José Ortega y Gasset: Philosophie, Einfluss und historischer Kontext

Eingeordnet in Philosophie und Ethik

Geschrieben am in Deutsch mit einer Größe von 3,22 KB

Einfluss und Rezeption von Ortega y Gassets Denken

Obwohl José Ortega y Gasset zu den wichtigsten Vertretern der spanischen Philosophie zählt, fand sein Denken zunächst keine allzu begeisterte Aufnahme. Ortega trennte seine berufliche und geistige Tätigkeit nie von den politischen und sozialen Umständen seines Heimatlandes Spanien. Neben seiner akademischen Arbeit suchte er stets die Verbindung zwischen Philosophie und dem öffentlichen Leben. Dies zeigte sich unter anderem in der Gründung der Revista de Occidente, deren Leitartikel er zunächst selbst verfasste.

Ortega bildete eine Reihe bedeutender Schüler aus, darunter Marías, Gaos, Ayala, Granell und Zambrano, von denen viele später ins Exil nach Nord- und Südamerika gezwungen wurden. Mit Ausbruch des Bürgerkriegs schwieg Ortega. Er wurde von beiden Seiten kritisiert, und nur seine Jünger setzten sich weiterhin mit seinen Gedanken auseinander. Nach seinem Tod galt Ortegas metaphysisches Denken zunächst als überholt. Im Ausland, insbesondere in Deutschland und Frankreich, fand sein Werk jedoch eine bessere Rezeption, da seine Jünger seine Ideen an Universitäten und durch Publikationen verbreiteten.

Ortegas aktuelles Erbe liegt in seinem Beitrag zur Debatte über die Krise des modernen Lebens und seinem Begriff der Vernunft, der eine grundlegende Kritik des europäischen Rationalismus darstellt. Er prägte viele philosophische Begriffe, die das spanische philosophische Denken maßgeblich beeinflussten und das Bewusstsein für die aktuelle philosophische Diskussion schärften.

Historischer Kontext von Ortega y Gassets Wirken

José Ortega y Gasset wurde 1883 in Madrid geboren, während der Regierungszeit von König Alfons XII. Das Jahr 1898, geprägt vom Verlust der letzten spanischen Kolonien, stürzte das Land in tiefen Pessimismus. In dieser Zeit begann Ortega, die alte Politik durch neue Ansätze zu ersetzen. Wichtige soziale Entwicklungen prägten diese Ära: 1904 wurde das Sonntagsruhegesetz erlassen, 1908 das Streikrecht geregelt und 1919 der Achtstundentag eingeführt.

Ortega trat ins öffentliche Leben, als er den Lehrstuhl für Metaphysik an der Universität Madrid übernahm. Diese Professur verband er mit der Veröffentlichung zahlreicher Zeitungsartikel sowie intensiven kulturellen und politischen Aktivitäten. Ortega stellte sich der Diktatur Primo de Riveras entgegen und trat 1929 infolge der Intervention des Diktators an der Universität von seinem Lehrstuhl zurück. Seine letzten fünf Vorlesungen hielt er außerhalb der Universität. Sein Lob der Philosophie im Rahmen dieser Vorlesungen hatte weitreichende soziale Folgen und trug maßgeblich dazu bei, ein breiteres Interesse am philosophischen Denken zu wecken.

Ortega kehrte auf seinen Lehrstuhl zurück und verfasste zusammen mit anderen Intellektuellen den Irrtum Berenguer, woraufhin sie die Vereinigung im Dienste der Republik gründeten. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs ging er schließlich ins Exil und lebte unter anderem in Portugal. Seitdem beschränkte sich seine öffentliche Wirkung hauptsächlich auf die Durchführung von Vorträgen. Später gründete er das Institut für Geisteswissenschaften.

Verwandte Einträge: