Der Imperialismus und die Ursachen des Ersten Weltkriegs

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Die Aufteilung Afrikas und der Kolonialismus

Die neue Welle kolonialer Expansion gewann ab 1882 an Schwung. Auf der Berliner Konferenz von 1884, die die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Ländern zum Ziel hatte, sicherten sich Großbritannien und Frankreich die besten Gebiete, während Deutschland und Belgien weiter zurücklagen. Die alten Kolonialmächte wie Spanien und Portugal konnten kaum ihre ehemaligen Reiche (z.B. Kuba) behalten. Belgien konzentrierte sich auf die Kolonisierung von Gebieten im Inneren Afrikas, während die Niederlande ihre Präsenz in Indonesien und auf den Inseln in Südostasien ausbauten. Neben den europäischen Kolonialmächten wie Russland und den USA gab es auch westlichen Einfluss in Asien, oft unter dem Motto „Tradition vs. Fortschritt“.

Ursachen des Imperialismus

Wirtschaftliche Motive

  • Suche nach neuen Märkten für Industrieprodukte.
  • Erschließung neuer Rohstoffquellen aufgrund der Erschöpfung heimischer Vorkommen.

Politische Motive

  • Präsenz wichtiger Seewege und strategischer Punkte.
  • Rivalität zwischen den Mächten selbst (z.B. Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich um Marokko).

Typologie der Kolonien

Nach Siedlungsform

  • Siedlungskolonien: Das Territorium wird besetzt und durch Kolonisten aus dem Mutterland besiedelt, die das Land übernehmen (z.B. Indien, Äquatorialguinea).
  • Protektorate: Ein Land erhält die Vormundschaft über ein anderes Gebiet, das theoretisch unabhängig bleibt (z.B. Marokko).
  • Offene Regime: Die politische Unabhängigkeit wird respektiert, außer in Bezug auf die Handelspolitik (z.B. China, wo verschiedene Länder ihre Häfen kontrollierten).

Nach geografischer Lage

  • Überseeische Kolonien: Weit von der Metropole entfernt, mit einer gewissen Autonomie und Präferenzabkommen.
  • Heimatnahe Kolonien: Liegen nahe der Metropole und werden in deren Territorium integriert (z.B. Russlands Expansion in die Mongolei, die Westexpansion der USA).

Nach Bevölkerungsdichte

  • Kolonien mit geringer indigener Bevölkerung: Leichter zu besiedeln und durch Merkmale der Metropole zu ersetzen.
  • Bevölkerungsreiche Kolonien: Mehr Widerstand; erfordert eine duale Umstrukturierung. Die einheimische Bevölkerung kann ihre Sitten beibehalten, während die Europäer ihre eigenen Regeln einführen (z.B. Indien). Beziehungen basieren oft auf ethnischer Zugehörigkeit.

Wirtschaftliche Auswirkungen des Imperialismus

Folgen für die Kolonien

  • Bevölkerung: Starke Bevölkerungszunahme durch die Ankunft von Siedlern und Geburtenwachstum aufgrund verbesserter Bedingungen, oft mit dem Ziel, Arbeitskräfte zu gewinnen und Lohnkosten zu senken.
  • Rückgang des indigenen Eigentums: Kolonisten übernahmen die produktivsten Ländereien und vertrieben die Einheimischen.
  • Veränderung der Konsumgewohnheiten: Die indigene Bevölkerung wurde zu Konsumenten europäischer Produkte, was oft mit einem Rückgang der lokalen Industrie einherging.
  • Rückgang der lokalen Industrie: Durch Wettbewerb oder deren vollständige Beseitigung.
  • Erhöhung der Steuerlast: Zur Deckung der Kosten für Verwaltung und Militär.

Folgen für die Mutterländer

  • Vorteile für Privatpersonen, aber oft ein öffentliches Defizit, da die Aufrechterhaltung der Kolonialherrschaft hohe Militärausgaben verursachte, die selten durch Einnahmen ausgeglichen wurden.

Der Erste Weltkrieg: Auslöser und Ursachen

Die primäre Ursache des Konflikts war der Imperialismus, der politische und wirtschaftliche Ursprünge hatte. Er bot Lösungen für die Überproduktion der Industrie. Der Imperialismus führte auch zu Protektionismus, der in europäischen Ländern zunahm und die Absatzmärkte für Produkte sicherte.

Akteure in diesem Prozess waren Großbritannien und Frankreich, die ihre Herrschaftsgebiete in Afrika und Asien ausweiteten, was zum Ausschluss aufstrebender Länder wie den USA und Deutschland führte. Großbritannien und Frankreich waren die führenden Kolonialmächte, während die USA einen großen Binnenmarkt mit reichlich Kapital und Rohstoffen besaßen. Deutschland spielte in der Kolonialzeit eine geringere Rolle, da es erst ab den 1860er Jahren als Nation entstand.

Militarismus und Wettrüsten

Ein weiterer Grund hatte mit Krieg und Militarismus zu tun, der sich in der Aufrüstung der Armeen und der Ausweitung des Wehrdienstes widerspiegelte. Dieser Militarismus war verbunden mit:

  • Der Vorstellung, dass eine starke Flotte für die Aufrechterhaltung der Überseepolitik notwendig sei.
  • Dem Interesse der Stahl- und Metallindustrie, durch Rüstungsproduktion Wachstum zu generieren.

Dies führte zu einem Wettrüsten, das in Deutschland begann und sich auf andere Länder wie Frankreich und Großbritannien ausweitete, um deren Vormachtstellung zu sichern.

Nationalismus als treibende Kraft

Auch der Nationalismus war eng mit dem Militarismus verbunden.

  • Nationalismus in Österreich-Ungarn: Die österreichisch-ungarische Monarchie verhinderte jegliche Emanzipationsbewegung in den von ihr dominierten Gebieten. Die Tschechen, Slowaken und Kroaten strebten nach Emanzipation.
  • Serbischer Nationalismus: Ein Problem war das Gebiet Serbiens, das versuchte, sich zu erweitern, um einen Zugang zum Meer zu erhalten.
  • Russischer Panslawismus: Der russische Nationalismus strebte nach Zusammenhalt, der durch den Panslawismus gefördert wurde.
  • Französischer Nationalismus: Basierte auf der Rückgewinnung der Gebiete Elsass-Lothringen, die Frankreich im Krieg verloren hatte.
  • Deutscher Nationalismus: Deutschland wiederum strebte die Einbeziehung deutschsprachiger Gebiete an, um ein großes Reich in Mitteleuropa zu bilden.
  • Rumänischer Nationalismus: Rumänien wollte seinerseits alle Gebiete annektieren, in denen Minderheiten rumänischer Herkunft lebten, insbesondere in Siebenbürgen.

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