Die Institución Libre de Enseñanza: Geschichte und Pädagogik
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Die Institución Libre de Enseñanza (ILE) und ihr Einfluss auf die spanische Bildung
Gründung und ideologische Grundlagen
Die Institución Libre de Enseñanza (ILE) wurde 1876 von Professoren der Universidad Central de Madrid gegründet, darunter Francisco Giner de los Ríos, Gumersindo de Azcárate, Teodoro Sainz Rueda und Nicolás Salmerón. Sie setzten sich für akademische Freiheit ein und lehnten es ab, ihren Unterricht an offizielle Dogmen in Religion, Politik oder Moral anzupassen. Giner de los Ríos war eine herausragende Persönlichkeit.
Die ILE war ein Projekt der moralischen Erneuerung, das während ihrer 60-jährigen Geschichte unverändert blieb: Sie versuchte, einen "neuen Menschen" zu schaffen, der fähig war, die moralische Situation des Landes zu überwinden und ein neues Modell zur individuellen und kollektiven Verbesserung zu schaffen, rationaler, ethischer und menschlicher.
Pädagogische Prinzipien und Reformen
Die ILE zeichnete sich durch folgende Prinzipien aus:
- Die erste kostenlose Unterrichtsstunde
- Verpflichtung der Schule zur Gleichstellung der Geschlechter in der Bildung
- Abschaffung offizieller Lehrbücher
Diese frühen institutionalistischen Prinzipien wurden später in die Bildungsreform von 1931 übernommen.
Da die ILE im Gegensatz zu offiziellen Dogmen stand, musste sie ihre pädagogische Arbeit außerhalb des Staates entwickeln. Sie begann als private Bildungseinrichtung mit säkularen Universitätskursen und weitete sich später auf die Primar- und Sekundarstufe aus.
Manuel Bartolomé Cossío und die "Bildungsmissionen"
Ab 1881 wurden an der ILE Lehrer ausgebildet, und es wurde festgelegt, dass Manuel Bartolomé Cossío, der Giner nachfolgen würde, die Leitung der Einrichtung übernehmen sollte.
Angesichts einer Analphabetenrate von 44% in Spanien war es notwendig, die Bildungsdefizite der Bevölkerung zu beseitigen. Daher wurden die sogenannten "Bildungsmissionen" ins Leben gerufen, die für die Verbreitung der allgemeinen Kultur, die moderne Bildungsberatung und die Bildung in Spanien, vor allem in ländlichen Gebieten, verantwortlich waren. Die Missionen boten Bibliotheksdienste, städtische Museen, Kino, Chor und Theater mit Musik und Marionetten an.
Der Bürgerkrieg im Jahr 1936 und das anschließende Verbot der Institution sowie die Beschlagnahmung ihres Eigentums bedeuteten eine lange Unterbrechung ihrer Aktivitäten in Spanien. Das Projekt wurde jedoch in verschiedenen Ländern durch die Arbeit der im Exil lebenden Institucionistas fortgesetzt.
Einflüsse und philosophische Strömungen
Francisco Giner de los Ríos und die ILE waren von verschiedenen philosophischen Strömungen beeinflusst:
- Krausismus: Verteidigung der akademischen Toleranz und Freiheit im Gegensatz zum Dogmatismus. Julián Sanz del Río war der wichtigste Vertreter des Krausismus in Spanien.
- Deutsche Philosophie: Hegels Gefühl der Einheit von Wesen und Existenz; Schellings Synthese von Natur und Geist.
- Kant'scher Idealismus: Menschliches Wissen kann sich nur auf Erscheinungen beziehen, nicht auf die Dinge an sich.
- Wundts wissenschaftliche Psychologie: Giner übernahm die psychologische Analyse.
- Rousseau: Kinder sollten die Freiheit haben, ihre Energien und Talente zu entwickeln.
- Pestalozzi: Anpassung der Lehrmethode an die natürliche Entwicklung des Kindes.
- Fröbel: Gründer des Kindergartens und Befürworter der Motivation und des Interesses der Schüler.
Ganzheitliche Bildung und die Bedeutung der akademischen Freiheit
Die ILE bildete nicht nur die Intelligenz, sondern auch den Charakter, die künstlerische Sensibilität und stärkte den Körper. Giner betonte, dass das Schulsystem nicht nur die Intelligenz, sondern den ganzen Menschen erziehen sollte. Sein Hauptanliegen war die Freiheit der Erziehung, nicht nur als akademische Freiheit, sondern als Erweiterung der Freiheit der Schüler und des Bildungssystems im Allgemeinen. Er war überzeugt von der entscheidenden Rolle der Zivilgesellschaft in der Bildung außerhalb von Kirche und Staat. Er postulierte eine säkulare Erziehung mit einem starken Respekt und förderte die intertheologische Erweiterung der Schulbildung der Frau. Die ILE war die erste Institution in Spanien, die die Koedukation einführte.