Die Zweite Industrielle Revolution: Innovationen, Globalisierung und Wirtschaftswandel

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Die Zweite Industrielle Revolution: Einleitung und globale Auswirkungen

Übergang und neue internationale Situation

Die Zweite Industrielle Revolution markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Wirtschaftsgeschichte, der die internationale Situation grundlegend veränderte. Im Gegensatz zur Ersten Industriellen Revolution, die stark von Kohle und Dampf geprägt war, brachte die Zweite Industrielle Revolution eine Reihe neuer Entwicklungen mit sich:

  • Neue Energiequellen: Elektrizität (aus Wasserkraft und thermischen Quellen) und Erdöl.
  • Neue Energiewandler: Dynamos, Generatoren und Turbinen.
  • Neue Materialien: Stahl und Weicheisen, sowie Kunststoffe und Düngemittel.
  • Neue Industrien: Insbesondere die Petrochemie.

Diese Revolution erfasste nun auch andere Länder, insbesondere in der europäischen Peripherie. Das verbindende Merkmal dieser Länder war, dass sie späte Aufsteiger waren, jedoch bestanden große Unterschiede in ihren nationalen und regionalen Gegebenheiten.

Regionale Unterschiede in der Industrialisierung

Man kann zwei Hauptgruppen unterscheiden:

  1. Erste Gruppe: Unterstützerländer wie die Schweiz, Norditalien und Skandinavien. Diese Länder ersetzten Kohleenergie durch Elektrizität und machten Fortschritte, beispielsweise in der Stahlproduktion, wie Japan. In anderen Fällen gab es institutionelle Zwänge, die den Prozess verzögerten (z. B. bis 1968, bevor Japan seine Revolution vollziehen konnte).
  2. Zweite Gruppe: Länder im europäischen Mittelmeerraum und Osteuropa. Hier gab es strukturell größere Probleme bei der Transformation ihrer Wirtschaft.

Charakteristika der Zweiten Industriellen Revolution

Diese Industrielle Revolution war kein spontaner Prozess und hatte keine tiefen Wurzeln in der Vergangenheit; neue Technologien setzten sich nicht automatisch durch. In vielen Ländern stießen Innovationen auf zwei Arten von Widerstand:

  • Kapitalmangel: Fehlende Investitionen zur Erneuerung von Ausrüstung.
  • Verwurzelte Industrien: „Alte“ Branchen und Betriebe waren tief verwurzelt und stark an Unternehmen und Arbeitsplätze gebunden.

Der Übergang von Weicheisen zu Stahl, die Einführung von Hochöfen und Unteröfen sowie die Produktion von leichteren und billigeren Gütern waren entscheidend. Ab den 1880er Jahren des 19. Jahrhunderts war die Wissenschaft und Technologie fast vollständig in die Produktion integriert.

Neue Energiequellen: Strom und Öl

Elektrizität fand zahlreiche Anwendungen, sowohl zur Beleuchtung als auch als Transportmittel.

Vorteile der Elektrizität

Die Elektrizität bot erhebliche Vorteile:

  • Fernübertragung: Energie konnte über weite Strecken verlustfrei transportiert werden.
  • Flexibilität: Sie war flexibel nutzbar und konnte nur in der benötigten Menge eingesetzt werden.
  • Effizienz: Einfache und effiziente Umwandlung in andere Energieträger wie Licht oder Bewegung.
  • Kosten: Niedrigere Kosten im Vergleich zu bestehenden Energieträgern wie Kohle und Wasserkraft, insbesondere bei größeren Mengen.

All diese Vorteile hatten erhebliche Auswirkungen auf die Organisation der Produktion.

Die Entwicklung des Erdöls

Die Verbreitung von Erdöl als Energiequelle begann mit dem Ersten Weltkrieg (ab 1914), als der Verbrennungsmotor in Verbindung mit der Nutzung von Maschinen immer wichtiger wurde. Die Vorteile von Erdöl waren offensichtlich:

  • Temporäre Nutzung: Möglichkeit des zeitweiligen Gebrauchs.
  • Sauberkeit und Handhabung: Saubere und einfache Anwendung.

Die Entwicklung begann zunächst mit Brenngas (aufgrund von Transportschwierigkeiten und Gefahren), bevor die Ölproduktion mit dem Aufkommen von Raffinationsmethoden (Diesel oder Benzin) und verbesserten Vertriebstechniken anstieg. Erdöl setzte sich als Hauptbrennstoff durch.

Neue Materialien und Rohstoffe

Stahl: Ein revolutionärer Werkstoff

Stahl war ein revolutionärer Werkstoff, der Eisen in vielerlei Hinsicht übertraf: Er war härter, elastischer und formbarer. Er fand Anwendung im Brückenbau, bei Spielzeug, Stiften und vielem mehr. Seine Festigkeit und Belastbarkeit machten ihn schnell vorteilhaft für die Herstellung leichterer und präziserer Maschinen und Motoren. Letztendlich verdrängte Stahl das Weicheisen.

Innovationen der chemischen Industrie

Es entstanden verschiedene Stahllegierungen und Aluminium (ein Nichteisenmetall). Weitere Werkstoffe aus der chemischen Industrie, die eine bemerkenswerte Entwicklung durchmachten, führten zu neuen, stark nachgefragten Materialien und Vorprodukten wie:

  • Glas
  • Kunstfasern
  • Gummi (für Reifen)
  • Stickstoffhaltige Düngemittel (Kunstdünger)
  • Pharmazeutika
  • Farbstoffe und Bleichmittel

Die Industrie benötigte viele dieser Elemente, und es entstanden neue Branchen wie die Elektrometallurgie und Elektrochemie zur Herstellung von Aluminium, Ammoniak, Natronlauge und Kupfer. Diese hatten vielfältige und bemerkenswerte industrielle Anwendungen, die weit über die der Ersten Industriellen Revolution hinausgingen.

Neue Technologien und Stahlproduktion

Stahlherstellungsverfahren

Die Einführung von Kohleöfen und die Umwandlung von Eisen in Stahl wurden durch Verfahren wie das Bessemer-, Siemens-Martin- und Gilchrist-Thomas-Verfahren revolutioniert. Die ersten beiden Verfahren waren auf Eisenerz mit geringem Phosphorgehalt angewiesen (was billiger war und in großen Mengen verkauft wurde). Das Gilchrist-Thomas-Verfahren überwand diese Einschränkung und konnte alle Arten von Eisen verarbeiten. Die Bedeutung dieser Methode lag in der Erschließung neuer Minen in bestimmten Gebieten (z. B. Lothringen und das Ruhrgebiet). Die Folge war, dass die Stahlproduktion in ganz Europa ohne Einschränkungen expandierte.

Auswirkungen auf die Industrie

Stahl wurde zu einem wichtigen Material für die Automobilindustrie, den Eisenbahn- und Schiffbau, Landmaschinen und die Ölindustrie.

Die Rolle des Erdöls als Brennstoff

Erdöl wurde bereits seit 1853 zur Beleuchtung in Öllampen sowie zum Heizen und für andere häusliche Zwecke verwendet. Doch ab 1890 begann es, in Verbrennungsmotoren verbrannt zu werden, nachdem die petrochemische Industrie in der Lage war, Schweröl daraus zu destillieren.

Fazit: Das Automobil als Innovation

Die Kombination aus neuen Stählen, Edelstahl, Öl und vulkanisiertem Kautschuk führte zu einer bahnbrechenden Innovation: dem Automobil und einer neuen Industrie, der Automobilbranche. Die Theorie der Elektrizität war ebenfalls seit Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt. Ihre industrielle Nutzung hing von den geringeren Produktionskosten und der Möglichkeit der Fernübertragung ab.

Meilensteine der Elektrizitätsnutzung

  • 1867: Siemens patentierte den Dynamo.
  • 1867: Berges produzierte hydroelektrische Energie.
  • 1879: Edison erfand die erste Glühlampe.
  • 1881: Erste Fernübertragung.
  • 1900: Frühe Generatoren und Spannungswandler erleichterten die vielfältige Nutzung der neuen Technologien.

Die Systeme zur Energieerzeugung, -wandlung, -verteilung und die industriellen Anwendungen wurden kontinuierlich verbessert.

