Joan Miró: Künstlerische Entwicklung & Hauptwerke im Vergleich

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Joan Miró: Leben und künstlerische Anfänge

Joan Miró (geboren 1893 in Barcelona) war ein spanischer Maler, Grafiker, Bildhauer und Keramiker.

Joan Miró zählt zu den bedeutendsten europäischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. In seinen Kunstwerken entwickelte er eine neue, einzigartige Bildsprache, geprägt von Spontaneität, Freiheit und großer Ausdruckskraft. Miró war maßgeblich vom Kubismus und Surrealismus beeinflusst.

Im Jahr 1900 besuchte Joan Miró die Grundschule, wo er als Tagträumer galt. Sieben Jahre später, 1907, trat er in die Kunstakademie in Barcelona ein.

Miró tritt in die Kunstakademie in Barcelona ein.

Drei Schlüsselwerke von Joan Miró im Vergleich

Im Folgenden werden drei bedeutende Werke von Joan Miró verglichen, die seine künstlerische Entwicklung aufzeigen:

1. „Der Bauernhof“

Dieses Frühwerk ist eine Hommage an Mirós geliebtes Katalonien und seine Heimat, eine tief empfundene Liebeserklärung an seine Familie und Wurzeln.

2. „Karneval des Harlekin“

Hier manifestiert sich erstmals eine deutliche stilistische Veränderung: Das Bild ist reich an surrealistischen Elementen und fängt den Zeitgeist seiner Entstehungszeit erfolgreich ein.

3. „Der grüne Mond“

Als eines seiner späteren Werke zeigt es Mirós Auseinandersetzung mit der Lithografie, deren weiche Linien und die daraus resultierende Sinnlichkeit ihn faszinierten.


Der Bauernhof

Analyse: „Der Bauernhof“ – Realismus und Heimatverbundenheit

Obwohl „Der Bauernhof“ noch keine surrealistischen Elemente aufweist, legte Miró großen Wert auf eine detailgetreue Darstellung. Beispiele hierfür sind das Pferd, das sein Hinterteil aus der Tür des linken Hauses streckt, oder der transparent dargestellte Stall im rechten Haus, der einen Blick ins Innere erlaubt, wobei die Gitter nur an der sichtbaren rechten Wand angedeutet sind. Typisch für Miró war auch die Verbundenheit zu Mont-roig, das im Hintergrund zu erahnen ist. Die Bedeutung der spanischen Bauern drückte er durch die Darstellung ihrer Arbeitswerkzeuge (Gießkanne und Eimer) auf den Feldern aus.

Das Bild enthält keine surrealistischen Elemente. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die natürliche Größe für Joan Miró keine Rolle spielt. Je größer die dargestellten Gegenstände sind, desto wichtiger waren sie für ihn. Daher malte er einen großen Baum in der Mitte des Bauernhofes, der als Symbol für sein Leben und seine Herkunft dient. Wie bereits erwähnt, stammte Joan Miró aus Barcelona. Die rote Farbgebung der Erde, die von traditionellen Darstellungen abweicht, unterstreicht die symbolische Bedeutung der Farben in seinen Werken.


„Karneval des Harlekin“: Surrealismus & Farbenpracht

Bei der Betrachtung dieses Bildes fällt sofort die Fülle an verschiedenen Formen auf; bei jedem neuen Hinsehen entdeckt man eine neue Figur. Die Vielfalt und Farbenfreude verleihen dem Werk tatsächlich den Charakter eines Karnevals. Es weist zahlreiche surrealistische Elemente auf, wie die frei im Raum stehende Leiter mit einem Ohr in der linken Bildhälfte oder der Flaschengeist in der rechten Bildhälfte, der sichtbar Noten singt. Dieses Bild enthält keinerlei detaillierte realistische Elemente und ist somit ein Paradebeispiel aus Mirós vollkommen surrealistischer Phase.


Analyse: „Der grüne Mond“ – Abstraktion und Lithografie

In diesem Werk vereinfacht Miró die Formen so stark, dass nur noch Striche erkennbar sind, was einen entfremdenden Eindruck hinterlässt. Das einzige Element, dessen Darstellung eindeutig ist, ist der Sichelmond in der Bildmitte. Die Interpretation der anderen Figuren bleibt offen, wobei das Gebilde links unten einen Menschen und das rechts daneben ein Pferd darstellen könnte. Um die Entfremdung zu verstärken, fügte Miró ein Gebilde aus gelben Linien über die gesamten Figuren hinzu, was dem Werk einen fast kindlichen Charakter verleiht. Diese Ausdrucksweise ist typisch für diese Phase seines künstlerischen Schaffens, in der er zahlreiche Lithografien schuf, die oft die Themen Frau, Vogel und Sterne aufgriffen.

Künstlerische Entwicklung und Stilwandel bei Joan Miró

Der Vergleich dieser drei Werke verdeutlicht Joan Mirós kontinuierliche künstlerische Entwicklung. Er experimentierte stets mit neuen Kunstformen und verweilte für bestimmte Perioden bei ihnen.

Phasen der Entwicklung: Von Realismus zu Abstraktion

  • „Der Bauernhof“: Dieses Frühwerk ist noch detailreich und stark an der natürlichen Farbgebung orientiert, was Mirós anfänglichen Bezug zur Realität zeigt.
  • „Karneval des Harlekin“: Hier dominieren rein surrealistische Elemente, die Mirós innere Gefühle und seine Abkehr von der gegenständlichen Darstellung widerspiegeln.
  • „Der grüne Mond“: Als Lithografie repräsentiert es eine neue Kunstrichtung, der Miró bis zum Ende seines Lebens treu blieb. Die weichen Linien, die durch die Poren des Kalksteins entstehen, ermöglichten ihm einen besonders feinfühligen Ausdruck seiner oft schüchternen Gefühle.

Wandel in Realitätsbezug und Farbgebung

Vom ersten bis zum letzten Werk lässt sich eine deutliche Entwicklung in Mirós Bezug zur Realität erkennen. Während er im Frühwerk noch stark an der Wirklichkeit festhält, entfernt er sich zunehmend von ihr und flüchtet in eine eigene Traumwelt, in der er Realität und Gefühle in seinen Bildern verarbeitet. Dieser Übergang in eine rein subjektive Gefühlswelt wird in seinen späteren Werken immer deutlicher, da sich die Bilder mehr und mehr von der äußeren Wirklichkeit lösen. Parallel dazu verringert sich im Laufe seines Lebens die Farbenvielfalt in seinen Werken. Während „Der Bauernhof“ noch zahlreiche Farbtöne aufweist, beschränkt sich „Der grüne Mond“ auf lediglich sieben, eher eintönige Farben.

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