Kants Fragen, Ethik und Moralentwicklung: Theorien von Kohlberg und Maslow

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1. Kants vier große Fragen und ihre Forschungsbereiche

Die zentralen Fragen der Philosophie Immanuel Kants sind:

  • Was muss ich wissen? (Metaphysik)
  • Was soll ich tun? (Moral und Religion)
  • Was kann ich erwarten? (Religion)
  • Was ist der Mensch? (Anthropologie)

Die erste Frage bezieht sich auf die Metaphysik, die zweite und dritte auf die Moral und Religion, und die vierte auf die Anthropologie.

2. Warum ist die Frage „Was soll ich tun?“ die dringendste?

Diese Frage gilt als die dringendste, da das menschliche Leben im Gegensatz zu dem anderer Lebewesen nicht standardisiert ist. Wir müssen unsere Ziele ständig neu definieren. Wir sind nicht einfach nur in die Welt gesetzt, sondern wir gestalten sie aktiv und bauen uns selbst auf.

3. Die zwei Welten des menschlichen Lebens: Fakten und Werte

Im menschlichen Leben existieren zwei Welten:

  1. Das Universum der Fakten (Sein): Bezieht sich auf das, was ist, was wir wahrnehmen, was mit uns geschieht, was wir tun und was die Wissenschaft untersuchen kann.
  2. Das Universum der Werte (Sollen): Bezieht sich auf das, was sein sollte, welche Werte wir haben, was wir verdienen, was wir tun sollten und was wir anstreben, um die Moral zu regeln.

4. Die Frage nach der Umsetzung und dem guten Leben

Eine Unterfrage von „Was sollen wir tun?“ lautet sinngemäß: „Wie bringe ich die Dinge gut zum Laufen?“

Wenn wir unsere Wünsche und Forderungen an das Leben kennen, muss unsere Intelligenz in der Lage sein, die durch Erfahrung gelieferten Daten zu verarbeiten, um die Mittel zur Erreichung dieser Ziele zu finden. Obwohl wir uns wünschen, ein gutes Leben zu genießen, gelingt uns dies oft nicht.

Eine zentrale Aufgabe der Intelligenz ist es daher, das gute Leben zu fördern, indem sie so viel Wissen wie möglich über die Realität, in der wir leben, erwirbt und unser Verhalten entsprechend anpasst.

5. Steht das gute Leben im Gegensatz zum moralischen Leben?

Dies ist eine schwierige Frage, die wir uns gelegentlich stellen: Führt ein gutes Leben für mich zwangsläufig dazu, dass ich ein moralisch gutes Leben führe?

Kurzfristig mag dies nicht der Fall sein. Aber wie sieht es langfristig aus? Ist es wahrscheinlicher, dass unmoralisches Verhalten langfristig für den Einzelnen und seine Lieben belohnend, angenehm oder nützlich ist?

6. Zentrale Konzepte: Gutes Leben, Pflicht und Gewissen

Um das gute Leben zu erreichen, müssen wir unserer Pflicht nachkommen. Dabei stützen wir uns auf eine spezifisch menschliche Fähigkeit: die moralische Fähigkeit.

Werte sind eng mit unserer Natur verbunden. Wir müssen bestimmte Werte als besser als andere erachten, damit wir in Situationen, die wir als moralisch gering oder demoralisierend empfinden, nicht die Kraft verlieren.

Das moralische Gewissen ist die Instanz, die uns befähigt, zwischen moralisch Gut und Böse zu unterscheiden.

7. Unmoralisches vs. Amoralisches Verhalten

Unmoralisches Verhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Person die moralischen Normen ihrer Umgebung und das Bewusstsein von Gut und Böse nicht respektiert oder bewusst dagegen handelt.

Amoralisches Verhalten hingegen beschreibt das Fehlen eines moralischen Bewusstseins oder die Unfähigkeit, moralische Urteile zu fällen.

Man spricht von Unmoral, wenn man sich auf das Verhalten einer Person bezieht, die moralisch urteilsfähig ist, aber bewusst falsch handelt. Eine Person, die als amoralisch betrachtet werden könnte, wäre beispielsweise ein geistig behinderter Mensch, dem die kognitive Fähigkeit zur Unterscheidung von Gut und Böse fehlt.

8. Unterschiede zwischen Ethik und Moral

Moral wird definiert als die Fähigkeit, zwischen dem, was wir tun, und dem, was wir tun sollten, zu unterscheiden (die tatsächlichen Handlungsnormen).

Ethik bezieht sich auf die philosophische Reflexion über diese Moral. Ethik ist die Theorie der Moral.

