Industrielle Revolution: Proletariat, Bourgeoisie & Sozialismus

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Das Proletariat: Eigentums- und mittellos

Das Proletariat, die soziale Gruppe der armen Arbeitnehmer, besaß keinerlei Eigentum und konnte die Bedürfnisse einer Familie nicht mit einem einzigen Lohn decken.

Die Industriestädte des 19. Jahrhunderts

Die Aufgaben und Tätigkeiten nahmen schnell zu, was manchmal schwierig war. Es entstand ein diversifizierter Markt mit steigender Nachfrage. Dies zeigte sich in den Fabriken und Arbeitervierteln, die von Überfüllung geprägt waren. Bürgertum und Adel lebten in getrennten Bereichen. Die größten Städte wuchsen im späten 19. Jahrhundert durch geplante Erweiterungen.

Soziale Probleme der industriellen Revolution

Der Arbeiter besaß seine Arbeit nicht mehr. Seine Tätigkeit war monoton und repetitiv und fand unter erbärmlichen Hygiene- und Sicherheitsbedingungen statt. Weitere Probleme waren:

  • Niedrige Löhne
  • Anstrengende Arbeitszeiten (bis zu 16 Stunden)
  • Fehlende soziale Absicherung bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit
  • Überfüllte Wohnungen in Vierteln ohne Infrastruktur
  • Der vermehrte Einsatz von Frauen und Kindern
  • Berufskrankheiten und Arbeitsplatzunsicherheit

Erste Schutzmaßnahmen: Sir Robert Peel

Sir Robert Peel setzte sich 1802 im House of Commons für den Erlass von Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Frauen ein.

Arbeiter und Bauern als Proletariat

Man muss zwischen Landwirtschaft (Bauern) und Industrie (Arbeitern) unterscheiden. Beide Gruppen bildeten das Proletariat und lebten in prekären Verhältnissen. Die Feldarbeiter produzierten die Nahrungsgrundlagen, während das industrielle Proletariat den Reichtum erwirtschaftete.

Aufstieg der Bourgeoisie zur herrschenden Klasse

Die Bourgeoisie besaß unabhängiges Eigentum. Alle Bürger waren vor dem Gesetz gleich. Durch die Industrialisierung und die massive Kapitalansammlung wurde die Gesellschaft offener und dynamischer. Es entstand die moderne bürgerliche Klassengesellschaft, deren Ära zwischen 1815 und 1914 lag. Die neue Gesellschaft vermischte sich nicht mit dem Hochadel, aber der niedere Adel verschwand als solcher. Die Bourgeoisie neigte dazu, wie Aristokraten zu leben und deren Geschmack und Vorlieben zu imitieren. Die Privilegien des Adels wurden langsam abgeschafft. Das Übergewicht des mobilen Vermögens gegenüber dem Grundbesitz ermöglichte eine schnellere und stärkere wirtschaftliche Bereicherung. Im 19. Jahrhundert trat der Adel in den Hintergrund oder verschmolz durch Ehen und wirtschaftliche Verbindungen mit der Bourgeoisie. Die Bourgeoisie erlangte im Laufe des 19. Jahrhunderts die wirtschaftliche und politische Macht und wurde zur herrschenden Klasse der kapitalistischen Gesellschaft.

Entstehung des städtischen Proletariats

Seit der industriellen Revolution zogen zahlreiche Menschen vom Land in die Städte, um Arbeit in den Fabriken zu suchen. Dies führte zu Wohnungsnot, überfüllten Stadtvierteln, Infrastrukturproblemen, Versorgungsschwierigkeiten und psychischen Problemen.

Ursachen für das städtische Bevölkerungswachstum

Die Ursachen waren der Geburtenüberschuss, die Migration von Bauern vom Land und die Einwanderung von Ausländern, wie zum Beispiel die italienische und irische Einwanderung nach New York.

Die Arbeiterbewegung und die Soziale Frage

Die Gesellschaft polarisierte sich durch die kapitalistische Bourgeoisie in Arm und Reich. Dies trug zur Bildung des Proletariats und zur Entstehung des sozialistischen Gedankenguts bei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden politische Parteien und Gewerkschaften, die gemeinsam eine Bewegung entwickelten. Dies führte zur sogenannten „Sozialen Frage“ und der Suche nach Lösungen.

Lösungsansätze: Sozialistische Theorien

Utopischer Sozialismus

Diese idealistische Strömung entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie schlug Lösungsformeln für das Arbeiterproblem vor, deren Prinzipien jedoch in der Praxis sehr schwer umzusetzen waren. Daher wurde sie als „utopisch“ bezeichnet, nach dem berühmten Werk „Utopia“ von Thomas Morus aus dem 16. Jahrhundert, das eine perfekte Gesellschaft beschrieb.

Wissenschaftlicher Sozialismus (Marxismus)

Gegründet in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Karl Marx und Friedrich Engels. Beide legten die Grundlagen für eine neue Lehre, die heute als Marxismus bekannt ist. Laut Marx sind historische und gesellschaftliche Ereignisse entscheidend. Alle kulturellen Werte, Gesellschaftsformen und religiösen Ausdrucksformen hängen von der Produktionsweise ab. Für Marx ist die Geschichte der Gesellschaft die Geschichte des Klassenkampfes. In seiner Epoche waren die beiden antagonistischen Klassen die Bourgeoisie (Eigentümer der Fabriken, Banken und Unternehmen) und das Proletariat. Das vorherrschende Wirtschaftssystem hatte nur dazu gedient, den Reichtum der Bourgeoisie zu vermehren und die Armut der Arbeiter zu verschärfen. Die Lösung bestehe darin, dass sich die Arbeiter ihrer Lage bewusst werden und sich zusammenschließen, um die Bourgeoisie zu stürzen. Dadurch würde das Proletariat die „Diktatur des Proletariats“ errichten – eine Periode, in der die Arbeiter die politische Macht übernehmen und die Produktionsmittel verstaatlichen. Produziert würde dann nicht mehr für den Profit, sondern zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen. Nach dieser Übergangszeit entstünde eine kommunistische Gesellschaft: eine Gesellschaft ohne Klassen und ohne Staat, in der es keine Form der Ausbeutung mehr gäbe.

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