Fazit: Die Universalität der Elektrizität

Die Universalität dieser Energie veränderte die Lebensbedingungen grundlegend, indem sie sowohl Haushalte als auch Fabriken elektrifizierte.

Ergebnisse der Technologischen Veränderungen und neue Internationale Führung

Verschiebung der Wirtschaftsmacht

Die neuen Technologien der Industriellen Revolution führten zu erheblichen Veränderungen in der wirtschaftlichen Führung. Länder wie die USA und Deutschland profitierten durch höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung (sowohl in Unternehmen als auch durch Staaten). Auch Länder, die Mineralien und Energierohstoffe lieferten, die von den neuen Industrien benötigt wurden (z. B. nordische Länder und Italien), gewannen an Bedeutung. Neue Industrialisierungszentren entstanden in Gebieten, die zuvor im Prozess der wirtschaftlichen Modernisierung zurückgeblieben waren. Diese Gebiete konnten nun aufholen.

Die Industrialisierung führte zu einer Ausweitung der technischen Industrie und einem relativen Rückgang der britischen Wirtschaft, während Deutschland und die USA mit höheren Wachstumsraten, Produktion und Wettbewerbsfähigkeit aufstiegen, was tendenziell zu sinkenden Preisen führte.

Folgen des Wettbewerbs

Der zunehmende Wettbewerb hatte zwei Auswirkungen:

  1. Niedrige internationale Nachfrage: Industrielle Erzeugnisse konnten leichter von Ländern mit den entsprechenden Produktionskapazitäten hergestellt werden, z. B. Textilien.
  2. Zollschutz: Ab den 1880er Jahren gab es einen Anstieg des Zollschutzes für industrielle Aktivitäten, um die heimische Produktion zu fördern und den Wettbewerb zu reduzieren.

Die Ausweitung des Industrialisierungsprozesses veränderte nicht nur die internationalen Märkte, sondern auch die Binnenmärkte. Der technologische Wandel begünstigte die Industrie in Ländern mit geringeren industriellen Leistungen und auch in Ländern mit geringeren landwirtschaftlichen Vorteilen. Elektrizität einerseits und die Entwicklung neuer Pflanzensorten andererseits reduzierten die Nachteile dieser Volkswirtschaften.

Soziale und demografische Auswirkungen

Die Ausweitung der Industrie hatte auch eine Anziehungskraft auf die ländliche Bevölkerung, was zu einer Landflucht und Urbanisierung führte. Infolgedessen verbesserten sich die Städte, die Verstädterung nahm zu (städtische Dienstleistungen), und die soziale und berufliche Mobilität der Bevölkerung stieg (viele Menschen wechselten den Arbeitsplatz). Die wichtigsten demografischen Veränderungen ereigneten sich zuerst in der städtischen Bevölkerung.

Großbritanniens Anpassungsherausforderungen

Die stärkere Internationalisierung der Wirtschaft zwang die Länder zu Anpassungsprozessen. Für Großbritannien war es besonders wichtig, seine Erfolgsgeschichte auf seinen Märkten und in seiner internationalen Geschäftsstrategie angesichts des intensiveren Wettbewerbs, der Trusts und Kartelle zu bewältigen.

Internationale Handelsströme, Kapitalmigration und Imperialismus

Die Weltwirtschaftskrise (1873-1896)

Die Zeit der Großen Depression (1873-1896) war eine Wirtschaftskrise, die weitreichende soziale und politische Auswirkungen hatte. Sie führte zu einer Überproduktionskrise, die große Bevölkerungsbewegungen in andere Gebiete auslöste.

Wachstum des Internationalen Handels

Der internationale Handel wuchs ab Mitte des 19. Jahrhunderts erheblich. Dies war wichtig für die Revolution im Transportwesen, die den Aufstieg und die Integration des Handels förderte.