Bezugnahme in den Wissenschaften:

  • Soziologie: Klassifiziert und vergleicht moralische Systeme, untersucht deren Entstehung und Entwicklung.
  • Psychologie: Untersucht die Rolle von Moralvorstellungen im menschlichen Leben.
  • Philosophie: Ist verantwortlich für die kritische Reflexion über diese moralischen Codes – dies ist die Ethik.

9. Moral und Vernunft: Der Moralische Rationalismus

Die Lehre, die besagt, dass die Moral von der Fähigkeit der Vernunft abhängt, wird als Moralischer Rationalismus bezeichnet.

Diese Position behauptet, dass Gut und Böse Ideen sind, die erkannt werden können, und dass dieses Wissen der Schlüssel zu moralischem Verhalten ist. Sie wurde von Philosophen wie Platon und seinem Lehrer Sokrates verteidigt.

10. Moral und Gefühl: Der Emotivismus

Die Lehre, die besagt, dass die moralische Fähigkeit von Gefühlen oder Emotionen abhängt, wird als Moralischer Emotivismus bezeichnet.

Diese Position betont die Bedeutung von Emotionen und Gefühlen im menschlichen Handeln und verteidigt die Ansicht, dass Gut und Böse keine Ideen, sondern Gefühle sind. Demnach kann moralische Erziehung nur eine sentimentale Erziehung sein. Ein prominenter Vertreter dieser Lehre ist David Hume.

11. Moralische Fähigkeit: Geist vs. Evolution

Die idealistische/dualistische Position (Geist)

Vertreter dieser Ansicht argumentieren, dass nur der Mensch fähig ist, die tief verwurzelten Naturgesetze zu verändern, die auf das eigene Überleben abzielen. Sie sehen die Welt der Natur und die Welt der Moral als zwei voneinander getrennte Realitäten.

Die materialistische/evolutionäre Position (Natur)

Materialisten argumentieren, dass die moralische Fähigkeit nur aus der Natur stammen kann und ein Ergebnis der Evolution ist.

Hemmungsmechanismen: Diese Mechanismen dienen dazu, reine Aggressivität zu stoppen, da diese das Überleben der Art erschwert. Die menschliche Natur verfügt jedoch nicht über Hemmungsmechanismen, die in der Lage sind, die erhöhte destruktive Kapazität zu bewältigen, die wir entwickelt haben.

Beispiel: Ein Mensch ist möglicherweise unfähig, eine andere Person direkt anzugreifen, kann aber aus der Ferne den Knopf für einen Flugkörper drücken, um Tausende von Menschen zu vernichten.

12. Kohlbergs Stufen der Moralentwicklung

Lawrence Kohlberg unterteilt die Moralentwicklung in drei Hauptstufen:

  1. Präkonventionelle Stufe

    Das kleine Kind versteht Regeln und Konventionen noch nicht. Das Verhalten wird schlicht und einfach durch das eigene Interesse bestimmt: Zufriedenheit erlangen oder Leid vermeiden. Das Verhalten ist stark durch Belohnungen und Strafen (ein Lächeln, ein Schrei) geprägt.

  2. Konventionelle Stufe

    Das Kind beginnt, die Existenz von Vorschriften und Regeln zu entdecken. In dieser Phase wird oft die berühmte Frage „Warum?“ gestellt, da das Kind die Gesetzmäßigkeiten der Welt erforscht.

  3. Postkonventionelle Stufe

    Diese Stufe ist sehr komplex und wird nicht von allen Erwachsenen erreicht. Sie basiert auf selbst gewählten Standards, die erlassen werden, um Vereinbarungen zu allgemeineren, universellen Werten zu erzielen.

13. Die Maslowsche Bedürfnispyramide

Abraham Maslow erklärt das menschliche Wachstum und die Motivation durch eine hierarchische Pyramide. Diese Hierarchie besteht, von unten nach oben, aus den folgenden Bedürfnissen:

  1. Physiologische Bedürfnisse (Grundbedürfnisse)
  2. Sicherheitsbedürfnisse
  3. Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Liebe (Soziale Bedürfnisse)
  4. Bedürfnisse nach Wertschätzung und Anerkennung
  5. Bedürfnisse der Selbstverwirklichung (Spitze der Pyramide)

Diese Hierarchie impliziert, dass die Bedürfnisse der unteren Ränge zuerst befriedigt werden müssen, bevor die Bedürfnisse der höheren Ränge relevant werden. In diesem Sinne stehen die physiologischen Bedürfnisse im Vordergrund.

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