Die Industriellen Revolutionen und ihre Folgen

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Faktoren der Ersten Industriellen Revolution

Drei Hauptveränderungen

Die Industrielle Revolution wurde durch drei Hauptveränderungen ausgelöst: Bevölkerungswachstum, Expansion der Landwirtschaft und eine Verschiebung des wirtschaftlichen Denkens.

Bevölkerungswachstum und Landwirtschaft

Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts blieb die Geburtenrate hoch, während die Sterblichkeit rückläufig war. Infolgedessen wuchs die Bevölkerung sehr schnell. Im primären Sektor wurden verbesserte Verfahren eingeführt und die Landwirtschaft reformiert. Die landwirtschaftlichen Strukturen änderten sich: Das Land ging in Privatbesitz über. Im Laufe der Zeit bildeten die Landwirte Kapital, das sie teilweise in andere Unternehmen investierten. Zudem wurde die Landflucht eingedämmt.

Wirtschaftlicher Liberalismus

Die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen vollzogen sich dank des wirtschaftlichen Liberalismus, der private Initiativen befürwortete.

Die Erste Industrielle Revolution (1780–1860)

Die Industrialisierung begann in England und verbreitete sich dann in ganz Europa. Sie konzentrierte sich auf zwei Sektoren: die Textilindustrie und die Siderurgie (Eisen- und Stahlindustrie).

Von der Werkstatt zur Fabrik

Alle Städte hatten Werkstätten, die im späten 18. Jahrhundert durch Fabriken ersetzt wurden. Handwerker verrichteten ihre Arbeit manuell und kontrollierten ihren Rhythmus selbst. In den Fabriken wurden Maschinen eingesetzt, wobei die ältesten mit Dampf betrieben wurden.

Folgen der Mechanisierung

Das Aufkommen der Maschinen hatte zwei Hauptfolgen:

  1. Industrielle Aktivitäten konzentrierten sich an bestimmten Orten.
  2. Die Arbeitsorganisation änderte sich: Es gab feste Arbeitszeiten, und das Arbeitstempo wurde von der Maschine vorgegeben.

Die Arbeitsteilung erhöhte die Produktivität und senkte die Produktpreise.

Warum England?

Die Industrialisierung begann in England, weil das Land über ausreichende Arbeitskräfte, einen großen Markt für seine Produkte sowie reiche Vorkommen an Eisen und Kohle verfügte. Die Länder, die Großbritannien am nächsten lagen, industrialisierten sich als Nächstes. Britische, kostengünstige Textilien überschwemmten die Weltmärkte. Auch die Stahlindustrie erlebte eine wichtige Entwicklung.

Revolution im Transportwesen

Schifffahrt und Dampfkraft

Die ersten Innovationen im Verkehrswesen betrafen die Schifffahrt: Der Amerikaner Fulton betrieb die erste kommerzielle Linie mit dampfmaschinenbetriebenen Booten. Zur Erleichterung der Schifffahrt wurde der Suezkanal eröffnet.

Die Eisenbahn

Der Landtransport war zuvor langsam und unsicher. Die Eisenbahn entstand durch die Kombination von Dampfkraft und Eisen. Die neuen Verkehrsmittel wurden sicherer, schneller und hatten eine größere Ladekapazität, was starke wirtschaftliche und soziale Auswirkungen hatte. Es kam zu einem starken Wachstum des Handels und der globalen Wirtschaft. Neue, spezialisierte Transportmittel veränderten auch das tägliche Leben, verbesserten die Ernährung und erleichterten die Auswanderung.

Die Zweite Industrielle Revolution (ab 1870)

Ab 1870 kam es zu weiteren tiefgreifenden Veränderungen in der globalen Wirtschaft, bekannt als die Zweite Industrielle Revolution. Neue Industrien entwickelten sich, neue Wirtschaftsmächte traten auf, Großunternehmen entstanden und die Produktionsweise änderte sich grundlegend.

Neue Energien und Industrien

Kohle wurde ersetzt: Elektrizität wurde zur führenden Energiequelle. Die chemische Industrie nutzte verschiedene Rohstoffe zur Herstellung neuer Produkte wie Medikamente, synthetische Stoffe, Dynamit und Zelluloid.

Verkehr und Kapital

Auch im Verkehrswesen gab es folgenschwere Veränderungen. Öl wurde in den neuen Transportmitteln eingesetzt: dem Flugzeug und dem Automobil. Die moderne Industrie entwickelte sich vor allem in den USA und Deutschland.

Die Produktionsstätten wurden immer größer, und Familienunternehmen gerieten in Schwierigkeiten. Um das benötigte Kapital zu beschaffen, wurden Unternehmen gegründet, deren Kapital in Anteile oder Aktien aufgeteilt wurde. Die Aktionäre wurden zu Teilhabern. Die Aktien wurden an der Börse gekauft und verkauft. Die Banken spielten eine sehr wichtige Rolle, indem sie Kredite vergaben und als Vermittler zwischen Privatpersonen und Unternehmen fungierten.

