Kants Erkenntnistheorie: Raum, Zeit und Kategorien

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1. Raum und Zeit als Formen der Anschauung

Nach Kant sind Raum und Zeit *a priori* Formen, also formale Elemente, die das Subjekt einbringt. Sie sind reine Anschauungen, die jeder Empfindung zugrunde liegen. Jede Empfindung ist vielfältig und tritt in Raum und Zeit auf. Der Raum ist keine empirische Vorstellung, sondern die Bedingung der Möglichkeit der Erscheinungen. Er ist unendlich gegeben. Die Geometrie basiert auf der Anschauung des Raumes, die Arithmetik auf der Anschauung der Zeit. Die Geometrie ist somit eine synthetische Erkenntnis *a priori*. Der Raum ist nicht eine Eigenschaft der Dinge an sich, sondern die Form der Erscheinungen der äußeren Sinne.

Die Zeit ist die Grundlage aller Anschauungen. Zeiten sind nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Sie ist eine reine Form der sinnlichen Anschauung und eine einzige Zeit. Daher ist sie *a priori* und begründet die allgemeine Theorie der Bewegung. So wie der Raum die Form aller Erscheinungen der äußeren Sinne ist, ist die Zeit die Form des inneren Sinnes. Da aber das Innere auf das Äußere reduzierbar ist, ist alles Räumliche auch zeitlich, wie schon Descartes sagte. Auch die Arithmetik, die auf der Zeit basiert, ist auf die Zeit und den Raum reduzierbar, und somit ist die Geometrie auf die Arithmetik reduzierbar. Die Zeit an sich existiert nicht, sondern ist die Form des inneren Sinnes und die formale Bedingung *a priori* aller Phänomene. Die reinen Anschauungen ermöglichen die Existenz synthetischer Urteile *a priori* in der Mathematik.

2. Die Kategorien des Verstandes

Die Kategorien sind, wie Raum und Zeit, *a priori* Formen. Sie sind reine Verstandesbegriffe, die nicht der Anschauung entstammen und die Erkenntnis erweitern. Kant leitet in seiner Kategorientafel zwölf Kategorien ab, die in vier Klassen eingeteilt sind. Die Kategorien dienen dazu, die Mannigfaltigkeit der Anschauungen zu vereinheitlichen und Objekte zu denken. Sie haben die Funktion, synthetische Einheit zu schaffen. Die Kategorien können nur auf die Erfahrung angewandt werden, nicht aber auf das, was jenseits der möglichen Erfahrung liegt. Sie müssen auch auf die Anschauungen angewandt werden. Die Kategorien haben keine Anwendung, wenn sie von der Sinnlichkeit getrennt sind. Sie können nur auf die empirische Anschauung angewandt werden. Empirische Begriffe ohne Anschauungen sind leer. Die Kategorien haben keine empirische Bedeutung, daher können wir sie nicht auf Gott anwenden. Sie sind *aus der Natur des Verstandes abgeleitete* Studien.

3. Die Postulate der praktischen Vernunft

Die Postulate der praktischen Vernunft lassen sich in positive und negative einteilen. Die negativen Postulate ergeben sich aus der *Kritik der reinen Vernunft*. Dort wird festgestellt, dass die Metaphysik keine Wissenschaft ist und es auch nie sein kann, weil sie keine synthetischen Urteile *a priori* fällen kann. Die Kategorien können nicht auf Gott angewandt werden, sondern nur auf Phänomene und reine Anschauungen. Die positive Funktion der Postulate besteht darin, die metaphysische Spekulation zu verhindern. Sie ermöglicht es uns, die Begriffe der praktischen Vernunft, nämlich Gott, die unsterbliche Seele und die Freiheit, unberührt und unkontaminiert zu erhalten. Dies ist notwendig für die praktische Vernunft.

Die Postulate der praktischen Vernunft sind die Brücke zwischen der theoretischen und der praktischen Vernunft. Sie sind Aussagen, die nicht bewiesen werden können, aber als Grundlage akzeptiert werden müssen.

  • Freiheit: Wir müssen davon ausgehen, dass wir frei sind. Der Mensch ist zwar determiniert, aber wir müssen annehmen, dass er frei handelt, um überhaupt von Moral sprechen zu können. Wir können jemanden nicht moralisch für seine Handlungen verantwortlich machen, wenn wir davon ausgehen, dass er nicht frei ist.
  • Unsterblichkeit: Das Ziel des sittlichen Handelns ist die Vollkommenheit, die in einem endlichen Leben nicht erreicht werden kann. Nur die unsterbliche Seele kann Vollkommenheit erreichen.
  • Existenz Gottes: Gott ermöglicht die Synthese von Vollkommenheit und Glückseligkeit. Diese Synthese kann nur in Gott stattfinden.

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