Kants Ethik und Marx' Gesellschaftskritik: Vernunft und soziale Gerechtigkeit

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Praktische Anwendung der Vernunft: Kants Ethik

Immanuel Kant kommt zu dem Schluss, dass trotz der großen Vielfalt an ethischen Standards alle ein gemeinsames Merkmal haben: Sie sind ethische Materialien. Für Kant sind dies Regeln oder Wahrnehmungen. Kant kritisiert traditionelle Ethiken und nennt zwei Nachteile:

1. Empirische Ethik

Empirische Ethiken haben ihren Inhalt aus der Erfahrung. Sie sagen uns, was wir tun oder vermeiden sollen, basierend auf dem, was sich in der Vergangenheit bewährt hat. Das richtige Verhalten wird zur Erreichung eines Ziels gesucht. Diese Ethiken sind ein Vorteil, da sie einen klaren Weg aufzeigen. Das Ethische wird jedoch beeinträchtigt, da bestimmte Handlungen von Belohnung oder Bonus abhängen. Normen oder Leitlinien werden durch Wahrnehmung korrigiert.

Kant nennt diese Anforderungen hypothetische Imperative. Hypothetische Imperative gebieten Handlungen auf der Grundlage eines Ziels, das wir uns setzen. Sie sind daher bedingt. Nur wenn die Bedingung akzeptiert wird, macht der zweite Teil Sinn.

2. Heteronome Ethik

Bei heteronomen Ethiken werden unsere Grundsätze von externen Instanzen bestimmt. Die ethische Rechtfertigung basiert auf Zielen wie Glück oder Gesundheit und hängt von den Interessen des Einzelnen ab, unabhängig von der Richtigkeit. Diese Charakteristika machen ethische Materialien für Kant inakzeptabel. Für Kant muss Ethik universell und unabhängig sein, also eine rationale Ethik.

Kants Idee der Freiheit und Autonomie

Kant vertritt die Idee der Freiheit und Emanzipation von Unterordnung oder Abhängigkeit. Nach Kant erfordert die Emanzipation eine autonome Ethik, bei der das moralische Gesetz von uns selbst bestimmt wird. Dies führt zu einer formalen Ethik.

Formale Ethik

Formale Ethiken sind inhaltsleer. Sie sagen uns nicht, was wir tun sollen, sondern wie wir es tun sollen. Die ethischen Imperative sind hierbei kategorisch: Sie fordern Handlungen ohne Bedingungen oder Ausnahmen.

Kant formuliert den Grundsatz der Universalität des kategorischen Imperativs. Dieser sagt uns nicht, was wir tun sollen, sondern wie wir eine moralische Norm befolgen müssen. Kant betont, dass Menschen nicht als Mittel zur Befriedigung eigener Bedürfnisse benutzt werden dürfen, sondern als Zweck an sich mit Würde behandelt werden müssen.

Postulate der Vernunft

Für Kant ist der Wille, unsere Pflicht zu tun, die treibende Kraft der Moral. Die Freiheit des Menschen kann weder praktisch noch theoretisch bewiesen werden. Um über menschliche Freiheit zu sprechen, müssen wir transzendentale Ideen wie die Möglichkeit geistiger Realitäten betrachten. Kant nimmt hierzu eine agnostische Haltung ein. Diese Ideen sind jedoch für die Moral notwendig und werden als Postulate der praktischen Vernunft betrachtet:

  1. Menschliche Freiheit
  2. Unsterblichkeit der Seele
  3. Existenz Gottes

Unsterblichkeit der Seele und die Existenz Gottes können als Garanten für Tugend und Glück dienen.

MARX: Der soziale Protest und die Entfremdung

Der Marxismus ist nicht nur eine Theorie der Geschichte und Gesellschaft, sondern auch ein Streben nach sozialer Transformation. Um diese Transformation zu erreichen, müssen Ungerechtigkeiten und Missstände des Systems angeprangert werden, was Marx tut.

Entfremdung in der Wirtschaft

Arbeit ist nach Marx von Natur aus wichtig. Sie dient der Umwandlung der Natur und der Sicherung des Überlebens. Arbeit ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Form der Humanisierung. In der kapitalistischen Gesellschaft ist die Arbeit jedoch entwertet und beraubt den Menschen seiner Tätigkeit.

Der Begriff der Entfremdung bedeutet bei Marx, dass der Arbeitnehmer sich selbst oder seine Arbeit als fremd empfindet. Dies führt zu einer Entmenschlichung, wenn Arbeitnehmer sich nicht anerkannt oder geschätzt fühlen. Marx unterscheidet zwei Ebenen der Entfremdung:

  1. Entfremdung vom Produkt der Arbeit: Der Arbeitnehmer erkennt sich nicht im Produkt seiner Arbeit wieder. Das Produkt wird zur Ware und dient nur noch der Transaktion und dem Kapital. Es wird zu einem Instrument der Transformation und Ausbeutung.
  2. Entfremdung von der Arbeit selbst: Die Arbeit wird als aufgezwungen und unter unmenschlichen Bedingungen empfunden. Der Arbeitnehmer kann seine Fähigkeiten und sein geistiges Potenzial nicht entfalten, da er nur ein Teil des Produktionsprozesses ist.

Diese Entfremdung beinhaltet die Aneignung des Mehrwerts, der für Marx die Grundlage des Mechanismus der Ausbeutung der Arbeitnehmer durch die Bourgeoisie ist. Kapitalbildung ist nur möglich, wenn einige die Produktionsmittel besitzen und daraus Nutzen ziehen. Diese Akkumulation geschieht durch eine Wertsteigerung der Ware, die über den Lohn hinausgeht, den die Arbeiter erhalten. Der Mehrwert ist das Wesen des Kapitalismus, wo alles zur Ware wird und den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegt, einschließlich der menschlichen Arbeitskraft.

Soziale und religiöse Entfremdung

Soziale und religiöse Entfremdung ergeben sich aus der wirtschaftlichen Entfremdung. In der Gesellschaft führen die Verteilung und die strengen sozialen Schichten, die von den Produktionsmitteln abhängen, zu Diskriminierung. Religion betrachtet Marx als ein Mittel, die benachteiligte Klasse ruhigzustellen.

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