Neue Arbeitsorganisation

Neue Arbeitssysteme wurden eingeführt:

  • Taylorismus: Der Ingenieur Taylor teilte die Arbeit in kleinere Aufgaben auf. Jeder Arbeiter spezialisierte sich auf eine bestimmte Aufgabe und erhielt ein Gehalt entsprechend seiner Leistung.
  • Fordismus: Der Unternehmer Henry Ford führte die Serienproduktion ein. Die Produkte wanderten über ein Fließband von einer Arbeitsstation zur nächsten.

Unternehmenskonzentration

Es gab einen Prozess der Unternehmenskonzentration mit verschiedenen Formen:

  • Kartell: Zusammenschluss von Unternehmen derselben Branche.
  • Trust: Eine freiwillige Gruppe verschiedener Unternehmen, die alle Phasen der Produktion abdeckt.
  • Holdinggesellschaft: Ein Unternehmen, das andere Unternehmen kontrolliert.

Auswirkungen auf Bevölkerung und Städte

Die Industrielle Revolution war auch ein Prozess des sozialen Wandels.

Bevölkerungswachstum und Urbanisierung

Die Ursachen des Bevölkerungswachstums waren der starke Rückgang der Sterblichkeit, zurückzuführen auf medizinischen Fortschritt sowie kontinuierliche Verbesserungen in Hygiene und Ernährung. Eine weitere Ursache war die steigende Fruchtbarkeit.

Die Industrialisierung beschleunigte die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Konzentration der Produktion in den Städten. Viele Städte wuchsen rund um die Fabriken und Geschäfte.

Migration und Auswanderung

Die Migration der Landbevölkerung in die Städte (Landflucht) war schnell und ungeplant. Die Städte waren oft nicht ausreichend auf den Zustrom aller Landwirte vorbereitet.

Die neuen Verkehrsmittel erleichterten auch die Migration über weite Strecken. Diese transozeanischen Migrationen traten in Wellen auf. Die meisten Emigranten gingen hauptsächlich nach Amerika, Neuseeland und Australien.

Die Entstehung der Klassengesellschaft

Die Industriegesellschaft teilte sich in Klassen, die sich durch ihre wirtschaftliche Position unterschieden. Die Bourgeoisie (das Bürgertum) wurde zur herrschenden Klasse.

Die Oberschicht

Die Bevölkerung wurde nach ihrem Besitz in soziale Klassen unterteilt: Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht.

Die europäische Aristokratie verlor einen Teil ihrer sozialen Bedeutung, als feudale Rechte der Bauern abgeschafft wurden, Land besteuert wurde und sie gezwungen war, Ländereien an die Bourgeoisie zu verkaufen. Die Bourgeoisie wurde zur mächtigsten Schicht der neuen Industriegesellschaft. Sie lebte in den neuen Erweiterungsvierteln der Städte.

Mittelschicht und Unterschicht

Die Mittelschicht (Kleinbürgertum)

Die Mittelschicht oder das Kleinbürgertum hatte einen höheren wirtschaftlichen Status und ein höheres Bildungsniveau als die Unterschicht, stand aber unterhalb des Adels. Sie sparten ihr Vermögen an, investierten in die Bildung ihrer Kinder und neigten zu eher moderaten politischen Ansichten.

Die Unterschicht (Arbeiter)

Die Arbeiter arbeiteten in den Fabriken für Löhne. Dennoch lebte der Großteil der Bevölkerung in Europa weiterhin auf dem Land.

Die Entstehung der Arbeiterbewegung

Die Arbeiterbewegung war eine Reihe gemeinsamer Initiativen von Arbeitnehmern zur Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen.

Gewerkschaften und Streiks

Das Koalitionsgesetz von 1824 erlaubte die Entstehung von Gewerkschaften. Das wichtigste Druckmittel der Arbeiter war der Streik, mit dem sie bessere Arbeitsbedingungen und das allgemeine Wahlrecht forderten.

Ideologien der Arbeiterbewegung

Aus der Arbeiterbewegung entstanden der Marxismus und der Anarchismus.

  • Marxismus: Die wichtigste sozialistische Theorie, entwickelt von Karl Marx. Er behauptete, dass in Industriegesellschaften ein Klassenkampf zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat herrsche. Ziel sei die Schaffung einer kommunistischen Gesellschaft ohne soziale Klassen.
  • Anarchismus: Anarchisten waren gegen den Staat und strebten danach, ihn durch eine Vereinigung freier Individuen zu ersetzen. Sie lehnten Politik, politische Parteien und die Teilnahme an Wahlen ab. Wichtige Vertreter waren Proudhon und Bakunin.

Internationale und Arbeitsrecht

1864 wurde die Erste Internationale Arbeiterassoziation (IAA) gegründet. Symbole der Identität der Arbeiterbewegung waren die Maifeier und die Internationale (Hymne). Regierungen erließen Arbeitsgesetze, um den Missbrauch durch Arbeitgeber einzudämmen.

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