Faktoren des Handelswachstums

  • Produktion und Konsum: Die Marktgröße stieg, da immer mehr Güter produziert und konsumiert wurden, auch über geografische Grenzen hinweg.
  • Spezialisierung: Eine stärkere Spezialisierung der einzelnen Volkswirtschaften führte zu einer Interdependenz der industrialisierten Länder. Jedes Land spezialisierte sich auf eine bestimmte Produktion, musste aber andere Produkte importieren.
  • Erhöhte Weltproduktion: Die gestiegene landwirtschaftliche und industrielle Weltproduktion war sowohl Ursache als auch Wirkung des Handels, da die Nachfrage zunahm.

Der Imperialismus spielte in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Die Agrarkrise in Europa

Es kam zu einer großen Agrarkrise, die in Europa zu einer signifikanten Verlagerung der Landwirtschaft vom Norden in den Süden führte, wo die Landwirtschaft stagnierte. Die Gründe für diese Krise und die Produktionssteigerung waren:

Ursachen der Agrarkrise

  • Ausweitung der Anbauflächen: In Europa war dies schwierig, aber in den neuen Siedlungsgebieten (USA, Kanada) führte es zu einer erhöhten Produktion.
  • Verbesserte Anbaumethoden: Intensivierungsprozesse durch den Einsatz von Düngemitteln, neue landwirtschaftliche Praktiken und Maschineneinsatz führten zu besseren Erträgen.

Mit dem Bevölkerungswachstum entstand ein Überangebot, das zu einem Rückgang der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse führte.

Folgen für die Landwirtschaft

Die wichtigsten Folgen für die Landwirtschaft waren:

  • Bruch mit traditionellen Bewirtschaftungsformen: Alte Methoden verschwanden.
  • Verbreitung kapitalistischer Managementkriterien: Eine Spezialisierung nach den komparativen Vorteilen jedes Landes wurde erforderlich.
  • Anpassung der Marketingstrategien: Landwirte waren gezwungen, ihre Kosten durch verbesserte Anbaumethoden zu senken oder sich auf Güter zu spezialisieren, die mehr Gewinnmöglichkeiten boten.

Die modernsten europäischen Länder waren stark betroffen. Die Ankunft ausländischen Getreides führte zu einem Preisverfall von bis zu 50 % in Ländern wie Großbritannien, Belgien und Dänemark. In anderen europäischen Volkswirtschaften, in denen die Landwirtschaft die Haupttätigkeit war und die Anbaubedingungen ungünstiger waren, waren die Auswirkungen der Krise größer. Dies begünstigte die Einführung von Schutzzöllen in diesen Ländern.

Soziale Auswirkungen der Agrarkrise

Unmittelbare soziale Folgen waren eine Zunahme der landwirtschaftlichen Arbeitslosigkeit, die Vertreibung der aktiven Bevölkerung aus der Landwirtschaft und eine verstärkte Zuwanderung.

Kapitalflüsse und Finanzkapital (ab 1870)

Dies war die Epoche des Finanzkapitals, gekennzeichnet durch eine starke Verbindung zwischen Banken und Industrie. Neue Banken, die ab 1870 entstanden, waren „Universalbanken“ (Banken für alle).

Funktionen und Einfluss der Banken

Geschäftsbanken investierten weiterhin in Aktivitäten, die sowohl dem Handelsbanking als auch dem Einlagengeschäft dienten, und fungierten auch als Investmentbanken. Sie führten alle Arten von Funktionen aus: Sie verwalteten Einlagen, investierten aktiv in Produktionsprojekte und stellten Überschusskapital bereit. Sie übernahmen auch die regelmäßige Lohnzahlung für Unternehmen. Es kam zu einer Mischung aus langfristigen (L/P) und kurzfristigen (K/P) Krediten.

Banken gestalteten die Industriepolitik in Absprache mit den Arbeitgebern. Von Anfang an begannen Unternehmen, Bankmitarbeiter in ihren Vorständen aufzunehmen, und umgekehrt wurden Unternehmer Teil der Bankvorstände. Diese Entwicklung verbreitete sich schnell in ganz Europa. Außerhalb Europas entwickelten sich die Banken in den USA (mit der Gründung der Federal Reserve) und in Japan, die das amerikanische Bankensystem kopierten, das sehr dezentralisiert und an Unternehmen gebunden war.

