Kants Erkenntnistheorie: Materie und Form des Wissens
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Materie und Form des Wissens
Materie bezeichnet alles, was in irgendeiner Weise im Wissen gegeben ist. Die Form hingegen ist das organisierende Prinzip, das dem Wissen Struktur verleiht. Die Materie des Wissens ist das Gegebene (der Inhalt), die Form ist die Art und Weise, wie es uns gegeben wird (die Struktur).
Gliederung der reinen Vernunft
Teile der Transzendentalphilosophie | Gegenstand des Wissens | Vermögen | Wissenschaft |
Transzendentale Ästhetik | Anschauung (rein) | Sinnlichkeit | Mathematik |
Transzendentale Logik: Analytik | Begriffe | Verstand | Mathematik und Physik |
Transzendentale Logik: Dialektik | Ideen | Vernunft | Metaphysik |
Transzendentale Ästhetik
Die Transzendentale Ästhetik beschäftigt sich mit den Bedingungen der Möglichkeit sinnlicher Erkenntnis. Kant verwendet den Begriff 'Ästhetik' hier im ursprünglichen griechischen Sinne von 'Wahrnehmung' oder 'Empfindung'. Sie behandelt die a priori Formen der Sinnlichkeit, nämlich Raum und Zeit.
Synthetische Urteile a priori
Synthetische Urteile a priori sind Urteile, deren Prädikat nicht bereits im Begriff des Subjekts enthalten ist (synthetisch), die aber dennoch allgemeingültig und notwendig sind (a priori). Wie sind solche Urteile möglich, insbesondere in Mathematik und Naturwissenschaft? Kant argumentiert, dass sie auf den a priori Formen der Anschauung (Raum und Zeit) und den a priori Begriffen des Verstandes (Kategorien) beruhen.
"Die Urteile der Mathematik sind alle a priori."
Um die Möglichkeit der Mathematik zu erklären, müssen wir die Sinnlichkeit betrachten, durch die wir Objekte intuitiv erkennen. Anschauung ist der Akt der Erkenntnis durch Sinnlichkeit. Es gibt reine (a priori) und empirische (a posteriori) Anschauung.
So gibt es Materie und Form der Anschauung: Die Materie ist die Empfindung selbst, die Form sind die a priori Bedingungen der Sinnlichkeit (Raum und Zeit).
Raum und Zeit als a priori Formen der Sinnlichkeit
Für Kant sind Raum und Zeit die a priori Bedingungen aller äußeren bzw. inneren Wahrnehmung, die a priori Formen der Sinnlichkeit. Raum und Zeit sind keine Begriffe, sondern reine Anschauungen. Es gibt nur einen Raum und eine Zeit (beides reine Anschauungen, da sie unabhängig von Erfahrung sind). Sie sind unendliche Größen (quantitates infinitae), da jeder begrenzte Raum/Zeitabschnitt nur als Teil eines unendlichen Ganzen gedacht werden kann. Das Gleiche gilt für die Zeit.
Raum, Zeit und Mathematik
Auf den a priori Formen der Sinnlichkeit beruht die Möglichkeit mathematischer Erkenntnis. Der Raum ist die Grundlage der Geometrie, die Zeit die Grundlage der Arithmetik.
Mathematik baut auf der Erkenntnis von Größen und ihren Darstellungen (Zahlen) auf. Die reine Anschauung (Raum und Zeit) unterscheidet sich von den Empfindungen (Materie der Anschauung), obwohl sie die Form der empirischen Anschauung bildet (z. B. eine geometrische Figur im Raum). Wir können dasselbe über die Zeit sagen.
Der Raum wird als Form des äußeren Sinnes wahrgenommen, die Zeit als Form des inneren Sinnes. Kant sagt daher, dass Raum und Zeit als a priori Formen der Sinnlichkeit das Fundament der Mathematik bilden und so deren synthetischen Charakter a priori ermöglichen. Die Möglichkeit der Mathematik hängt von der reinen Anschauung ab.
Mathematik baut, wie jede Wissenschaft, auf Begriffen auf. Aber die Anwendung und Prüfung dieser Begriffe in der Mathematik hängt von der Anschauung ab, nicht nur vom Verstand. Kant sagt: "Die Rolle der Sinne ist die Anschauung, die des Verstandes das Denken."
Transzendentale Analytik
Kant unterteilt die Transzendentale Logik in Transzendentale Analytik und Transzendentale Dialektik. Die Analytik behandelt die Elemente des reinen Verstandes und die Bedingungen der Wahrheit. Die Dialektik behandelt die Illusionen, die entstehen, wenn die Vernunft über die Grenzen der Erfahrung hinausgeht.
Die Transzendentale Analytik erläutert die reinen Verstandesbegriffe (Kategorien) und das Vermögen, das sie anwendet (den Verstand). Diese Begriffe beziehen sich auf mögliche Erfahrung. Um zu erklären, wie diese Begriffe auf Objekte angewendet werden können, ist es notwendig, die Natur und die Arten der Urteile zu bestimmen. Ein Urteil ist die mittelbare Erkenntnis eines Objekts, d. h. die Darstellung einer Darstellung eines Objekts.