John Stuart Mill: Utilitarismus, Freiheit und Gesellschaft
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John Stuart Mill: Grundlagen des Utilitarismus
Der Utilitarismus ist eine teleologische Ethik, die den Zweck des menschlichen Handelns betrachtet, insbesondere das Glück, das durch menschliche Handlungen erreicht wird, und die Nützlichkeit dieser Handlungen. Vereinfacht ausgedrückt definieren wir Utilitarismus als eine Ethik, die besagt, dass das Gute das ist, was uns nützlich ist. Wir bewerten die Konsequenzen unserer Handlungen (nützlich oder unnütz) im Hinblick auf das Glück, das sie uns und vor allem der Gesellschaft bringen.
Strukturell ist der Utilitarismus eine bürgerliche Philosophie, die aus der Aufklärung hervorging und die Idee des Fortschritts vertritt. Sie betrachtet die Welt als objektive Realität und rationale Entscheidungsfindung als messbar und bewertbar hinsichtlich ihrer Konsequenzen. Der Utilitarismus akzeptiert die Praxis als Kriterium zur Beurteilung der Realität, um eine moralische Ordnung durch die vielfältigen und oft widersprüchlichen individuellen Wünsche zu erreichen. In diesem Sinne ist sie eine objektivistische Philosophie. Die Realität anhand der Praxis zu ordnen, zu erziehen und zu bewerten, ist möglich, da dies ein extremes Element der Subjektivität im menschlichen Handeln vermeidet.
Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung
Mill sprach sich entschieden gegen Einschränkungen der Denkfreiheit aus, selbst wenn die Mehrheit der Bevölkerung Einigkeit zeigte. Die Freiheit der Meinung und Meinungsäußerung hat einen entscheidenden sozialen Nutzen: Sie ermöglicht Entwicklung und Fortschritt und führt zu mehr Wohlstand in der Gesellschaft. Mill kritisierte Gesetze, die die Meinungsfreiheit einschränkten (z. B. durften Personen, die nicht an Gott oder ein Leben nach dem Tod glaubten, nicht als Zeugen vor Gericht auftreten).
Ökonomischer Liberalismus und soziale Gerechtigkeit
Das utilitaristische Prinzip des Gemeinwohls ermöglicht die Verteidigung des Kapitalismus, wobei soziale Ungleichheiten durch staatliche Interventionen reduziert werden können. In diesem Sinne verteidigte Mill Maßnahmen wie:
- Begrenzung der Arbeitszeit
- Verbot von Kinderarbeit
- Kontrolle von Produkten zur Betrugsprävention
- Förderung von Gesundheit und Bildung
- Gleichstellung von Männern und Frauen
Glück als oberstes Ziel des Handelns
Glück ist das einzige Ziel all unseres Handelns, eine Ansicht, die auch von Philosophen wie Aristoteles und Epikur geteilt wurde.
Mill vs. Bentham: Nuancen des Utilitarismus
- Mill: Vertritt einen altruistischen Utilitarismus. Er unterscheidet zwischen privatem und öffentlichem Wohl, wobei das Ziel die Maximierung der Summe des Glücks ist.
- Bentham: Vertritt einen individualistischen Utilitarismus. Das Glück des Einzelnen wird mit dem Glück der gesamten Menschheit identifiziert.
Gerechtigkeit und Nützlichkeit
Was gerecht ist, ist nützlich: Nur durch die Analyse der Konsequenzen wissen wir, ob eine Handlung gut oder schlecht ist. Es gibt keine moralische Autorität außerhalb des empirischen Feldes; Moral sollte empirisch evaluiert werden. Dies steht im Gegensatz zu moralischem Intellektualismus oder Kants Deontologie, weist aber Parallelen zu den Ansichten von Aristoteles, Epikur und Hume auf.
Schutz der individuellen Freiheit
Die Mehrheit darf die individuelle Freiheit nicht einschränken. Wenn eine falsche Meinung unterdrückt wird, verhindert das Schweigen die Akzeptanz anderer Meinungen und die Korrektur von Fehlern. Wir müssen unsere Fehlbarkeit anerkennen. Nur durch Diskussion und Erfahrungsaustausch können Menschen ihre Fehler korrigieren. Ideen können immer falsch sein, daher sollte Kritik stets akzeptiert werden.