Monetäres System und Währungsstandards

Die Modernisierung des monetären Systems war ebenfalls notwendig. Handelsbeziehungen erforderten Kredit- und Liquiditätsmethoden, die für die Expansion der Zahlungen ausreichten. Es war notwendig, dass Liquidität und Metallreserven unterstützt wurden, und ein internationales Währungssystem, das Währungsstandards festlegte, war erforderlich.

Das Bimetall-System

Dieses System basierte auf dem gleichzeitigen Einsatz von Gold und Silber. Befürworter argumentierten, dass die Abhängigkeit von einem einzigen Metall negative wirtschaftliche Folgen haben könnte. Das Bimetall-System führte jedoch zu einem instabilen monetären Betrieb.

Theoretisch zirkulierten in diesem System zwei Arten von Münzen mit unbegrenztem gesetzlichem Zahlungsmittel. Das Wertverhältnis wurde gesetzlich festgelegt und entsprach dem Metall-Nutzungsverhältnis auf dem Markt. Ein Merkmal war die Diskrepanz zwischen dem gesetzlichen und dem Marktverhältnis der beiden Metalle, was oft dazu führte, dass das Marktverhältnis vom gesetzlichen abwich und zu „Greshams Gesetz“ führte: „Schlechtes Geld (weniger geschätzt, überbewertete Währung im gesetzlichen Verhältnis) verdrängt gutes Geld (unterbewertete Währung im gesetzlichen Verhältnis).“

Eine Reihe von Ländern nutzte den Goldstandard. Die Niederlande, Frankreich, Belgien, die Schweiz und Italien bildeten die Lateinische Münzunion, um das Bimetall-System in Europa aufrechtzuerhalten, aber ihr Erfolg war begrenzt, da Silberminen entdeckt wurden und Silber an Wert verlor, wodurch sich allmählich der Goldstandard etablierte.

Der Goldstandard: Funktionsweise und Merkmale

Die Funktionsweise des Goldstandards:

  • Währungseinheit: Die Währungspolitik des Landes wurde durch ein bestimmtes Goldgewicht definiert, das ihren Wechselkurs oder ihr gesetzliches Verhältnis festlegte (z. B. 1 Pfund Sterling entsprach X Gramm Gold). Die Währung mit mehr Goldgewicht hatte einen höheren Wert.
  • Zentrale Bank: Die Zentralbank kaufte und verkaufte Gold zu diesem Preis.
  • Banknoten: Banknoten waren in Gold umtauschbar, entsprechend dem Goldgewicht jeder Währung.
  • Ausgabe: Die Ausgabe von Banknoten wurde durch die vorhandenen Goldreserven in den Zentralbanken gewährleistet.

Die Auswirkungen des Goldstandards auf die Zahlungsbilanz:

  • Defizit (-) in der Zahlungsbilanz: Importe übersteigen Exporte. Gold fließt ab, die Geldmenge sinkt, die Preise fallen, die Wettbewerbsfähigkeit steigt, Gold fließt aus dem Land ab. Die Zentralbanken erhöhen den Diskontsatz, was die Deflation akzentuiert.
  • Überschuss (+) in der Zahlungsbilanz: Exporte übersteigen Importe. Gold fließt ein, die Geldmenge steigt, die Preise steigen, die Wettbewerbsfähigkeit sinkt. Gold fließt ab, wo der Zinssatz hoch ist. Vor dem Aufkommen der Zentralbanken führte ein Rückgang des Zinssatzes zu einer akzentuierten Inflation.

Das System funktionierte bis 1914. Die Spielregeln des Goldstandards erforderten einen automatischen Ausgleich der Zahlungsbilanz. Bei einem Defizit (mehr Importe als Exporte) floss Gold ab, die Geldmenge sank, und die Währung wurde teurer. Bei einem Überschuss (mehr Exporte als Importe) floss Gold ein, und die Währung wurde billiger. Funktionierte dies in der internationalen Wirtschaft wirklich gut? Nein, denn die Zentralbanken ignorierten oft die Regeln und opferten die innere Stabilität. Überschussländer gaben Gold nur ungern ab.

