenteuerlust, persönliche Initiative.
Das Britische Empire
Das Britische Empire war das größte Kolonialreich der Geschichte und umfasste zeitweise etwa 20% der Landmasse der Erde.
Struktur des Britischen Empire
Es gab verschiedene Typen von Territorien:
- Protektorate: Gebiete, die formal unter eigener Herrschaft standen, aber deren Außenpolitik und Verteidigung von Großbritannien kontrolliert wurden. Großbritannien schützte das Gebiet, im Gegenzug überließ das Protektorat Großbritannien die Außenbeziehungen.
- Kolonien: Es gab zwei Haupttypen: Siedlungs- und Ausbeutungskolonien. Sie besaßen keine politische Autonomie. Die europäische Bevölkerung war oft gering (besonders in Ausbeutungskolonien). Ihre Hauptaufgabe war die Befriedigung der wirtschaftlichen Bedürfnisse Großbritanniens. Die meisten afrikanischen Gebiete waren Kolonien.
- Mandatsgebiete: Existierten nach dem Ersten Weltkrieg; Verwaltung ehemaliger deutscher Kolonien und osmanischer Gebiete im Auftrag des Völkerbundes.
- Dominions: Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika. Erhielten weitgehende Selbstverwaltung mit eigener Regierung und Parlament, blieben aber Teil des Empires mit einem Generalgouverneur als Vertreter der britischen Krone.
Indien: Das "Juwel der Krone"
Indien galt als die wertvollste Kolonie des Britischen Empire. Die Verwaltung erfolgte durch einen Vizekönig, teils durch direkte britische Herrschaft, teils über einheimische Fürstenstaaten. Indien spielte eine Schlüsselrolle für die Metropole – wirtschaftlich, politisch und strategisch.
Queen Victoria (1837-1901) und Expansion
Die lange Regierungszeit von Queen Victoria (1837-1901) prägte eine Ära großer imperialer Expansion und wirtschaftlicher Prosperität Großbritanniens. In dieser Zeit wurden Neuseeland, Hongkong und große Teile Malaysias kolonisiert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Gebiete wie Rhodesien und Sansibar annektiert. Premierminister Benjamin Disraeli förderte aktiv den Imperialismus und stärkte die britische Position im Mittelmeer. 1876 wurde Königin Victoria zur Kaiserin von Indien proklamiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte das Empire eine Bevölkerung von etwa 528 Millionen Menschen, von denen nur rund 13% im Vereinigten Königreich lebten.
Das Französische Kolonialreich
- Zweitgrößtes Kolonialreich nach dem britischen.
- Die Expansion wurde maßgeblich vom Politiker Jules Ferry vorangetrieben.
- Der französische Imperialismus war stark politisch und kulturell motiviert („mission civilisatrice“).
- Konzentration der Expansion auf Afrika (Nord-, West-, Zentralafrika) und Asien (Indochina).
- Überwiegend direkte Verwaltung der Gebiete, teilweise auch Protektorate.
- Zentrale Verwaltung von Paris aus.
Jules Ferry
Französischer Politiker, Anwalt und Journalist aus wohlhabender Familie. Er war ein aktiver Befürworter des französischen Imperialismus und trieb als Premierminister die koloniale Expansion in Afrika und Ostasien (Französisch-Indochina) voran.
Leben in den Kolonien
Europäische Siedler
- Lebten meist in privilegierten Vierteln mit guter Infrastruktur und Dienstleistungen.
- Hatten politische Rechte und besetzten die wichtigen Positionen in Verwaltung und Militär.
- Profitierten wirtschaftlich von der Ausbeutung der Ressourcen und der einheimischen Arbeitskraft.
Einheimische Bevölkerung
- Besass in der Regel keine politischen Rechte und war den Anweisungen der Kolonialbehörden unterworfen.
- Lebte meist in Armut, oft in abgelegenen oder zugewiesenen Gebieten, mit niedrigen Löhnen für ihre Arbeit.
- Wurde häufig von ihrem angestammten Land vertrieben, um Platz für Siedler oder Plantagen zu schaffen, was die Armut verschärfte.
Folgen des Imperialismus
- Unterdrückung, Ausbeutung und oft gewaltsame Unterwerfung der einheimischen Bevölkerung (z.B. durch Zwangsarbeit, überhöhte Steuern, Militärdienst für die Kolonialmacht).
- Verbreitete Armut durch Verlust von Land, Zerstörung traditioneller Wirtschaftsformen und Ausbeutung von Ressourcen.
- Politische und soziale Marginalisierung der einheimischen Bevölkerung zugunsten der Interessen der Kolonialmacht und der europäischen Siedler.
- Willkürliche Grenzziehungen durch die Kolonialmächte, die oft ethnische Konflikte schürten oder verschärften.
- Langfristige wirtschaftliche Abhängigkeit der Kolonien von den Metropolen.