Leistungsmerkmale des Goldstandards:

  • Er führte zu signifikanten Veränderungen der Geldmenge und einer neuen Zusammensetzung.
  • Es gab eine doppelte Befreiung: von Gold- und Silberbanknoten und später vom Fiat-Geld (Schecks, Überweisungen, Bankkonten).
  • Gold spielte kaum noch eine Rolle als Liquiditätsreserve.
  • Die Finanzkraft und Währung Londons (Pfund Sterling) fungierten als Reservewährung anstelle von Gold, da Gold immer an denselben Orten verblieb.

Diese Phase fiel mit einer Periode des Wachstums und der Öffnung zusammen, die es den Ländern ermöglichte, ihre Volkswirtschaften ohne die Notwendigkeit deflationärer Lösungen auszugleichen.

Migration im 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Migrationsbewegungen, insbesondere interkontinentaler Bewegungen. Kapitalismus und Globalisierung waren die treibenden Kräfte dieser Bewegungen. Europa war der Ausgangspunkt, zunächst aus Nordwesteuropa, dann aus Südosteuropa.

Diese Europäer wanderten nach Amerika aus, insbesondere in die USA, da es ein Land mit großen Landflächen, Ackerland und der Möglichkeit eines Neuanfangs war. Dies war eine wichtige Bewegung. Im späten 19. Jahrhundert gab es auch eine Migration von Asien nach Amerika (billige Arbeitskräfte im Vergleich zu Europa).

Ursachen der Migration: Push- und Pull-Faktoren

Push-Faktoren (Abstoßungsfaktoren):

  • Krise der traditionellen europäischen Landwirtschaft: Beginnend in Südeuropa, einschließlich Osteuropa, war diese Depression ein wichtiger Grund für die Menschen, umzuziehen.
  • Arbeitskräfteüberschuss: Sowohl im Norden als auch im Süden Europas.
  • Demografisches Wachstum: Reduzierte Sterblichkeit und erhöhte Geburtenraten führten zu einem hohen vegetativen Wachstum.
  • Migrationsfördernde Politik: Regierungen erleichterten die Auswanderung.

Pull-Faktoren (Anziehungsfaktoren):

  • Land in Amerika: Die große Menge an Land.
  • Arbeitskräftemangel: In den neuen Siedlungsländern.
  • Höhere Löhne: Im Vergleich zu Europa.
  • Günstigere Transportkosten: Erhöhte Beförderung von Passagieren aufgrund sinkender Passagepreise.
  • Migrationsfördernde Politik: Eine Politik, die die Migration förderte.
  • Kettenmigration: Eigene Familien der Einwanderung führten zu einer Kettenmigration.

Folgen der Migration

  • In Europa: Die Migration reduzierte den Lohnrückgang, der sonst nicht aufzuhalten gewesen wäre, und die Landflucht begann.
  • In den USA: Die Löhne wurden moderiert (um mehr Menschen anzuziehen), und es kam zu einer wirtschaftlichen Entwicklung.

Fazit: In Amerika führte die Migration zu einer Konvergenz der Löhne zwischen Europa und Nordamerika. Im frühen 20. Jahrhundert begannen die USA, diese Bewegungen (Einreise) zu kontrollieren, während sie ursprünglich frei waren.

Imperialismus und Kolonialismus (1880-1914)

In etwas mehr als 30 Jahren (1880-1914) eigneten sich einige der Industrieländer fast ganz Afrika, Ozeanien und weite Teile Asiens an. Die militärische, administrative und wirtschaftliche Kontrolle nicht-europäischer Gebiete durch die Großmächte wird als Imperialismus (oft synonym mit Kolonialismus verwendet) bezeichnet und wurde hauptsächlich von Europäern ausgeübt. Diese Kontrolle erfolgte in der Regel auf zwei Arten: direkte und indirekte Kontrolle.

  • Direkte Kontrolle: Das Gebiet wurde Teil des Reiches als Kolonie. Die Metropole konnte ihre eigenen Gesetze in der Kolonie anwenden und die Ressourcen nutzen (kein eigener Herrscher).
  • Indirekte Kontrolle: Dies war üblicher und umfasste keine militärische Besetzung oder administrative Kontrolle (kein eigener Herrscher). An diesen Orten waren Kaufleute in verschiedenen Unternehmen tätig.

Dieser Imperialismus war eng mit dem wirtschaftlichen Aufschwung einiger europäischer Länder verbunden. Dieser Kolonialismus wurde von Großbritannien, Frankreich und dann Deutschland, Belgien, Italien und Spanien betrieben, um sich in Asien, Afrika und Ozeanien auszubreiten, neue Rohstoffe und Lebensmittel zu erhalten und Handel zu treiben sowie zu investieren.

Die imperialistische Expansion verlief bis in die 1880er Jahre des 19. Jahrhunderts langsam. Danach beschleunigte sie sich mit den folgenden Auseinandersetzungen zwischen den Kolonialmächten, da jeder seine Gebiete erweitern wollte. Es gab Vereinbarungen wie die Berliner Konferenz (1885), auf der die „Aufteilung Afrikas“ stattfand und Kriterien für eine friedliche Besiedlung festgelegt wurden.

Die großen Kolonialreiche

  • Britisches Reich (Großbritannien): Das größte dieser Reiche, basierend auf einer starken Armee und einer sehr wichtigen Marine. Es hatte auch einen großen wirtschaftlichen Einfluss auf unabhängige Gebiete wie Lateinamerika oder China. Die Gebiete des Reiches waren in zwei Kategorien unterteilt:
    • Dominions: (Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika)
    • Kolonien: Die direkt zur Gewinnung von Produkten dienten.
  • Französisches Reich (Frankreich): Mit Ausnahme von Indochina und einigen Inseln im Pazifik und in der Karibik befand sich das gesamte Reich in Nord-, West- und Äquatorialafrika.

Ursachen des Kolonialismus

Die Ursachen des Kolonialismus oder Imperialismus waren sowohl wirtschaftlicher als auch politisch-geostrategischer Natur.

Wirtschaftliche Faktoren:

  • Europäische Länder wollten einen Teil ihrer industriellen Produktion verkaufen.
  • Sie benötigten Rohstoffe und investierten in Infrastruktur und andere Aktivitäten in den Kolonien.
  • Die Metropolen platzierten einen Teil ihrer industriellen Produktion in den Kolonien, insbesondere in schwierigen Zeiten.
  • Aus den Kolonien wurden hauptsächlich Rohstoffe und Lebensmittel bezogen, die in Europa nicht existierten (Kupfer, Zinn, Kautschuk, Gummi).

Politische Faktoren (geostrategisch):

  • Mitte des 19. Jahrhunderts basierten die geostrategischen Beziehungen zwischen den Großmächten auf einem instabilen Kräftegleichgewicht, das die Kontrolle von Territorien auf allen Kontinenten erforderte.
  • Manchmal versuchte man, das Eindringen einer anderen Macht in ein Gebiet zu verhindern.
  • In anderen Fällen erfolgte die Annexion, um einen Vorteil gegenüber einem Konkurrenten auszugleichen.
  • Die herrschenden Eliten sahen im Imperialismus einen Weg, die Zustimmung des Volkes zu gewinnen und ein nationales Ziel zu definieren.

Die Entstehung großer moderner Unternehmen und Massenproduktion

Vom Partnerschaftsmodell zur Großunternehmung

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die vorherrschende Organisationsform des Unternehmens die (begrenzte) Partnerschaft. Diese wurde von einer reduzierten Anzahl von Partnern gebildet, die oft durch familiäre Bindungen miteinander verbunden waren, und es gab keine Trennung zwischen Eigentum und Management. Diese Unternehmen finanzierten sich selbst und nahmen nur kurzfristige Kredite von Handelsbanken auf.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Transportkosten sanken (Eisenbahnen, Dampfschiffe) und die Kommunikation (Telegraf und Telefon) schneller wurde, konnte die Technologie die Kosten für feste Anlagen senken. In dieser Zeit wurde die Gründung von Großunternehmen (hinsichtlich des Kapitals) geplant. Die Möglichkeit des Konkurses eines Unternehmens und die beschränkte Haftung im Falle großer Kapitalanlagen und Unterkünfte wurden ermöglicht.

Entwicklung in den USA: Chandler, Taylorismus und Fordismus

Zwei Länder entwickelten in dieser Zeit große Unternehmen: die USA und Deutschland. In den USA fand die Entwicklung großer Unternehmen zwischen 1860 und 1914 statt. Sie entwickelten die von Alfred Chandler (Wirtschaftshistoriker) beschriebenen Merkmale, was bedeutet, dass Unternehmen gegründet wurden, um nicht nur Größenvorteile, sondern auch Diversifikation und Geschwindigkeitsvorteile zu nutzen. Um dies zu erreichen, war es notwendig, die wissenschaftliche Arbeitsorganisation in der Produktion zu implementieren, um Zeitverluste in den verschiedenen Phasen zu vermeiden. Dieses Verfahren wurde von Frederick Winslow Taylor entwickelt.

Taylorismus: Wissenschaftliche Arbeitsorganisation

Der Taylorismus umfasste die Entwicklung von Produktionsmethoden, die auf Mechanisierung abzielten und das Arbeitseinkommen durch ihre Organisation steigerten, um Kosteneinsparungen zu erzielen, die nicht nur für den Arbeitgeber, sondern auch für den Arbeiter vorteilhaft waren.

Fordismus: Fließband und Massenproduktion

Der Fordismus, entwickelt von Henry Ford, führte das rotierende Fließband ein. Das Fließband eliminierte Wege- und Ausfallzeiten in den Werken. So begann die Massenproduktion, die Standardisierung der Fertigung und die Anwendung auf kapitalintensive Industrien mit großen Anlagen und Skaleneffekten. Dies reduzierte die Stückkosten der Produktion drastisch. Große Unternehmen steigerten die Arbeitsproduktivität, produzierten mehr in kürzerer Zeit und senkten die Stückkosten, während kleine Unternehmen nicht in der Lage waren, die Produktion zu standardisieren.

Unternehmensintegration: Horizontal und Vertikal

Große Unternehmen wuchsen durch Integrationsprozesse auf zwei Arten:

  • Horizontal: Zusammenschluss ähnlicher Unternehmen im selben Sektor.
  • Vertikal: Erwerb von Unternehmen in vor- und nachgelagerten Produktionsprozessen, um stets über genügend Rohstoffe und Zwischenprodukte zu verfügen und keine Hindernisse beim Verkauf ihrer Produkte auf den Märkten zu finden.

Entwicklung in Deutschland

In Deutschland entwickelten sich ebenfalls große Unternehmen mit einem hohen Grad an vertikaler Integration (z. B. Thyssen, Stinnes, Krupp), die Minen, Hochöfen, Fabriken, Maschinenbau und Schiffbau kontrollierten. Diese Unternehmen erzielten Skaleneffekte und verfügten über hoch entwickelte technologische Fortschritte. Die horizontale Integration war ebenfalls wichtig, so dass einige Sektoren zu wahren Oligopolen wurden, wie im Falle von Siemens und AEG.

Deutschland entwickelte ein effizientes System öffentlicher Hochschulen und Fachhochschulen, das eine bemerkenswerte Anzahl hochqualifizierter Ingenieure hervorbrachte, die einen bedeutenden Status genossen. Deutschland war auch die erste europäische Nation, die ein staatlich finanziertes Sozialsystem für alle Arbeitnehmer einführte, das bereits in den 1880er Jahren in Betrieb war und Risiken wie Arbeitsunfälle, Invalidität und Alter abdeckte.

Fazit: Trennung von Eigentum und Management

In den großen Unternehmen wurde der Eigentümer nicht mehr zum Direktor; es entstand eine Trennung von Eigentum und Kontrolle. Der Generaldirektor wurde vom Vorstand ernannt, um alle Entscheidungen zu treffen, die das reibungslose Funktionieren des Unternehmens und den Gewinn für die Aktionäre gewährleisten. In ganz Europa stieß die Verbreitung des Großunternehmens auf ernsthafte Hindernisse, so dass die amerikanische Besonderheit und die Produktivitätslücke stark zunahmen. Der eigentliche Übergang zu den großen Unternehmen erfolgte in Europa erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

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